Schlafwandeln im Londoner Nebel

Am fünften Tag des Wiener Festivals Run Vie setzen die Veranstalter auf Schlafwandelmusik. Es wird der schummrigste und beste Tag dieses Festivals sein.

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Der Grund warum London 2011 das Zentrum für hypnotisierenden Sprechgesang ist, heißt Obaro Ejimiwe alias Ghostpoet. Sein Debüt „Peanut Butter Blues & Melancholy Jam“ (via Brownswood Recordings) funktioniert wie ein Sog, der seine Zuhörer mit offenen Ohren taumeln und mitträumen lässt. Sein Künstlername ist Programm: Downbeat, Trip Hop, IDM, Dub und Post-Dubstep bilden den gespenstischen Klangteppich auf dem seine Raps schlafwandeln.

Seine Stimme ist entschleunigt oder murmelt beinahe, wenn Ghostpoet von Alltagsbefindlichkeiten im nebligen London berichtet. Meist bewegt er sich da zwischen Afterhour und Katerstimmung; sanft unterstrichen von brodelnden Step-Beats, sphärischer Stückwerkelektronik und pumpenden Bässen (bestes Beispiel: die Single »Cash And Carry Me Home«). Wer zu Roots Manuva, King Midas Sound und James Blake mühelos ja sagen kann, sollte an diesem Abend nicht fehlen und wird Ghostpoet mindestens bis zur nächsten Dämmerung genießen.

Nicht minder bestaunenswert sind an diesem Abend Darkstar, die Bass-Avantgardisten aus dem Hause Hyperdub (Kode9, Burial, Ikonika – ihr wisst Bescheid). Sie haben 2010 mit ihrem Album „North“ beeindruckt und gezeigt, wie man aus Dubstep Songs macht und wie das Genre zur schimmernden Fußnote in einem großen Synth-Pop-Melancholia werden kann.

Knisternden Rhythmen, schummrige Sounds und vibrierenden Sphären erwarten uns an diesem verträumten Abend. Schummriger und gleichsam besser wird dieser Wiener Festivalherbst kaum noch werden können.

Run Vie

Ghostpoet & Darkstar

Donnerstag 08. September, WUK Wien

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