Schrift stirbt

Ob L.A. oder Wien – schicke Schriftzüge im öffentlichen Raum verschwinden zunehmend. Eine Ausstellung zeigt nun die verlorenen Perlen beider Städte.

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Der Coiffeur wird zu Klipp, die Drogerie zu Bipa. Die aufwendig produzierten Schriftzüge verwandeln sich in bedruckte Folien auf Leuchtkästen. Jeder kennt das Gefühl, wenn kleine Geschäfte mit ihren unverkennbaren Typografien plötzlich verschwinden und durch neue, austauschbare Shops ersetzt werden: eine Woche später erinnert man sich kaum noch, was da einmal war. Immer mehr Leute versuchen jetzt aber, Schriftzüge zu retten oder zumindest festzuhalten.

Da gibt es zum Beispiel den Verein Stadtschrift, der kurz vorm Abriss stehende Schriftzüge birgt, oder das Buchstabenmuseum in Berlin. Denn dieses Phänomen spielt sich nicht nur in Wien ab, sondern auf der ganzen Welt. Wie in der Ausstellung Signs from different Worlds zu sehen ist, auch in Los Angeles.

Schriftzüge von Wien bis Los Angeles

Achim Gauger (Wien) und Steven Spiegel (Los Angeles) interessieren sich für genau diese aussterbenden Schriftzüge. Die zwei Instagrammer stellen ihre einzigartigen Fotos in der Ausstellung Signs From A Different World gegenüber. Denn wenn schon nicht alle Schriftzüge gerettet werden können, sollen sie zumindest im Internet einen Fußabdruck in der Geschichte hinterlassen. Während beim Verein Stadtschrift der Schriftzug selbst geborgen und in einem neuen Kontext (Museum, Feuermauer) ausgestellt werden, nimmt Gaugers und Spiegels Projekt nochmal den Umweg über eine Form der Fotografie (Instagram), die erst kürzlich den Eintritt in einen musealen Kontext geschafft hat. Erwähnenswert ist hier sicherlich auch noch, dass gerade der Retro-Trend sich vom oberflächlichen Nostalgie Chic erfolgreich zu einer sehr ernstzunehmenden Art der Dokumentation (siehe auch Vintage Vienna) entwickelt hat. Schaut aber trotzdem gut aus.

Signs from different Worlds zeigt vom 26. Februar bis 7. März 2015 im West46 Instagrams aussterbender Schriftzüge. Achim Gauger kuratierte auch unser letztes Pandagram, siehe hier.

Bild(er) © Achim Gauger
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