The Hoff war in Österreich, irgendwo im Salzkammergut auf einem Festival, das ganz dem Ex-Auto- und Strandflüsterer verschrieben war. Das Interview ging irgendwie daneben, die Live-Fotos streikten auch und David Hasselhoff rettete alles mit einem Lächeln.
Die Hoffmania ward ausgebrochen in Gmunden. Gefeiert von zahlreichen Fans aus ganz Europa kehrt David Hasselhoff 25 Jahre nach seiner ersten Tournee zurück nach Österreich – dem Land, in dem er musikalische Erfolge feierte wie in keinem anderen. Nun, außer Deutschland. Die Städte und Bühnen mögen inzwischen kleiner geworden sein – und doch bietet dies einige Entfaltungsmöglichkeiten für den charismatischen Selbstdarsteller.
Der elegante Dandy
Der Auftakt des dreitägigen Hoff-Festivals im Salzkammergut war gleichzeitig sein Höhepunkt: In der intimen Atmosphäre des schmucken Gmundner Stadttheaters beeindruckte der Hoff als Entertainer. Nur mit Begleitung eines E-Pianos gab er große Balladen aus dem Standardrepertoire US-amerikanischer Popmusik zum Besten. Und in der Tat, es liegt ihm; bei einem Song wie "Feeling Good" konnte er seine stimmlichen Kapazitäten fernab von Gassenhauern wie "Crazy For You" unter Beweis stellen. Deshalb dürfte zwar niemand gekommen sein, aber nett zu wissen.
In schwarz-weißen Lederschuhen, mit Anzug, Hut und Glitzerjacket gibt er den charismatischer Dandy – erfreulich wenig lächerlich, beinah von schlichter Eleganz. Und perfekte Manieren eines Dandys sind ja nichts, was David Hasselhoff in seinem bisherigen Leben ausgezeichnet hätte. Die ganze Welt sah zu, wie er an seinem persönlichen wie beruflichen Tiefpunkt sturzbetrunken vergeblich versucht hatte, einen Burger zu verspeisen. Doch einen Hasselhoff bringt so schnell nichts um. Im Interview zeigt sich der geläuterte Star als Motivationscoach: „Ich habe gelernt, dass es wichtig ist, niemals aufzugeben. Das Showbusiness ist unglaublich hart, man muss lernen mit Ablehnung umzugehen. Hör auf dein Herz, glaub an deine Träume, dann werden sie wahr werden.“
„The Hoff“ – die Kultfigur
Beim spärlich besuchten zweiten Konzert am Samstag, einem Open Air am Gmundner Stadtplatz ist das Programm zwar fast das gleiche, wirkt aber bei weitem belangloser als die charismatische Einlage zwei Tage zuvor. Mit Band, Tänzern und Bojen erscheint das musikalische Schauspiel plötzlich unkoordiniert auf der riesigen Bühne. Der Sänger treibt seinen Selbstkult auf die Spitze, spielt wieder seine populäre Rolle als „The Hoff“. Mit hofftastischen Wortspielen von "Desperate Hoffwives" bis "Fuck Hoff" beginnt er seine Konzerte. Mit Selbstironie macht sich David selbst darüber lustig, dass er wohl immer der Typ bleiben wird, der mit seiner Uhr spricht und in Slow-motion am Strand entlang läuft.
Für jene, die sich fragen, warum es Hasselhoff es noch nötig hat mit seinen 61 Jahren tagelang in der österreichischen Provinz aufzuspielen ruft er die Antwort bereitwillig selbst von der Bühne: "Ich bin hier, weil ich immer noch für meine Ex-Frau zahlen muss!" Die Hoff-Fans lachen und verzeihen falsche Töne und verpasste Einsätze.
Mut zur Trivialität
Überraschen konnte David Hasselhoff eher im Schlichten, mit Lächeln und Ausstrahlung. Im kleinen Theater ist er der elegante Showmaster, der Musical-Sänger vom Broadway, der er immer sein wollte. „Mein Broadwayauftritt im Musical Dr. Jekyll & Mr. Hyde (2001) war einer der stolzesten Momente in meinem Leben. 40 Jahre habe ich gebraucht um mir meinen Traum zu verwirklichen“, denkt David im Interview an den Höhepunkt seiner Karriere zurück.
Vielleicht bleibt nach sprechenden Autos und roten Badehosen, nach Burgern und Reality Shows noch die unprätentiöse Einfachheit, die David Hasselhoff mit einem letzten Turbo Boost noch einmal aus der gefährlichen Brandung befördern kann. Den Mut zur Trivialität, den hat er.