Self-Media Man

Michael Buchingers »albernes Hobby« hat 17.000 Likes auf Facebook. Er ist einer der bekanntesten Youtube-Vlogger Österreichs und könnte das schon bald zu einem Beruf machen.

Vlogger von Beruf

Michael verdient mittlerweile durch Werbung auf seinem Kanal ein respektables Trinkgeld, ist aber weit davon entfernt, davon leben zu können. Auf die Frage, wie er die Entwicklung von Youtube in nächster Zeit einschätzt, meint er, dass es – seit es durch den Launch von youtube.at im April möglich wurde, Partner zu werden – noch einmal einen großen Schub gegeben habe. »Die Verdienstmöglichkeit hat viele gelockt. Einige meiner Freunde haben jetzt ihre eigenen Kanäle«, sagt Michael. Wie weit man mit Youtube gehen kann, weiß er nicht, es sei ja doch noch immer ein verhältnismäßig neues Medium, doch er glaubt, dass Videos im Netz nicht so bald weniger geschaut werden. Und Youtube hat selbst ein Interesse daran, dass Leute ihre Kanäle professioneller bespielen können. Michaels etwas naiv klingender Wunsch, dass Youtube-Videos machen zu einer Art Beruf und nicht als »albernes Hobby« abgetan wird, ist gar nicht so unrealistisch.

Michael hat darin jedenfalls sein optimales Format gefunden, es an sich und sich an es angepasst. Für seine Texte – er beschreibt auf seiner Website gewohnt überspitzt Episoden aus seinem Leben und verfasst eine Kolumne für das Faux Fox Magazin – erhält er nur den Bruchteil der Likes. Nur zu sagen, dass Videos einfach immer beliebter sind als Texte, wäre aber zu kurz gegriffen. Es ist eher einer Frage der Wahrnehmung. Michael Buchinger ist eben Youtube und Facebook. Spricht man mit Freunden und erwähnt den Namen, heißt es oft: »Ah, der mit den Videos.«

Das ist umso bemerkenswerter, weil Michaels Fans eher jünger sind als er selbst. 13- bis 18-Jährige machen den größten Teil seiner Fans aus, sagt die Facebook-Statistik. Zwischen 20 bis 30 tut sich am wenigsten und dann geht es erstaunlicherweise wieder bei den über 50-jährigen los. Gestört hat ihn das nie. Kurz hatte er aber überlegt, seine Inhalte anzupassen, weniger zu fluchen, politisch korrekter zu sein. Das war ein Fehler, sagt er. Auch wenn den jüngsten Fans vielleicht einige subtile Anspielungen in Michaels Videos entgehen, ist er vor allem froh, dass er überhaupt ein Publikum hat. Ja, er wird auch erkannt. Wenn er etwa ein Foto von sich bei Starbucks auf Instagram postet und dann mitunter Fans wenig später dort aufkreuzen. Die unangenehmen Begegnungen halten sich aber eher in Grenzen, wie auch negative Reaktionen in der notorischen Kommentarsektion auf Youtube, obwohl Michael hier nicht eingreift.

In ein paar Jahren kann sich Michael dann seine ganze Jugend auf Youtube anschauen, da er nicht nur mit dem Internet, sondern auch im Internet groß geworden ist. Seine Fans werden wohl mit ihm älter werden, ein bisschen, vielleicht besucht er doch die FH Journalismus oder vertieft sich in Gender Studies – ob er sich also neu erfindet oder in ein paar Monaten von keinem mehr erkannt wird – Michael sieht seine Zukunft jedenfalls gelassen. Wir sehen sie dann in einem Video.

www.michaelbuchinger.at

www.youtube.com/user/gretlproductions

www.facebook.com/gretlproductions

Bild(er) © Michael Buchinger/ Gretl Productions
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