Konzerttechnisch tut sich gerade recht viel in China. Alleine in der letzten Woche waren mit Xiu Xiu, Radio 4 und Throw Me The Statue gleich drei US-Bands hier in Shanghai. Der Anteil der Westler im Publikum liegt derzeit aber fast immer bei rund 50 Prozent.
Konzerte werden hier meist recht kurzfristig fixiert und angekündigt. So kann es durchaus passieren, dass man von einer Show gar nichts mitbekommt. Das Radio 4-Konzert im MAO Livehouse beispielsweise tauchte erstmals zwei Wochen vor der Show im Web auf. Ich bin drei Tage vor dem Konzert zufällig darüber gestolpert.
Radio 4 spielten an einem Mittwoch. Eher ungewöhnlich für China. Konzerte finden fast ausschließlich Freitag, Samstag oder Sonntag statt. Unter der Woche gehen nicht gerade viele Leute weg. Die Straßen sind abends wie ausgestorben. Erst Freitagmittag breitet sich eine gewisse Wochenendstimmung aus. Zu Radio 4 kamen daher auch nur rund 50 oder 60 Leute. Nicht gerade viele Besucher für eine 500er-Location. Die Wochenendshows sind dafür ganz gut besucht.
Clubs: Von Indie bis Posh
Die Locations in Shanghai sind ziemlich vielfältig. Während das Yuyintang und das LOgO typische Indie-Schuppen sind, die genausogut in Europa sein könnten, sind das MAO Livehouse und die Zhijiang Dream Factory eher exklusiver und durchaus fancy. Die größeren Clubs in denen DJs wie John Digweed etc. auflegen sind dann für unsere Verhältnisse schon richtige Edeldiscos mit recht stolzen Getränkepreisen. Die Clubs haben aber immer wieder Probleme mit den Behörden. So kann es durchaus sein, dass der eine oder andere mal für ein Wochenende oder ein paar Tage schließen muss. Die Gründe sind meist nicht wirklich zu eruieren.
Die Eintrittspreise hier sind für unsere Verhältnisse recht human, für chinesische Verhältnisse vermutlich eher nicht. I Am Robot And Proud im Yuyintang hat 60 RMB (ca. 7 Euro) gekostet, Neil Halstead 100 (Zhijiang Dream Factory), Xiu Xiu 100 (Yuyintang), Radio 4 120 (MAO Livehouse) und Throw Me The Statue 60 (LOgO). Es geht aber auch teurer: Für Peaches in Peking musste man 250 RMB hinblättern, wie ich gehört habe. Wie viel Peaches hier in Shanghai gekostet hat, weiß ich gar nicht.
Chinesische Bands
Viele interessante chinesische Bands konnte ich leider noch nicht entdecken. Die Supportbands von Xiu Xiu und Radio 4 waren ganz okay. Während Boojii eher ein wenig "arty" sind, machen Rebuilding The Rights Of Statues schon eher handfesten Post-Punk mit sehr starken Joy Division- und Gang of Four-Anleihen. Sehr hörenswert ist auf jeden Fall die Post-Rock-Band Duck Fight Goose. Auf deren Konzert in zwei Wochen freue ich mich schon.
Fotos von den bisherigen Konzerten gibt es übrigens auf Flickr (ganz nach unten scrollen).