Langsam beginnt sich auch hierzulande etwas in Sachen Webserien zu regen. Eine österreichische Onlineserie wurde unlängst prämiert.
Das serielle Erzählen im Bewegtbild hat sich in der vergangenen Dekade diversifiziert: Das Spektrum reicht vom sechzigstündigen Pay TV-Epos bis zur meisterlich weggetretenen Kurzcartoon-Reihe. Die Kurzformate sprießen vor allem im Netz vor sich hin, meist als Serien mehrminütiger Pausenfüller, die Reaktionen zwischen Schmunzeln (drollig!) und Kopfkratzen (WTF?!) anpeilen. „Lost“ nützte Webisodes gekonnt als erweiterten Fanservice, 2008 schenkte Kult-Serienschöpfer Joss Whedon dem Web-Serien-Format mit „Dr. Horrible’s Sing-Along Blog“ (starring Neil Patrick Harris) sogar ein veritables Prestigeprojekt, und HBO tut, was HBO nicht lassen kann, und versucht, Videoschauen im Web mit einem Twist neu zu erfinden.
Hierzulande beginnt es sich in Sachen Webserien nun langsam „von unten“ zu regen: Beim Las Vegas Film Festival wurde im Juni die Netz-Serie „O Mercy“ ausgezeichnet, die von Studierenden der FH St. Pölten gestaltet wurde. In sechs bis zu viertelstündigen Episoden breitet die Serie mit studentisch angeschrägtem Humor die Liebesgeschichte zwischen der Hotelmanagerin Mercedes und dem schwedischen Austauschstudenten Magnus aus. Zusammengeführt werden die beiden durch einen schicksalshaften Gewehrschuss, der unverfroren eine zentrale Wendung aus dem Weltschmerzfilm „Babel“ paraphrasiert: nicht die einzige charmante Idee, die sich schön am vorsätzlichen Telenovela-Gestus der Grunderzählung reibt. (Zu sehen ist „O Mercy“ auch in Wiederholungsausstrahlungen auf OKTO am 26. und 27. Juli.) Und weil das ja wohl bitte nur der Anfang gewesen sein kann: Wo bleibt eigentlich „Neue Wiener“, die Comedyserie mit Migrationshintergrund, die Arman Riahi fürs Internet angekündigt hat?