Goodbye De:Bug

De:Bug gibt den Löffel ab. Die nächsten Monat erscheinende 181. Ausgabe wird wohl die letzte der Berliner Zeitschrift sein, die wie sonst keine den Diskurs um Clubkultur in den letzten zehn Jahren geprägt hat.

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Jetzt ist es fix. De:Bug gab heute in einer offiziellen Mitteilung das Ende des Magazins bekannt. Gegründet hatte man sich bereits 1997 als inoffizieller Nachfolger von Frontpage und widmete sich seither mit großem Erfolg "elektronischen Lebensaspekten". Musik, Hard- und Software, Games, Webdesign, Gadgets, Mode – der ganze Shit. Alles was irgendwie elektronisch ist. Nach 17 Jahren ist nun also Schluss mit der Print-Version, die Online-Ausgabe wird es weiterhin geben. Vielleicht auch nicht. Hoffentlich jedenfalls. Das wird vor allem davon abhängen, ob es sinnvolle Übernahme-Angebote geben wird und wie die Marke nachher fortgeführt werden soll.

Nachdem bereits letzte Woche das Wort umging, jedoch mit einem „ist alles noch nicht fix“ abgetan wurde, ist es nun beschlossene Sache. Wie genau es weitergehen soll, weiß man noch nicht. Fakt ist, dass man De:Bug nicht nur eine Träne nachweinen wird. Trauerarbeit kann unter anderem auf der Facebook-Page von De:Bug geleistet werden.

Die Begründung im Wortlaut (Artikel hier):

"Willst Du eine Zeitung kaufen

Die nächste Ausgabe der De:Bug wird wahrscheinlich die letzte sein. Nein, kein Witz. Zeit, Abschied zu nehmen. Ein unabhängiges Magazin (manchmal denken wir immer noch es wäre eine Zeitung)zu machen, ist in den letzten Jahren immer schwieriger geworden und die Beine, die man sich dafür ausreißen musste, wachsen auch nicht nach. Sechzehn Jahre Untergrund für alle! Ihr kennt die Geschichte.

De:Bug wollte immer alles vereinen: Musik, Technik, Netz, Selbstbeherrschung. Wir wollten die Schnittstelle zum Glück sein. Das Glück aber liegt am Ende wohl nicht unbedingt zwischen gedruckten Seiten. An Ideen für alternative Modelle hat es uns nie gemangelt, allein die Umsetzung aus dem Flickenteppich der Unabhängigkeit heraus erwies sich aber immer als unmöglich. Dann doch lieber mit Liebe die nächste Ausgabe machen.

Ihr kennt alle die Dramen, die Print zur Zeit erlebt. All jene, die in diesen Zeiten noch Musik verkaufen wollen, erleben ja ähnliches. Die Welt explodiert in Medien, die Konkurrenz für umsonst ist überall, die Margen werden immer kleiner und die Mischkalkulationen immer ausufernder. Dazu droht immer die große Schere: Alles für umme und alles jetzt sofort. Und so schön das ist, als Zeitung ist man eben einfach langatmiger. Außerdem will man ja auch den langen Text, den schweren, wenn es sein muss, den gewichtigen, und nicht nur das schnelle Futter. Kleine, unabhängige Hausküchen mit einem unerklärlich unausrottbarem Hang zum traditionellen Medium, können in diesem Umfeld nur schwer überleben.

Wir sind glücklich und auch stolz, das diese sechzehn Jahre lang durchgehalten zu haben. Obwohl es fast immer knapp, oft genug kritisch, nicht selten nur mit Ach und Krach und immer in zweifelhafter Selbstausbeutung ging. Wir sind glücklich, eine Stimme gewesen zu sein, die vielen etwas bedeutet hat. Glücklich mit den mehr als 50.000 Reviews, die wir für euch geschrieben haben und all die Musik die wir anschieben konnten. Glücklich, all diejenigen zu sehen, die uns all die Jahre begleitet haben, die jetzt irre erfolgreich sind und auch die, die immer noch tapfer an der gleichen Stelle kämpfen, einfach weil sie so fest an ihr Ding glauben, dass es gar nicht anders gehen würde. Und wir sind glücklich, eine ganze Menge Themen so früh es eben ging in die Diskussion geworfen zu haben, auch wenn man es später sicher besser hätte abschöpfen können. Das alles war irgendwie unser Auftrag.

Wie es weitergeht, ist ungewiss. Werden wir De:Bug verkaufen? Wenn sich eine sinnvolle Möglichkeit ergibt, durchaus. Es kann nicht genug gut-gedrucktes Wort geben. Denn so wie Vinyl seinen Platz hat – der ja auch immer wieder neu gefunden werden muss – ist auch Papier ein Wert an sich. Man muss ihn nur herauskitzeln. Wird es online weitergehen? Wir hoffen es stark.

An alle, die uns über all die vielen Jahre unterstützt haben, erst einmal ein riesiges Danke! Unsere Abonnenten und alle anderen, denen wir noch etwas schuldig geblieben sind, bitten wir um ein wenig Geduld, bis wir wissen wie und ob es weiter geht.

Jetzt aber erst einmal weiter die Überraschungen der der De:Bug 181 feinschleifen."

Liebes De:Bug Magazin, für viele von uns warst du die Bibel. Oder die beste Klolektüre. Wir hatten dich im Abo. Aber wir waren wohl nicht genug. Zum Abschied sagen wir leise "Servus".

Update: Derzeit scheinen die Server von De:Bug überlastet. Das Interesse am Zentralorgan für Clubkultur im deutschen Sprachraum scheint also doch beträchtlich.

Bild(er) © De:Bug
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