So viel Hype

Wohin das Ohr auch hört, es spielt dort wahrscheinlich gerade das Debut der Gebrüder Disclosure "Settle". Was Guy Lawrence, eine Hälfte des Duos, uns am Telefon über Rapper mit Zeitproblemen und den Hype erzählt hat, lest ihr hier.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Auf eurem neuen Album "Settle" gibt’s einen starken Genre-Mix. Denkt ihr überhaupt noch in solchen Kategorien?

Wir haben immer die Musik gemacht, die wir lieben, egal in welchem Stil. Insbesondere auf "Settle" handelt es sich um durchstrukturierte Popsongs – catchy und mit Sängern – aber sie sind im Stil der 90er Deep House und Garage Musik. Wir versuchen nicht House oder Garage zu sein, wir nehmen da nur unsere Einflüsse her. Beim Songwriting hat das keine Auswirkung. Wir schreiben die Songs, die wir schreiben wollen, aber auf der Produktionsebene gibt es dann die Einflüsse von House und Garage, deswegen klingt das so. Das waren die besten Momente der Tanzmusik, unsere Lieblingsmusik.

Also habt ihr auch keine Berührungsängste mit dem Label Pop?

Nein, nicht wirklich. Es gibt unterschiedliche Arten von Pop Musik. Authentische und Unauthentische. Ich mag natürlich nicht alles. Aber gerade in Moment, gibt es vieles, das ich mag: Jessie Ware, AlunaGeorge z.B.… Solche Pop Musik assoziiere ich mit uns…

…das merkt man ja auch auf dem Album. Ihr habt viele Mixes gemacht, werdet aber auch mittlerweile remixt z.B. von Flume oder Hudson Mohawke…

Eben weil wir ja auch selbst remixen, ist es cool zu sehen, wie andere Leute deine Musik interpretieren. Jetzt, wo wir ein bisschen populärer sind, können wir Künstler, die wir mögen fragen, ob sie uns remixen und die machen das dann. Ich mag den Flume Remix von "You & Me" wirklich sehr gern. Wir bekommen ein paar offizielle Mixes. Bootlegs gibt’s natürlich auch immer, aber das stört uns nicht.

Gibt’s das Vorhaben in näherer Zukunft mit einem Rapper zusammenzuarbeiten? Ihr habt ja schon Hip Hop-Samples benutzt, J Dilla z.B.

Wir hätten wirklich gerne einen Rapper auf dem Album gehabt, aber aus verschiedenen Gründen hatte niemand Zeit. Es ist wirklich schwierig was mit Rappern zu organisieren, die sind einfach (lacht)….all over the place, wie du dir vorstellen kannst. Aber hoffentlich in Zukunft, zur nächsten Release – wir wollen definitiv was mit einem Rapper machen.

Wünsche?

Kendrick Lamar, ASAP Rocky oder jemand richtig old-school wie Q-Tip oder A Tribe Called Quest. Jeder kommt in Frage, den wir gerne mögen und ich mag echt viel Hip Hop.

Wie ist es mit den Songtexten für "Settle" gelaufen? Habt ihr Texte vorgegeben, oder die SängerInnen?

Wir arbeiten immer mit Sängern. Ich persönlich hasse Songtexte schreiben; das lass‘ ich Howard, meinen Bruder, machen – er arbeitet mit den Sängern zusammen. Wir schreiben aber keine kompletten Texte für die Sänger. Wenn wir da etwas vorgeben würden, würden die ja über etwas singen, was sie nicht glauben. Eine gute Performance kommt von jemandem, der das fühlt, was er singt. Wenn wir so mit ihnen zusammenarbeiten, ergänzt das die Musik viel besser.

Bei unseren bekannteren Tracks wie "White Noise" und "You & Me" haben wir alles an einem Tag gemacht: Ich sitz‘ dann da und schreibe die Beats und Howard sitzt mit dem Künstler da und schreibt den Text. Es gibt da kein fixes Prozedere, es ist immer unterschiedlich.

Wie sehr seid ihr bei Artwork und den Videos – "You & Me" ist ja ziemlich super – involviert?

Beim Artwork sind wir sehr dabei. Ich habe viel designt. Es meine Idee das Face Logo auch auf die Gesichter von anderen Leuten zu legen. Das Album Artwork: ja das sind wir offensichtlich als Kinder (lacht).

Bei den Videos sind wir nicht so involviert, das interessiert uns nicht so – ich schau’ kaum Musikvideos. Aber am Montag kommt ein neues Video raus. Howard singt auf dem Track, "F for You", da performen wir im Video. Unser erster richtiger Dreh – das ist natürlich spannend für uns.

"Settle" ist ja für ein Debüt Album ein ziemlich gewichtiger Titel. Also im Sinne von "wir haben uns beruhigt" wie legt ihr das aus?

Genau so (lacht). Wir hatten keinen Namen für das Album. Wir wollten mitteilen – wegen all der Blogs und der Presse und dem Hype, der um uns herum gemacht wird, so viel Hype – dass sich die Leute hinsetzen, beruhigen, und sich die Musik anhören, nicht all die Reviews und das ganze Disclosure da, Disclosure blablabla. Es ist schön, wenn sich Leute die Musik für das anhören, was sie ist, und vergessen, dass sie so gehypt wird.

Gibt es irgendeine Musik, die du gerne hörst, die deine Fans nicht von dir erwarten würden?

Ich stehe eben sehr auf Hip Hop: J Dilla, A Tribe Called Quest, Gang Starr. Auf der Produktionsseite unserer Musik, hört man das vielleicht sogar, aber es ist natürlich ein anderer Stil und Prozess. Ich höre aber auch viel klassische Musik, mit der ich mich in der Schule beschäftigt habe: Bach, Beethoven, Debussy. Debussy ist mein liebster klassischer Komponist. Bisschen Jazz höre ich auch, den berühmten John Coltrane, den sich sowieso jeder anhören sollte.

Merkt ihr bei Live Auftritten städte- oder kontinentmäßig einen Unterschied in der Reaktion des Publikums? Oder ist das globale Musik, die von derselben Peer-Group überall gleich aufgenommen wird?

Es gibt Unterschiede. Britische Crowds sind natürlich crazy – klar, wir sind recht groß in England; in Europa ist das dann reservierter. Amerika und Australien, da sind die Crowds auch Wahnsinn. So viel Crowdsurfing. Und schreiende Mädchen! Da fühlen wir uns wie ein Lead-Sänger einer Band. Das ist ziemlich lustig für uns.

http://disclosureofficial.com/

Das brandneue Video zu F For You

Mehr zum Phänomen Disclosure in Moritz Gaudlitz‘ Analyse mit Fokus auf "Settle".

Bild(er) © 1 + 2: Stephanie Sian Smith: Disclosure, 3: Album Cover "Settle"
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...