So war das Waves Vienna 2018

Das Lieblingsfestival hat wieder stattgefunden: Zeit, Leute wiederzusehen, und ganz viel Zeit, um die musikalischen Hypes der Bezugsquellen seiner Wahl gründlich zu überprüfen. Ein Erlebnisaufsatz.

Tag 2: Freitag

Freitag heißt: Runde zwei fürs Waves Vienna. Der übermotivierte erste Festivaltag hat Spuren hinterlassen, man rafft sich aber natürlich trotzdem auf, um Žen auf der Deezer Stage nicht zu verpassen. Die Kroatinnen sind in Wien keine Unbekannten – seit Jahren sind die drei (früher waren es noch vier) auf dem Label Unrecords vertreten und sie haben heuer ihr drittes Album »Sunčani ljudi« veröffentlicht. Die auf Kroatisch präsentierten Songs werden vor allem von komplexen Melodien, Polyrhythmik und Mehrstimmigkeit getragen, Schlagzeugerin Sara Ercegović trumpft in jedem Song mit ärgsten Rhythmuswechseln und Präzision auf. Ein Postrock-Endlos-Song folgt dem nächsten, das Publikum geht mit.

Žen © Manuel Fronhofer

Nach dem kläglich gescheiterten Versuch, sich ins Wuk Beisl zu Holy Now zu quetschen, geht es – sich dann doch lieber ein Getränk holend – als Nächstes zu Like Elephants, die gerade ihr zweites Album »Kaleidoscope« gedroppt haben. Der stickige Raum füllt sich schnell, es scheinen auch ein paar eingefleischte Fans hier zu sein und ein bisschen peinlich beim Soundcheck rumzujohlen – im Hintergrund spielt’s »Funky Town«. Die oberösterreichischen Elefanten eröffnen schließlich das Set mit ihrer neuesten Single »Video Game«, catchy Upbeat-Dream-Gehopse, das auch noch zur späteren Stunde, nach dem letzten Waves-Auftritt, als Ohrwurm beim Heimfahren in der U6 fungieren wird. Dazu gibt’s Palmen-Visuals à la Venice Beach und ein bisschen anfängliche Bühnenunsicherheit.

Holy Nothing © Alexander Galler

Da geht’s lieber weiter zu Holy Nothing aus Porto, die nur so vor Bühnenego strotzen. Steht beim ersten Song das eingeschüchterte Publikum noch mit Sicherheitsabstand und zweifelnden Mienen in den heiligen Hallen der Modeschule, tauen die Waves-BesucherInnen ab Song zwei richtig auf, denn: Den drei Dudes von Holy Nothing ist nichts heilig und sie wollen die Hütte abreißen, so viel ist klar. Selten hat man eine Electro-Combo mit so viel Full-Body-Einsatz gesehen, wie es bei den drei Portugiesen der Fall ist, die zwischen Mischpulten, Korg, analogen Effektpedalen und E-Bass ihre eigenen Songs feiern wie nichts anderes. Das Konzept funktioniert, die Vibes schwappen über und ab dem zweiten Song verwandelt sich der Saal in eine wabernde Dampfsauna mit wilden Tanzeinlagen und einen Hauch von Clubekstase. Holy Nothing – jetzt schon eigener geheimer Lieblingsact des ganzen Festivals – kreieren digital und analog einen Sound, der im weitesten Sinne noch mit 8-Bit-Anleihen hantiert, grobe Beats raushaut und zwischendrin auch noch kurze Die-Antwoord-Assoziationen aufkommen lässt. Irgendwann gibt’s dann sogar ein überraschenderweise sehr komplexes Cowbell-Solo. Ja, wie soll man sagen, die Show ist einfach cray cray.

Mile Me Deaf © Alexander Galler

Last, but not least beenden die glorreichen Mile Me Deaf den zweiten Tag am Waves Vienna. Die Bühne wird bespielt mit trippy Farb-Loops, Wolfgang Möstl bedient seine Knöpfe und Tasten, als würde er nie was anderes tun, und wird dabei links und rechts von zwei in Laken gehüllten Gestalten supportet – »Mile Me Deaf and the friendly ghosts«, wie er ankündigt. Mit Konfettikanonen und Hits im Gepäck kann nur gute Stimmung bei den Eh-schon-urlange-Fans aufkommen. Ein würdiger Abschluss für den zweiten Festivaltag.

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