Solidarität 1.0 versus Realität 2011

Tausende Selbstständige machen im Netz gegen die existenzgefährdenden Ungerechtigkeiten im Sozialversicherungssystem mobil. Gehört die SVA zerschlagen? Wie lässt sich ein offensichtlich überholtes System für alle Betroffenen fair und zeitgemäß umgestalten?

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Selbstständig zu sein ist heutzutage nicht einfach. Die SVA zu sein aber auch nicht. In Österreich gibt es über 300.000 Personen, die ausschließlich selbstständig tätig sind. Versichert sind sie bei der SVA (Sozialversicherungsanstalt der gewerblichen Wirtschaft) und die gerät zunehmend in Kritik. Vor allem der Vorwurf, die Sozialversicherung sei alles andere als sozial, zieht sich quer durch die Medien. Betrachtet man, dass alleine 2010 über 10 Prozent der SVA-Versicherten, das sind immerhin über 30.000 Personen, Besuch vom Exekutor bekamen, weil sie ihre Beiträge nicht zahlen konnten, wird dies verständlich.

Mittlerweile haben sich auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken tausende Menschen gefunden, um lautstark gegen die Ungerechtigkeiten im System und die SVA zu protestieren. Angeprangert werden vor allem unsoziale Beitragsforderungen von Kleinstverdienern, die prozentuell mehr von ihrem Einkommen an die SVA geben müssen als die 15 Prozent der Höchstverdiener sowie das unübersichtliche Voraus- und Nachzahlungssystem und die unzureichende Absicherung im Falle langfristiger Krankheiten und Arbeitslosigkeit.

All diese Probleme gehören definitiv gelöst, Protest ist angebracht. In der Kritik steht die SVA. Viele Betroffene sehen in ihr den ungerechten Eintreiber, der sie an den Rand der Existenznot drängt. Dass die SVA selbst aber »nur« ein ausführendes Organ ist und durch die Gesetzgebung im Sozialversicherungsrecht in ihrem Handeln nur wenig Spielraum hat, das wird in diesen durchaus emotional geführten Protesten übersehen oder vergessen.

Wirklich gefordert ist die Politik, die bisweilen nur zugesehen und/ oder ignoriert hat, wie es um die Lage der heimischen Selbstständigen eigentlich steht. Sie gibt die Spielregeln für das Sozialversicherungssystem vor und die sind momentan – wie so vieles in diesem Land – reformbedürftig und alles andere als sozial.

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