Spaß als Statist

Dank „Star Wars: Battlefront“ macht es Freude, ein kleines Rädchen im Spiel der Macht zu sein.

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Sturmtruppen, das sind die Bauern auf der dunklen Seite des Schachfeldes; da, wo der Imperator König und Darth Vader seine Dame ist. Dort werden namenlose Soldaten in weißen Kampfanzügen in Schlachten geschickt, in denen ihr Leben zu wenig Wert hat, um über Tarnung nachzudenken. Während die Rebellen allerorts ihre Uniformen an die Umgebung anpassen, sind die Sturmtruppler, etwa in den dichten Wäldern des Mondes Endor, leuchtendes Kanonenfutter. Weiß um jeden Preis. Dem Imperium ist’s Wurst.

Die Auseinandersetzung mit dem anonymisierten Leiden der Sturmtruppen kommt beim Genuss der „Star Wars“-Filme wohl den wenigsten in den Sinn. Ganz anders verhält es sich mit „Star Wars: Battlefront“, der Neuauflage der Online-Shooter-Reihe im „Star Wars“-Universum. Denn wenig liegt dem Shooter-Genre so sehr, wie die Vermittlung der Bedeutungslosigkeit des Individuums in epischen Schlachten. Für die Spielenden zählt hier vor allem das numerische Verhältnis von sterben und gestorben werden. Wer häufiger tötet als er stirbt ist überdurchschnittlich. Und das Ableben eines Sturmtrupplers bedeutet nicht mehr, als eine minimale Zahlenverschiebung in der Schlussstatistik einer Schlacht.

Wie sehr sich die Spielenden mit ihrer Rolle als identitätsloses Rädchen im Spiel der Macht identifizieren beweist der Umstand, dass sie trotz der von Anfang an gegebenen Option ihre Helme selten abnehmen. Für Sturmtruppen geziemt es sich auch auf den „Battlefront“-Servern nicht, ihr Gesicht zu zeigen.

Je nach Spiel-Modus tauchen gelegentlich auch die Helden der „Star Wars“-Filme auf den Schlachtfeldern auf. Im Grunde muss dazu nur ein Spieler über das entsprechende PowerUp laufen und den Heldenmodus aktivieren. Aber in der Begegnung mit Luke Skywalker oder seiner Schwester Leia wird die Immersion für virtuelle Sturmtruppler endlich perfekt. Denn auch wenn jeder der weißbehelmten Fußsoldaten des Bösen darauf hofft, den entscheidenden Schuss abzugeben und den Helden der Rebellion ein Ende zu setzen, letztlich sind sie eben nur das Fußvolk, auswechselbare Statisten in einem Krieg um die Vorherrschaft in der Galaxis.

Vor dem Hintergrund cineastischer Schlachten, die in den „Star Wars“-Filmen bereits aus anderen, bedeutenderen Perspektiven erlebt wurden, macht die Dynamik von Online-Shootern auch als Erzählung viel mehr Sinn, selbst wenn sich die spielergenerierten Ereignisse natürlich an kein Drehbuch halten. „Battlefront“ ist kein Ausnahme-Shooter und hat beispielsweise im Matchmaking ganz klare Schwächen. Aber ich habe den Imperator persönlich gegen die heranstürmenden Rebellen verteidigt. Ich war als X-Wing-Pilot dabei, als der gigantische AT-AT-Kampfläufer auf Hoth in die Knie gezwungen wurde. Natürlich habe ich die entsprechenden Modi viele Male gespielt und oft war ich einfach nur der Typ neben der Granatenexplosion. Aber so ist das Leben eines Sturmtrupplers. Und es ist eben alles ein bisschen schöner, wenn es in „Star Wars“ verpackt ist. Sogar die anonymen Tode in einem Online-Shooter. Den Darth Vader-Stempel vom Billa brauch ich deswegen trotzdem nicht.

»Star Wars Battlefront« ist bereits erschienen.

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