The Nanny, Seinfeld, 30 Rock & Co: Unsere Autorin schreibt über einige der für sie prägendsten weiblichen Serienfiguren.
Hallo, mein Name ist Barbara und ich schaue zu viele Serien. Obwohl es in vielen Serien tolle, komplexe, witzige und mutige Männerfiguren gibt (no na) und ich die Figur des George Costanza aus Seinfeld noch immer für die beste Comedy-Figur ever halte, sind es oft die weiblichen Charaktere, die bei mir noch mehr Begeisterung auslösen, mit denen ich mich besser identifizieren kann. Im Folgenden daher ein kurzer Einblick in die Frauenfiguren aus Serien, die mich geprägt haben, über die ich gelacht habe, mit denen ich auf einen Kaffee gehen würde, wenn sie tatsächlich existierten.
She had style, she had flair, she was there
Wer seine Kindheit in den 1990ern Jahren verbracht hat und Zugang zu einem TV-Gerät hatte, der hat nicht nur den Rat der Eltern, dieses doch endlich auszuschalten und nach draußen zu gehen, (oder bin ich die Einzige?) in den Ohren, nein, der/die hat bestimmt ebenso ihre schrille Stimme und ihre knalligen Outfits vernommen: Fran Fine, Hauptdarstellerin der Serie The Nanny, gespielt von der wunderbaren Fran Drescher (die btw die Serie auch erfunden und produziert hat und ebenso für die Drehbücher verantwortlich war). Noch heute, 17 Jahre später, ist The Nanny lustiger als so manch aktuelle Serie (wer sich davon überzeugen will, kann alle Folgen auf YouTube ansehen). Das liegt auch an der Hauptfigur selbst: Fran ist unangepasst, vertritt immer ihre Meinung, ist laut, trägt mehr Farben als manche überhaupt unterscheiden können – und dabei ist sie vor allem eines: witzig. Was wir von ihr lernen können? Den Unkonventionellen gehört die Welt und früher oder später auch Mr. Sheffield.
Maybe the dingo ate your baby
Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht darüber nachdenke, wie großartig Seinfeld ist. Und ja, das ist nur eine kleine Übertreibung. Die Serie rund um die vier neurotischen New Yorker Jerry Seinfeld (Jerry Seinfeld), Cosmo Krämer (Michael Richards), George Costanza (Jason Alexander) und Elaine Benes (Julia Louis-Dreyfus) ist und bleibt ein Comedy-Klassiker und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet, unter anderem kürte die Writers Guild of America Seinfeld 2013 zur zweitbesten geschriebenen Serie aller Zeiten. Elaine Benes mag zwar die einzige weibliche Hauptrolle darin innehaben, ihre Figur steht den männlichen aber in nichts nach. Ihre Rolle beschränkt sich nicht darauf, die Männer zu unterstützen, sie ist nicht nur das Anhängsel eines Mannes (obwohl Elaine und Jerry ein ehemaliges Paar spielen, ist ihre in der Serie zu sehende Freundschaft erfrischend platonisch und ebenbürtig). Elaine befindet sich auf Augenhöhe mit den anderen Figuren. Sie ist ebenso witzig und schlagfertig, neurotisch, manchmal auch schwer zu ertragen und egoistisch. Was wir von ihr lernen können? Vieles – außer tanzen.
High-fiving a million angels
Tina Fey ist definitiv eines meiner spirit animals. Ihre Autobiographie Bossypants ist quasi meine Bibel und die von ihr portraitierte Liz Lemon in der von Fey kreierten Serie 30 Rock zählt zu meinen Lieblingsfiguren. Liz Lemon ist Headwriter der fiktiven Sketch-Comedy-Show TGS with Tracy Jordan. Sie muss sich gegen ihren Boss Jack Donaghy (ganz fantastisch: Alec Baldwin) durchsetzen, und trotz äußerst unterschiedlicher Eigenschaften und Meinungen werden die beiden im Laufe der Serie gute Freunde. Ebenso muss Lemon ihre Mitarbeiter, allen voran Jenna Maroney (Jane Krakowski) und Tracy Jordan (Tracy Morgan), und deren Allüren in Schach halten. Dabei bleibt auch sie sich treu, bleibt etwas spröde, ist nicht „cool“ und „sexy“ im klassischen Sinne (und versucht es auch gar nicht zu sein). Sie lässt keinen sarkastischen Spruch und keinen Mitternachtssnack aus. Was wir von Liz Lemon lernen können? Dass es völlig in Ordnung ist, nicht „cool“ zu sein, dass wir immer unsere Ideale vertreten sollten und dass ein Abend nur gut werden kann, wenn er die Worte Couch und Snacks enthält. In diesem Sinne: Yes to love, yes to life, yes to staying in more!
Mad Women
Doch auch aktuelle Serien und Serien der letzten Jahre haben uns komplexe, interessante Frauenfiguren gebracht. Dazu zählen etwa Joan Harris (Christina Hendricks) sowie Peggy Olson (Elisabeth Moss) aus der von Kritikern geliebten Serie Mad Men. Obwohl es zwar die titelgebenden Männer sind, deren Alltag in der Werbebranche in den 1960ern beleuchtet wird, zeigen sich anhand dieser beiden Figuren emanzipatorische Potenziale und gesellschaftliche Umbrüche. So war etwa Peggy Olson zu Beginn der Serie noch Sekretärin, im Laufe der Zeit kann das Publikum ihren Aufstieg zur erfolgreichen Werbetexterin miterleben. Und auch Joan emanzipiert sich beruflich und privat. Die beiden kämpfen auf ihre Weise gegen den (damals noch stärker, aber auch heute noch vorhandenen) Sexismus. Ziemlich badass sind sie ohnehin.
Females are strong as hell
Erfolg im Beruf hat auch die Titelfigur der Comedy Parks and Recreation Leslie Knope, gespielt von Tina Feys BFF Amy Poehler (die beide leider immer noch nicht meine BFFs sind). Das Erfrischende an dieser Figur mag wohl ihr nicht enden wollender Optimismus sein. Denken manche beim Wort „Karrierefrau“ noch immer an Frauen in dunkelblauen Kostümen, die streng schauen und natürlich eine ebenso strenge Hochsteckfrisur haben und jederzeit laut „Jetzt nicht! Ich bin eine beschäftigte Frau!“ durch die Gegend brüllen, zeigt uns eine Figur wie Leslie, dass frau es auch mit viel Herz und Humor an die Spitze schaffen kann – und dass doch immer Zeit für die wichtigen Dinge im Leben bleiben muss: Waffeln und gute Freundschaften.
Gewissermaßen kann Leslie Knope auch als „geistige Mutter“ der nächsten Figur bezeichnet werden: Kimmy Schmidt aus der Netflix-Produktion Unbreakable Kimmy Schmidt. Auch hier hatte Tina Fey (Wie oft habe ich nun schon ihren Namen in diesem Text verwendet? Wer es weiß, ohne nachzuzählen, bekommt – wie so oft im Leben – nichts geschenkt, kann sich aber selbst auf die Schulter klopfen) ihre Finger im Spiel. Gemeinsam mit Robert Carlock hat sie es geschafft, eine Figur zu entwickeln, die trotz ihrer schlimmen Vergangenheit als eine der mole women einen Neustart in – natürlich – New York wagt. Die Serie, die für mich neben Broad City mitunter zu den besten Comedy-Serien derzeit zählt, schafft es, ernste Themen galant und vor allem witzig zu verpacken, hat einen tollen Cast und mit Kimmy eine der Figuren, die irrsinnig positiv ist, aber nicht nervig-positiv auf die „Ich stelle kitschige Sprüche auf Facebook und rede zu viel über Crossfit“-Weise, sondern auf die angenehme und eben lustige Weise.
Und dann gibt es da noch die beiden Hauptfiguren aus dem eben genannten Broad City, Ilana Wexler und Abbi Abrams, und Mindy Lahiri aus The Mindy Project undundund.
Vermutlich könnte ich noch mehr schreiben, auch diese Aufzählung ist nicht hundertprozentig vollständig, aber ihr müsst mich nun entschuldigen – ich will mir nun unbedingt eine Serie ansehen.
Die zweite Staffel von Unbreakable Kimmy Schmidt ist seit 15. April 2016 auf Netflix verfügbar.