Der schwedische Musik-Streaming-Dienst startet diese Woche in Österreich. Was uns erwartet, klärt sich im Interview mit Ordis Geschäftsführer Philipp Dorfmeister.
Hier essen oder zum mitnehmen? Die Frage lässt sich auch zum Verhalten von Musikkonsum im Internet stellen. Der Stream wäre in dem Fall unmittelbar zu genießen, der Download lässt sich mitnehmen. Ob auf den Desktop, in eine Onlineplaylist, oder auf das Smartphone.
Wie bereits vor zwei Wochen angekündigt, gibt es nun detaillierte Informationen zum offiziellen Spotify Start. Die Musiksoftware soll noch diese Woche ihre Pforten für österreichische User öffnen.
Diskussionen um Clouddienste gab es in den letzten Monaten wie Sand am Meer. Doch kein Dienst hat soviel Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie Spotify. Der Musikdienst soll neue Möglichkeiten bieten, besitzt eine ultimative Schnittstelle zu Facebook und schafft Usern der Premiumversion mehr Spielraum, Musik zu streamen, sie in Playlists abzuspeichern und sie sogar offline verfügbar zu machen.
Der Wiener Labelbtreiber Philipp Dorfmeister, der Spotify mit seiner Distributionsfirma Ordis als Aggregator mit Musik beliefert, spricht mit uns im Interview über die Onlineverfügbarkeit von Musik und erläutert, warum Österreich ein interessanter Standort für Medienprojekte wie Spotify ist.
Der aus Schweden stammende Dienst Spotify, kommt am 15. November nach Österreich. Was können wir von Spotify erwarten?
Für den Benutzer kommt ein sehr praktisches Tool. Durch seine Integration in Facebook ermöglicht es den Usern, Musik und Playlists noch spezieller zu teilen.
Für die Musikindustrie sieht das anders aus. Aufgrund der geringen Zahlungsbeträge in diesen Abrechnungsmodellen, muss ein Song einige Male angehört werden, damit Beträge auszahlbar sein können. Es ist nicht der erste Shop, der so funktioniert. Aufgrund seiner Möglichkeiten, stellt er die Künstler jenseits des Mainstreams vor das Problem, vorhanden zu sein und geringe Abrechnungen zu bekommen. Ein Stream wird unter einem Cent pro Klick bewertet. Den großen Firmen bereitet das weniger Probleme.
Inwiefern unterscheidet sich Spotify von anderen Programmen?
Auf anderen Plattformen ist man als User oft alleine mit sich und mit dem Musiküberangebot, das auf einen zuströmt und einen oft überlastet. Spotify bietet den Künstlern die Möglichkeit, innerhalb seines Facebook-Accounts alle Facebook Freunde zu animieren, seine eigene Musik zu hören. Somit kommt man durch Eigenpromotion auf eine Mindestanzahl Streams, die notwendig sind, um am Monatsende wenigstens etwas zu verdienen.
Wird der heutige Musikmarkt vom Internet bestimmt, oder dient der Musikmarkt in erster Linie dem Internet und Plattformen wie Spotify, Grooveshark oder Simfy?
Das Internet setzt Realitäten und der Musikmarkt hechelt hinterher. Der Zeitraum von dem wir sprechen, spielt sich innerhalb von 8 Jahren ab. In anderen Branchen hat es Jahrzehnte gedauert, bis sich etwas herauskristallisiert. Die Musikkonsumierenden schaffen Realitäten, indem sie gewisse Dienste wie Spotify verwenden, weil sie praktikabel und einfach zu bedienen sind. Die Musikindustrie passt sich daran an.
Was hat deine Firma Ordis in diesem Zusammenhang für eine Bedeutung. Was für Funktionen hat sie bezüglich Spotify?
Ordis ist ein digitaler Distributor und Aggregator. Wir sehen uns als eine Art ausgelagerte Digitalabteilung für Labels. Jeder Shop hat unterschiedliche Anforderungen, wie die Musik zu liefern ist. Wir regeln die technische Abwicklung der Musik und kümmern uns um den Abrechnungsapparat. Am Ende des Monats ist dann immer sehr viel Abrechnung zu machen. Insbesondere die Streaming-Services verhundertfachen die Abrechnung.
Einige Labels wehren sich strikt gegen den Vertrieb auf Streaming-Seiten. Denn es stört und verringert eventuell die Verkaufszahlen. Spotify sagt, dass der Musikkonsum auf digitaler Ebene in den einzelnen Ländern von 10% auf 40% Anteil steigt, in denen Spotify vertreten ist.
Da es noch keine globale Repertoiredatenbank gibt, ist es für Cloudanbieter und Aggregatoren schwer zu verfolgen, wie oft etwas aufgerufen wird und dies erschwert wiederum die Verteilung der Einnahmen. Wie findet das bis jetzt statt?
Die Versuche zentrale Musikdatenbanken zu erstellen gibt es seit ca. 10 Jahren. Bis jetzt sind die Versuche aber gescheitert. Es wird eine Frage der Zeit sein, dass es dazu kommen wird. Aufgrund der Tatsache, dass jeder selbst seine Musik anliefert, werden Musikinformationen mitgeschickt, in denen steht, welche Lieder zu welchem Zeitpunkt, wie oft abgespielt wurden. Daraus ergibt sich dann auch was abzurechnen ist.
Wer ist Zielpublikum von Musik-Streaming-Services?
Zielpublikum ist die sogenannte Lost-Generation, Benutzer zwischen 16 und 24 Jahren. Die Generation die Downloads kauft, ist sehr nahe an der, die Platten gekauft hat. Der Download kommt bezüglich Besitzanspruch dem CD-Kauf sehr nahe. Und dann gibt es das flüchtige konsumieren derjenigen, die nur streamen und kein Geld für Musik ausgeben wollen.
Clouddienste könnten das Herunterladen von Songs ablösen, wenn die Services stabiler würden und man überall eine gute Internetverbindung hätte. Woran scheitern sie?
Das Angebot und die Nachfrage müssen sich decken. Und es Mus für den User praktisch sein. Wenn man im Internet ist, wollen Benutzer oft nicht mehr als einen Klick ausführen. Musik hat heutzutage schon den Stellenwert von Information. Information soll nichts kosten, sie soll schnell, mit einem Klick verfügbar sein und sie soll in der Facebook Community geteilt werden können. Viele Clouddienste bieten diese Unmittelbarkeit noch nicht. Downloads hingegen schon.
Warum ist Österreich so attraktiv für neue Unternehmen wie Spotify?
Es ist ein überschaubarer Markt, der, wenn man vom Mainstream ausgeht, sehr einfach bedient werden kann. Der Markt wird musikalisch von großen Firmen anderen Ländern wie Großbritannien und Deutschland bestimmt. Es ist relativ einfach, den österreichischen Markt zu erobern, wenn man Musik von Außen einbringt. Zusätzlich kann man profitieren, wenn man die internen Musikbereiche dazugewinnt. Dadurch dass sich der österreichische Markt musikalisch so sehr ans das Repertoire der großen Drei anlehnt, haben es Firmen leichter.
Der Internetdienst Spotify ist ab dem 15.November in Österreich verfügbar.