Wall of Love statt Wall of Death: Die Elektropunker Frittenbude tanzen gerne aus der Reihe. Lisa Schmid traf sie kurz vor ihrem Konzert in Wien zum Interview über politischen Dadaismus, Pandabären, lange Nächte und Hühnerzüchten. Denn: "Um geilen Trash zu machen, muss man auch was können".
Ihr seid ja mittlerweile schon alte Hasen im Business.
Jakob: Das ist relativ, zu den alten Hasen zähle ich eher andere. Wir sind aber selbst auch keine 16 mehr.
Strizzi: Im Musikbusiness ist es genau so, wie‘s immer heißt: Es fickt einem das Hirn.
Jakob: Aber bei all diesen Klischees – Rock’n’Roll, Saufen, Drogen, Sex – fand ich’s zuerst verwunderlich, dass alle anderen Bands so brav sind und wir das anfangs doch so stark gelebt haben. Da sind wir mittlerweile doch ruhiger geworden.
Früher habt ihr vor einem Konzert schon mal richtig über die Stränge geschlagen.
Jakob: Klar, total oft!
Strizzi: Die ersten zwei Jahre auf Tour haben wir uns von einem Up ins nächste Down gehantelt. Wir haben’s schon richtig gut krachen lassen.
Jakob: Anfangs bildet man sich ein, man müsse einen bestimmten Pegel haben, um überhaupt auf der Bühne performen zu können. Das ist dann ab und zu einfach zu viel gewesen. Ich versuch‘ mich gerade zu erinnern – obwohl nee, eigentlich möchte ich gar nicht (lacht).
Heute hält sich das vor den Shows in Grenzen?
Strizzi: Naja, nur weil unsere Art zu touren gediegener geworden ist, heißt das nicht, dass wir nicht nach wie vor unsere Aussetzer hätten.
Jakob: Es ist nicht mal unbedingt besser, wenn man komplett nüchtern ist. Wenn man einen Kater hat, nichts trinkt und dann auf die Bühne geht, ist es eigentlich am schlechtesten.
Strizzi: Man kann auch sagen, wenn alle drei richtig dicht sind, dann wird’s richtig schlimm (lacht). Es ist aber immer erquickend, wenn man selbst so fertig ist und dann kommt einer von der Seite angesprungen (lacht).
Man sagt ja "man soll sein Hobby nicht zum Beruf machen".
Jakob: Soll man nicht? Dann muss man sich ein neues Hobby suchen. Ich wollte immer schon Musik machen – also nach dem, dass ich Hühnerzüchter werden wollte. Ich wollte immer nur so drei, vier Hühner und sonst Musiker werden.
Strizzi: … Hühnerzüchter? (lacht)
Jakob: Ne, Musiker sein ist schon super. Ich hab jetzt auch ein Kind und es wäre schwer, das Musik machen mit einer anderen Arbeit zu vereinbaren. Aber so ist das meine Arbeit, da kommt das Geld rein.
Und habt ihr heute Regeln oder Vorkehrungen, damit es nicht so ausartet?
Strizzi: Ne. Das Einzige, was ich nicht gern sehe, ist wenn die beiden vorm Konzert richtig viel kiffen. Mit bekifften Musikern auf der Bühne stehen ist echt kontraproduktiv.
Jakob: Machen wir aber auch nicht mehr wirklich. Nicht oft.
Strizzi, du hast euer neues Album "Delfinarium" mal als bisher "verkopftestes" bezeichnet. Weniger dada, mehr düster. Ist Frittenbude erwachsen geworden?
Strizzi: Ich sehe das wie eine Treppe nach oben. Man weiß beim nächsten Album immer, was man besser machen oder schöner ausdrücken kann. Bevor wir unser erstes Album rausgebracht haben, haben wir alle ruhigere Musik gemacht. Mit Frittenbude war das spielerischer, so minimalistisch wie möglich. Aber nach einer Zeit wird das eben auch langweilig und man kommt wieder zu Dingen zurück, die man früher gemacht hat. Man will etwas auch mal ein bisschen hinten rum sagen, die Leute zum Nachdenken bringen.
Habt ihr Songs, die ihr selbst schon nicht mehr hören könnt?
Strizzi: Ja, auf dem neuen Album "Alles nur wegen dem Eiskonfekt" und noch einen Song, von dem ich mir nicht mal den Namen merken kann.
Martin: "Gibt es Uruguay eigentlich noch?"
Strizzi: Ja, der.
Jakob: Das ist aber auch situationsbedingt. Wenn ich es mir jetzt anhöre, verbinde ich das noch zu sehr mit der Zeit, in der wir es gemacht haben, und die war sehr anstrengend. Da kommen Gefühle hoch, der Druck von damals.
Macht ihr euch so Druck?
Martin: Eigentlich nicht. Es muss halt zum Teil sein, wenn man eine Deadline einhalten muss.
Strizzi: Die Songs, die mir dann nicht so gefallen, hätten halt noch circa eine Woche Arbeit gebraucht, damit sie perfekt geworden wären. Das hör ich selber raus. Und das war beim ersten Album so, beim zweiten, beim dritten. Beim vierten wollen wir uns echt genug Zeit nehmen. Obwohl das vielleicht auch wieder das Falsche ist, wenn man sich verkünstelt und die Leichtigkeit des Moments verloren geht.
Wie ist das bei euren Videos – "Wings" finde ich zum Beispiel toll – wie groß ist da euer Input?
Jakob: Videos macht größtenteils Strizzi. Ich will nur am Ende sagen ja oder nein.
Strizzi: Ich mach das seit damals "Bilder mit Katze" nicht so geworden ist, wie ich mir das vorgestellt hatte, das ist mir einfach zu kitschig. Das Video zu "Einfach nicht leicht" ist dann aus einem Kurzfilm eines Freundes entstanden, das habe ich geschnitten. Bei "Wings" hatten wir noch "Bilder mit Katze" im Hinterkopf, das wir irgendwie verarschen wollten, weil wir eben drauf festgenagelt wurden. Und weil mein Lieblingsfilm "Indien" ist, haben wir versucht, das mit "Bilder mit Katze" in ein Video zu packen. Bei unserer Rohfassung wäre noch eine Polizeiverfolgungsjagd drin gewesen (lacht), was man für das Geld, das wir hatten, einfach nicht machen kann. Der Regisseur hat das Skript dann so geschrieben, dass man es wirklich verfilmen konnte. Und sein Lieblingsfilm war eben lustiger Weise auch "Indien".
Jakob: Manche Bilder sind auch Zitate aus dem Film.
Der Refrain von "Wings" lautet: "Wir sind die Clowns im Zirkus des Lebens (…) besoffen an uns selbst (…) ist jeder Club die Manege." Ist das Frittenbude in a Nutshell?
Strizzi: Das denken viele, dass es da um uns als Band geht, aber es geht eigentlich um alle. Natürlich sind wir das auch, aber es soll die Menschheit beschreiben, die durchs Leben taumelt und gefallen will, aber sich doch immer verstellen muss.
Jakob: Und es greift auch dieses „Delfinarium“-Thema auf, dass jeder irgendwo in seinem Leben manchmal gefangen ist.
Die Frage nach den liebsten Vorbildern ist schon so abgedroschen. Habt ihr denn auch liebste Nachahmer? Immerhin habt ihr ein eigenes Genre mitgeprägt.
Strizzi: Ja, Kraftklub zum Beispiel.
Jakob: Kraftklub, Cro, Casper, alle (lacht). Nein, also meistens sind die Sachen doch eher schlecht. Wenn es dann heißt "die klingen ja wie Frittenbude", denkt man sich oft: "Oh Gott, sind wir wirklich so schlecht?"
Strizzi: Unsere Vorbands waren immer nur gut, wenn sie nicht so geklungen haben wie wir. Viele Veranstalter denken sich: "Die machen auch Techno und schreiben irgendeinen Scheiß dazu, das passt." Das ist aber nicht dasselbe.
Jakob: Bloß weil etwas dumm aussieht, muss es das nicht sein. Um geilen Trash zu machen, muss man auch was können.
Das österreichische Publikum ist oft ein eher tanzmuffeliges. Wie sind eure Erfahrungen?
Jakob: Sie sind hier ein Stück älter als in Deutschland. Aber sonst gehen die genau so ab.
Strizzi: Was ich am österreichischen Publikum scheiße finde: Sie zollen der Vorband keinen Respekt. Das Schlimmste war in Salzburg, da waren 500 Leute an die Bar an der Seite gedrängt und 20 standen bei Bratze, unserer Vorband. Was soll denn das? Das hab ich echt öfters gehört, dass man sich in Österreich die Vorband nicht anguckt. Die besten Bands – Why? zum Beispiel, eine meiner Lieblingsbands – hab ich als Vorband entdeckt, damals noch als Clouddead.
Jakob: Dass das österreichische Publikum eigentlich immer toll war, hab ich ja schon gesagt, aber es gibt schon so Sachen – wir spielen "Raven gegen Deutschland" oder "Deutschland 500" und da gibt es hier immer voll Party. Und wenn man dann sagt: "Das ist auch auf Österreich bezogen, da ist die Geschichte nicht anders", dann schauen sie manchmal verdutzt und rufen: „Buhh, nee Österreich ist geil!“ Das checken manche nicht.
Strizzi: Aber da sind Deutsche nicht anders, da gibt es immer welche, die sich bei "Raven gegen Deutschland" nicht bewegen. Da fällt’s auf, dass nicht alle deine Meinung teilen, nur weil sie auf dein Konzert kommen.
In Stuttgart habt ihr euer Publikum aufgefordert: "Wenn ihr einen Nazi seht, dann esst ihn einfach auf." Anfangs habt ihr auch die Antifa offen unterstützt. Seht ihr euch selbst als politische Band?
Strizzi: Wir waren selber nie in der Antifa, aber wir unterstützen sie nach wie vor. Wir waren letztens auch bei 20 Jahre Rostock-Lichtenhagen. Aber wir sehen uns nicht als politische Band, wo uns andere oft hinschieben wollen. Ich seh mich als politischen Menschen. Wenn mich etwas ankotzt, dann schreib ich drüber. Wir setzen uns nicht hin und sagen, so wir haben 14 Songs, davon drei Lovesongs und der Rest dreht sich um Hamburger essen, jetzt brauchen wir noch drei politische Songs. Unser politischster Song ist eigentlich auf "Katzengold" und auf "Delifinarium" kommt "Deutschland 500" an zweiter Stelle.
Habt ihr das Gefühl, dass die Leute manchmal zu viel in eure Lieder hinein interpretieren?
Strizzi: Es ist nicht schlimm, wenn jemand nur auf die Beats abfährt. Aber manchmal wird da schon zu viel reininterpretiert.
Jakob: Das Verrückteste ist, wenn man sich bei Youtube mal so Kommentare durchliest. "Superschnitzel-Lovesong" hat eine ganz simple Story: Zwei treffen sich in der Nacht, haben was miteinander, verlieren sich und finden sich wieder. Mehr passiert da nicht. Und da wurde rein assoziiert, dass es um die Novemberpogrome geht: Nazis in der Nacht, das Schnitzel als Lieblingsessen der Deutschen, ähm … keine Ahnung mehr, es war wirklich verrückt. Aber ich find‘s eigentlich auch geil, wenn man so Texte hat, wo sich jeder auf eine andere Art wieder drin finden kann.
Ihr seid offensichtlich recht tierlieb, genau wie The Gap: Der Pandabär ist zufällig auch unser Maskottchen und ziert auch unsere hübschen Merch-Sticker hier, schaut mal.
Strizzi: Zwei Pandabären sind das sogar. Was machen die denn da? … Ahh (lacht)
Martin: So viele Konstellationen.
Jakob: Nee warte, der ist alleine hier. Nicht schlecht!
Ihr habt ja auch den Song "Pandabär". Woher kommt diese Panda-Affinität?
Jakob: Den Song hab ich 2005 gemacht, da gab es Frittenbude noch nicht, und da hatte ich den Beat und dachte nur: Da muss‚n Text drauf (lacht). Und dann kamen Ideen, mit dem Pandabär und den Menschen, die mit großen schwarzen Augen durch die Nacht rennen. Eigentlich ist der Text sehr dadaistisch und es ging darum, einfach mal einen Text zu haben. Mich hat das krass verwundert, dass der Song dann Jahre später so ein Hit geworden ist, und dass der Pandabär so zu unserem Maskottchen wurde.
Strizzi: Ich hab immer wieder zu ihm gesagt, wenn er aufgelegt hat: "Jakob, komm, spiel Pandabär!" Weil ich den Song damals schon saugeil fand, und er immer nur so: "Der ist doch gar nicht geil, Mann!" (lacht)
Ihr erinnert euch bestimmt noch an euer erstes Treffen mit Audiolith.
Jakob: Ja ja, sehr gut!
Martin: Klar!
Strizzi: Ja, selbstverständlich!
Jakob, du hast da mal etwas angedeutet …
Jakob: Ohhh …
Strizzi: (lacht) Ahh, die Geschichte!
Martin: (lacht)
Jakob: Ah, du hast also den Film gesehen, okay …
Natürlich, da muss ich jetzt nachhaken.
Jakob: Gut, also es war verrückt, ich erzähl die ganze Geschichte jetzt nicht …
Strizzi: Du darfst sie außerdem gar nicht erzählen, wenn dann darf sie Martin erzählen.
Martin: (saugt Luft durch die Zähne) Man kann ja hinführen und dann offen halten.
Jakob: Okay, wir sind damals hochgefahren und Lars, der Chef von Audiolith, durfte nichts trinken, weil er Medikamente genommen hatte. Wir waren total, nervös und jung und haben volle Kanne gesoffen – aber voll! Bis alles zu spät war, bis zum Totalabsturz. Am nächsten Morgen dachte ich: „Oh Gott, wir haben alles verspielt!“ (lacht) Dann kam Lars rein und meinte nur: „Ja super, machen wa‘n Album zusammen!“
Strizzi: Im Nachhinein haben wir gemerkt, dass Lars … also so führt der sich in seinen harmlosen Nächten auf (lacht).
Ganz allgemein: Wie viel ist zu viel?
Jakob: Drei Leberkässemmeln sind zu viel (lacht). Schwere Frage. Da müssten wir betrunkener sein, dann könnt ich stundenlang drüber philosophieren.
Habt ihr eigentlich ein Aftershow-Ritual?
Strizzi: Duschen. Und klar, in der Regel wird danach noch weiter gefeiert. Das ist jetzt auch unsere erste Nightliner-Tour, wo wir einen Monat lang mit dem Bus unterwegs sind. Davor sind wir mit 9-Sitzern gefahren, bis fünf Uhr Party gemacht, drei Stunden im Hotel geschlafen, fünf Stunden im Auto gesessen. Jetzt fällt das Fahren weg, dadurch ist man viel entspannter.
Seid ihr auf Tour wirklich rund um die Uhr zusammen?
Strizzi: Es ist besser, seit wir im Bus sind. Im Auto war es ein bisschen anstrengend. Im Bus hat jeder seine Koje und krabbelt raus, wenn er ausgeschlafen hat.
Ihr seid schon ewig miteinander befreundet. Viele Bands vergleichen ihr Zusammenleben mit einer Ehe.
Jakob: Ja, Ehe ohne Sex, so ist es. Mittlerweile lassen wir uns den Raum, den man einfach braucht. Und wir haben immer was zum Essen, dann sind alle zufrieden (lacht). Es hat sich echt gut eingeflowt. Ich glaub, da muss jede Band mal durch, dass es richtig knirscht, meistens wenn der Erfolg losgeht, dann lösen sich viele Bands auf. Das haben wir gut überstanden.
Strizzi: Wir touren halt auch nicht mehr so wie früher. Das war richtig anstrengend, wir sind mit der Regionalbahn gefahren, weil es am günstigsten war. Drei Tage durch Deutschland mit einem Bayern-Ticket los, damals noch von München, dann drei Mal umsteigen. Wenn man dann den Zug verpasst, weil einer rumtrödelt, dann springt man sich halt an die Kehle, das passiert jetzt nicht mehr.
Jakob: Wir haben ein gutes Tourmanagement. Dann ist keiner von uns mehr für so viel verantwortlich, wenn was schief läuft.
Ihr habt für UMA magazine mal bei einem Frage-Antwort-Spiel mitgemacht und Devendra Banhart die Frage gestellt: „Wie geht ihr damit um, wenn ihr fertig mit dem Auftritt seid und euch die Leute nicht ins Hotel bringen, sondern ihr selbst irgendwie dort hinkommen müsst und das Hotel ca. eine halbe Stunde entfernt und die Band inklusive Fahrer schon besoffen ist, da sie davon ausgegangen ist, dass ein Shuttleservice oder dergleichen bereit steht? Und es ist so weit abgelegen, dass es kein Taxi gibt!“
Strizzi: Das ist uns kurz davor am Dockville passiert! Da gingen die Shuttle nur bis 1 Uhr, wir haben um halb 2 gespielt, waren um 3 fertig und dann: „"a, wir würden gerne ins Hotel fahren." – "Ja, es gibt keine Shuttle mehr." – "Und wie sollen wir jetzt ins Hotel kommen?" – "Das ist euer Problem." Da sind wir auf den Campingplatz, haben mit unseren Fans durchgemacht und sind morgens um 7 mit dem Taxi gefahren.
Jakob: Dieses Durchmachen war anfangs wirklich noch eine Option, wenn’s hieß: "Ihr müsst um 8 Uhr am Flughafen sein." Das war megaanstrengend und hat mich zumindest total zerstört (lacht). Es ist ja auch alles lustig, aber dann ist es irgendwann 6 Uhr, die Party vorbei und du sitzt backstage, frierst, kommst runter und denkst dir: "Shit, die nächsten zwei Stunden werden der Horror!" Das härteste war das Southside Hurricane. Die hatten kaum Hotels, weil da so viele Künstler sind und wir haben gesagt: "Komm, lass uns einfach bis 8 Uhr morgens auf den Zeltplatz gehen, mit den Leuten saufen und durchmachen." Der Auftritt am nächsten Tag hat richtig wehgetan!
Martin: Das wurde aber dann auch abgesagt.
Jakob: Nach dem dritten Song! (lacht) Ich hab mich gefreut und geärgert gleichzeitig.
Was wäre denn euer Plan B gewesen? Wenn nicht Frittenbude, dann …
Strizzi: … dann hätte ich wahrscheinlich noch fünf Jahre weiter in meinem Job gearbeitet, hätte den dann hingeworfen und wäre Biobauer geworden (lacht). Meinen Job beim Fernsehen hab ich nicht lang gemacht, das war nicht meine Welt, dieses Auf-sich-selbst-Abgewixte – was im Musikbusiness nicht anders ist, aber hier bin ich mein eigener Chef. Damals hatte ich eigentlich nur mit Idioten zu tun, denen ich zuarbeiten musste, und durfte mir von unqualifizierten Journalisten anhören, wie ich meine Arbeit zu tun hab.
Jakob: Ich war in Ausbildung zum Maschinenbauer, und da wurde mir schnell klar, dass ich das nicht machen will. Ich hab’s schon drauf angelegt mit der Musik. Gott sei Dank hat es funktioniert. Einen Plan B hätt ich erst mal nicht gehabt. Ich überleg mir auch immer so, was könnte man denn sonst noch machen … Vielleicht Rikscha fahren (lacht).
Martin: Ich hätte schon studiert, definitiv. Musik-Management-Zeug.
Wenn ihr die Möglichkeit hättet, eine kleine Zeitreise zu machen: Was würdet ihr eurem 18 jährigen Ich mit auf den Weg geben?
Strizzi: "Stell die Bong weg und mach dein Abitur!"
Jakob: Ja, weniger kiffen (lacht).
Strizzi: (lacht) "Mach was du willst, aber hör auf zu kiffen!" Vor allen Dingen, wenn ich 18 wäre und ich würde mich sehen, wie ich zu mir hin komm …
Jakob: (lacht) Du würdest dir selber eine klatschen.
Strizzi: Ich würde mich auslachen! "Ey, ich bin du als 30 jähriger!" … Ich würde sagen "ey, verpiss dich" und laut lachen … "Schau dich mal an!" (lacht) Also es ist schon gut, dass man mit 18 noch nicht weiß, wie man mit 30 drauf ist.
Von der Zukunft jetzt zu einem Rückblick: Was waren denn eure musikalischen Highlights 2012?
Jakob: Casper, Cro und Kraftclub (lacht) Nein, also …
Strizzi: Ich finde zum Beispiel El-P – ein großer Held meiner Jugend – hat ein Hiphop-Album rausgebracht, das sehr gut ist. Das XX-Album. Das Album von Lana Del Rey war Hammer – das ist das einzige richtige Popalbum, das ich mir je gekauft habe.
Jakob: Ich hab mir heuer mehr Singles als Alben gekauft. Aber generell kauft sich keiner ganze Alben.
Wie seht ihr diese Entwicklung?
Strizzi: Es ist die Pest!
Jakob: Als Künstler find ich’s schade, als Konsument ist es scheißegal.
Strizzi: Ne, ist es nicht. Ein Album, das ein gutes Konzept hat, ist zehntausend Mal besser als nur einen Song drei Minuten lang anhören.
Jakob: Wenn’s die Leute glücklich macht …
Strizzi: Das ist immer dein Argument! Das zählt nicht.
Jakob: Oh ja, das ist doch der Sinn!
Die gute alte Apokalypse steht mal wieder vor der Tür. Was wäre euer letzter Hitsong der Menschheit?
Strizzi: Das wär ein Partysong, auf jeden!
Jakob: Also mir würde es da ums Glück gehen.
Strizzi: Abriss!
Jakob: Ne, Hauptsache wir waren alle glücklich.
Strizzi: Der Song heißt "Hauptsache wir waren alle glücklich" – und dann kommt immer so ganz leise "Abriss Abriss Abriss!" (lacht)
Jakob: (lacht) Party Party Party!