Auch 20 Jahre nach dem Frauenvolksbegehren sind Forderungen zur Gleichberechtigung immer noch nötig. Deswegen soll es bald eine Neuauflage davon geben, mit folgenden Forderungen…
1. MIT DABEI STATT MITGEMEINT
Gefordert wird eine Parteien- und Klubförderung, die sich an der jeweiligen Frauenquote orientiert. Den Höchstbetrag sollen die Gremien erhalten, die eine Frauen-Beteiligung von 50 Prozent vorweisen können.
Stellt euch einmal vor, die Landeshauptleute-Konferenz wäre kein reines Sausage-Fest mehr.
2. FRAUEN AUF ALLEN EBENEN
Gefordert wird ein Anteil von 50 Prozent Frauen in Leitungsgremien börsennotierter Unternehmen. Wenn nicht, soll es Sanktionen regnen.
Stellt euch vor, diese wichtig aussehenden Herren, die den Vorstand der Raiffeisen bilden und so charmant in die Kamera lächeln, müssten jetzt ein wenig Strafe zahlen. Stellt euch vor, um wie viel ausgeglichener dieses Bild aussehen würde, wenn sich zwischen diesen Herren auch ein paar Damen finden würden. Stellt euch vor, wie viel diese Frauen bewegen könnten. Bis Ende letzten Jahres saßen gerade einmal neun Frauen in den Chefetagen von Börsenkonzernen. Der Frauenanteil in Vorstandsetagen liegt damit bei 4,6 Prozent. Come on, da geht noch was!
3. RAUS AUS DER ROSA-BLAU-FALLE
Gefordert wird, dass Bildung und Lehrmaterialen sexistische und homofeindliche Beispiele einfach mal weglassen sollen. PädagogInnen sollen im Sinne eines geschlechtersensiblen Blicks ausgebildet werden.
Stellt euch einmal vor, Mädchen könnten getrost Piratenbücher lesen, ohne mit rosa Pferdegeschichten genervt zu werden. Stellt euch vor, es gäbe keine blau-rosa-Aufteilung in der Kinderbuchhandlung, stellt euch vor, die zwei Buben aus dem Nebenhaus spielen Prinzessin und es ist die normalste Geschichte auf der Welt. Schön, oder?
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4. DABEI VON ANFANG AN
Gefordert werden durchgängige Angebote und einfacher Zugang zu Beratung, Kompetenzfeststellung und Kinderbetreuung für asylsuchende Frauen. Asylsuchende Frauen sollten auch unabhängig von ihren Ehemann Asyl beantragen können.
Oh, well, stellt euch einfach vor, Integration würde funktionieren. Stellt euch vor, Frauen, die in unglücklichen Zwangsehen feststecken, könnte in Österreich geholfen werden. Stellt euch einfach vor, es wäre auch für asylsuchende Frauen möglich zu arbeiten, ohne sich Sorgen um die Betreuung ihrer Kinder zu machen. Stellt euch vor, alle würden das genauso feiern, wie dieses süße Bild:
5. WERTGESCHÄTZT STATT PLAKATIERT
Gefordert wird das Verbot von sexistischer Werbung.
Stellt euch einfach vor, die Mädels von der Palmerswerbung würden nicht nackt und anonymisiert im Dreck herumliegen. Stellt euch daraufhin vor, Felix Baumgartners Facebook-Status wäre eine Ansammlung von herrlich schweigenden Leerzeichen. Stellt euch vor, Frauen würden in der Werbewelt stark, unabhängig und selbstständig dargestellt werden. Stellt euch vor, es würde um ihr Tun und nicht um ihr Aussehen gehen.
6. JEDE ARBEIT HAT IHREN WERT
Gefordert wird ein gesetzlicher Mindestlohn von 1.750 Euro Brutto.
Stellt euch vor, wir Frauen wären alle ein wenig reicher. Kostet diesen Gedanken einfach kurz aus. Momentan wird der Mindestlohn in Österreich für die jeweiligen Gewerbe einzeln festgelegt. Stellt euch einfach einmal vor, jeder Berufsstand wäre von Gesetzes wegen von der Ausbeutung befreit. Das fühlt sich schon gut an. In so einem Land würde man schon gerne Leben, nicht wahr?
Netto wären das auch nur noch 1.341 Euro. Für eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern ist das immer noch knapp, aber es wäre ein Anfang.
7. UMVERTEILT STATT UNBEZAHLT
Gefordert wird die 30 Stunden-Woche.
Stellt euch vor, wir hätten früher Wochenende. Gut, Dienstag wäre immer noch nicht der neue Freitag, wie Herr Häupl das bei der Arbeitszeit der Lehrer so schön illustrierte, aber er sprach auch nur von 22 Stunden. 30 Stunden aufgeteilt auf eine Fünf-Tages-Woche ergeben einen Arbeitstag von sechs Stunden. Arbeitet man drei Tage die Woche acht Stunde, wäre unser Freitag und Häupls Dienstag schon am Donnerstag.
8. GLEICHER LOHN FÜR GLEICHWERTIGE ARBEIT
Gefordert werden verschiedene Maßnahmen, Kriterien und Standards, um die Einkommensschere zu schließen.
Wer weniger Geld hat, hat weniger Chancen. Nehmen wir das Beispiel Geld für Nachhilfe. Die Spirale der Ungerechtigkeit führt unschön voraussehbar nach „unten“.
9. ÖKONOMISCHE UNABHÄNGIGKEIT IST KEIN LUXUS
Gefordert wird, dass die Höhe der Notstandshilfe, der Mindestsicherung und der Pension unabhängig von dem oder der PartnerIn erfolgt.
Stellt euch mal vor, es gäbe noch weniger Gründe, den Lugner zu daten. Außerdem hätten die Rich Kids unter euch weniger Sorgen, ob sie nur des Geldes wegen geliebt werden.
10. MENSCHLICHE BEDINGUNGEN FÜR MENSCHLICHE PFLEGE
Gefordert wird die Anerkennung von Vollzeitpflege als unselbstständige Arbeit.
Stellt euch vor, der Mensch, der für eure Oma rund um die Uhr da ist, ist glücklicher. Eure Omi freut sich sicher auch.
11. JEDES KIND HAT SEINEN PLATZ
Gefordert wird der Rechtsanspruch nach Ablauf der Mutterschutzfrist auf eine ganztägige, kostenlose, flächendeckende und qualitativ hochwertige Betreuung.
Stellt euch vor, all die Menschen, die sich mit sozialen Kompetenzen schwer tun, hätten von Beginn an mehr Möglichkeiten gehabt, diese zu lernen, weil sie schon früh mit Gleichaltrigen abgehangen wären – und das im Rahmen einer qualitativ hochwertigen Betreuung.
12. SELBSTSTÄNDIG DURCH DIE KARENZ
Gefordert wird die Streichung der SVA-Pflichtversicherungsbeiträge für alle Selbstständigen, die Kinderbetreuungsgeld beziehen.
Stellt euch vor, junge Mütter wären unabhängiger.
13. GLEICHES RECHT FÜR ALLE KINDER
Gefordert wird das Bestehen des Anspruchs auf Unterhaltsvorschuss in Höhe der Regelbedarfssätze, gekoppelt an die Dauer der Familienbeihilfe.
Stellt euch vor, die Abhängigkeit wäre geringer. Stellt euch vor, die Bürokratie würde etwas vereinfacht werden. Stellt euch vor, ihr müsstet euch eine Sorge weniger machen, was die Versorgung eurer Kinder betrifft.
14. SELBSTBESTIMMT STATT FREMDGESTEUERT
Gefordert wird eine bundesweite, kostenlose und anonyme Beratung zu Verhütungsmitteln, Schwangerschaftstest und rechtlich zulässigem Schwangerschaftsabbruch.
Stellt euch vor, ihr hättet damals nicht die BRAVO im Kiosk klauen müssen, um Dr. Sommer zu lesen. Stellt euch vor, ihr hättet den ersten Schwangerschaftstest eures Lebens nicht auf dem DM-Kassaband zwischen zwei vorwurfsvoll schauenden Senioren präsentieren müssen.
15. Sicher Leben – Sicher Wohnen
Gefordert wird der Ausbau von Gewaltschutzzentren und Frauenhäusern, die Erhöhung der finanziellen Unterstützung für diese Einrichtungen sowie Zugang für asylsuchende Frauen.
Stellt euch vor, Frauen würden unkompliziert Schutz vor häuslicher Gewalt bekommen. Stellt euch vor, es gäbe keine Bürokratie und Wartelisten rund um diese Schutzorte. Stellt euch vor, jede Frau könnte jeder Zeit an einem sicheren Ort schlafen.
In diesem Sinne:
Alle Informationen zum Frauenvolksbegehren sind auf frauenvolksbegehren.at zu finden. Hier kann man die Kampagne mittels Crowdfunding unterstützen.