Stefanie Sargnagel, Königin der Schwarzer-Humor-Abteilung im österreichischen Internet, hat ihr zweites Buch zusammengeschustert. Die eigentliche Leistung ist aber eine andere.
Dass Sargnagel mit »Fitness« nun ein zweites Buch vorlegt, ist in erster Linie die Erfüllung eines Vertrags mit der Redelsteiner Dahiméne Edition, einem Verlag, der das Potenzial einer jungen Autorin früh erkannte und es schaffte, sie zumindest auf die Dauer weniger Jahre an ihn zu binden. Das ist auch gut für die Autorin, denn über Facebook-Statusmeldungen können Tageszeitungen, Magazine und der deutsche Feuilleton, auf den es das zweite Buch auch abgesehen hat, eben schwer berichten.
Literatur ins Netz gebracht
Wie Sargnagel selbst sagt, handelt es sich bei »Fitness« um eine Textsammlung. Das Konzept, Facebook-Statusmeldungen, Kürzestgeschichten aus dem Callcentre, wo sie nach einer sechsmonatigen Bildungskarenz wieder arbeitet, Zeichnungen und kleinere Gonzo-journalistische Arbeiten in Buchform zu bringen, wurde beibehalten. Ein zweites Buch mit gleichem Konzept zu machen ist zwar nicht verwerflich, Faulheit wird ihr trotzdem vorgeworfen werden. All das führt aber ohnehin am Punkt vorbei.
Stefanie Sargnagels Leistung – um bei dem schönen Wort zu bleiben – liegt nicht darin, aus Facebook-Statusmeldungen ein Buch und damit in einem gewissen Grad Literatur gemacht zu haben, sondern Literarizität überhaupt einmal ins Netz gebracht zu haben. Dort hat sie eine riesige Leserschaft aufgebaut und darüber hinaus aus kleinen Text-Teilen eine Art modernen Künstlerroman geschaffen, ein selbstironisches Tagebuch, eine niemals endende, höchst unterhaltsame Ego-Doku in völlig neuer Form. Sie tut damit etwas, was viele gerne würden: ihren ganzen »Stream of Conciousness« irgendwohin auslagern. Sie tut es aber besser, als viele es je könnten. Also liken sie es.
Wer Sargnagel regelmäßig liest, weiß, dass ihre wahre Stärke neben der Witzchen auf 100–200 Zeichen eigentlich in den längeren Texten liegt, die sie bisher ganz subjektiv geschrieben hat. Wenn sie einen Text ins Blaue produzieren müsste, wüsste sie nicht wie, sagt sie beim Interview. Man glaubt kurz, ein Eingeständnis einer Schwäche zu hören, bis sie hinzufügt, »Ich seh aber auch keinen Grund, längere Texte zu schreiben«.
»Fitness« von Stefanie Sargnagel ist bereits auf Facebook erschienen. Und außerdem in der Redelsteiner Dahimène Edition. Präsentation ist am 11.11., 20uhr im Schauspielhaus Wien.