Vor neun Monaten hat Wiener Neustadt einen neuen Club bekommen. Das Sub zieht in einem Blog-Eintrag nach einer turbulenten Eröffnungsphase Zwischenbilanz.
Wie bei einer amerikanischen Sitcom, hoffentlich einer besseren und nicht einer schlechteren, zählen wir beim Clubmachen in "Seasons", also Staffeln, oder Saisonen. Dieser Rhythmus ist in Österreich anscheinend gang und gäbe (als Ausnahmen mögen vielleicht Wien und noch Graz gelten): die "starke", will heissen gut besuchte Veranstaltungszeit beginnt mit September und endet ein bisschen früher oder später Ende Mai, Anfang Juni, wenns dann schön draussen wird und die Leute eher später oder gar nicht mehr in den Club kommen.
Das war ja klar
Der euphorische Start mit fast 1.500 Besuchern am Eröffnungswochenende war super. Im Nachhinein betrachtet war das halt leider ein bisschen spät, erst Anfang Dezember zu eröffnen – und selbst das war ein Punktlandung. Aber gut, wir hatten alles gegeben und waren mächtig stolz darauf, einen so großen Club abseits der Großstädte in Österreich betreiben zu dürfen, und hier zu schalten und zu walten, den Mainstream außen vor zu lassen, in untergrundingen Musikrichtungen zu verharren und auch mal verquer zu buchen.
War auch cool am Anfang. Leider holt einen die Realität sehr schnell ein – nämlich die ziemlich hohen Fixkosten und Schulden aus der Bauphase einzuspielen. Auch stellte sich nach den ersten Monaten eine gewisse Müdigkeit beim Publikum ein – was sich an sinkenden Besucherzahlen manifestierte. Zwar konnten wir mit unseren "Klasssiker-Veranstaltungen", die jeweils die Musikrichtungen HipHop, Reggae, Drum&Bass und Tech House abdecken, einen sehr guten Schnitt halten oder uns sogar stark verbessern (Wo gibt es noch im Schnitt fast 270 Gäste bei einer monatlichen Reggae- oder Drum&Bass-Veranstaltung?), aber viele der "neuen" Veranstaltungsreihen gingen den Bach hinunter.
Die Analyse führte uns zu einem klaren Ergebnis: zu diffus war unser gut gemeinter Ansatz, jede Woche zwei Mal abseits des Mainstreams zu veranstalten – zu wenig transparent in der Außenwirkung für die Besucher. Im Nachhinein kann man hier nur von bemüht sprechen, leider oft nur gut gemeint, aber nicht gut gemacht. Auch einzelne Probleme mit Fördergebern haben unsere Situation nicht erleichtert. Aber wie heißt es so schön – der Gentleman geniesst und schweigt.
Und dann kam der Sommer
Und der schlägt dann mal wieder seit 2003 so richtig zu – die extreme Hitze und die damit verbundene extreme Besucherebbe rieb unsere Nerven auf. Auch wohl, weil unsere Gegensteuerung mit dem Programm zwar vermeintlich auf nicht taube Ohren, aber faule Beine stieß, die halt bei 35 Grad nicht im Club stehen wollen (was auch vollkommen nachvollziehbar ist). Nach viel Hin und Her haben wir das Programm nochmal komplett neu aufgerollt – und neu durchgedacht. Damit fielen leider auch die Hälfte der alternativen Veranstaltungen dem Rotstift zum Opfer – aber anscheinend muss es so sein. Der Ersatz war weit weniger hochschwellig – gute, mainstreamigere Musik, die genreübergreifend bei freiem Eintritt dargeboten wird. Das klingt zwar ein bisschen nach eierlegender Wollmilchsau, aber mit der Größe des Sub und dieser Anlage kann auch das – wenn gut dargeboten – zu einem Erlebnis werden.
Season 2 – To be continued
Und so läuten wir die Saison 2 nach dem "Erdbeben in der Provinz" ein und schauen, wie sich die Gäste vom ersten Schock erholt haben. Wir – also die Betreiber – sind natürlich auch an unsere Grenzen geführt worden, sowohl individuell als auch als Gruppe. Aber trotz dieser harten Probe für Körper und Geist lassen wir uns nicht entmutigen. Teufelsritt, Nummer Zwei – Wir kommen.
Neues Programm – neues Format
Dazu passend haben wir auch unsere neue Folge sub.tv abgedreht, die sich mit dem neuen Programm und den Ausprägungen beschäftigt:
www.youtube.com/watch?v=SJ9hSctESWU
Anfang des Jahres haben wir uns mit Clubkultur in Niederösterreich beschäftigt, auch mit dem Sub, zum Artikel geht es hier.
Die weiteren Teile des Sub-Blog kann man hier nachlesen: