Okay, »Summer Sol V« ist nicht wirklich ein Soundtrack, zumindest nicht für einen Film, dafür aber eine gelungene Slow-House-Zusammenstellung mit einem ordentlichen Schuss Fernweh.
Es gibt wenige Labelbetreiber, die Spiritualität und elektronische Musik so glaubhaft miteinander verbinden und diese Einstellung auch so konsequent leben wie William Sabatini, besser bekannt als Sabo. Mit seinem 2006 gegründeten Label Sol Selectas leistet er einen wesentlichen Beitrag zur Weiterentwicklung der »langsamen Revolution«, also der Slow-Musikbewegung.
Nun ist vor Kurzem auf Bandcamp und Beatport »Summer Sol V« erschienen – ein guter Anlass, die Label-Compilation mit ihren 30 (!) Tracks mal unter die Lupe zu nehmen: Tropisch beeinflusste Polyrhythmik, warme Basslines und Percussions gepaart mit organischer Instrumentierung beschreiben das musikalische Grundkonzept der Compilation und des Labels am besten; all das unterlegt mit einem gut hör- und spürbaren elektronischen Layer. Nicht alle Tracks sind wirklich slow (also bis ca. 110 BPM). »Summer Sol V« enthält auch schnellere, »klassische« House-Tracks, die ebenfalls die für das Label typischen Klangtexturen aufweisen. Sommerliches Wohlfühlen ist garantiert. Durch Beiträge aus insgesamt 20 Ländern – leider ist keiner davon aus Österreich – kann durchaus auch etwas Fernweh entstehen. Von sterilen Massenproduktionen mit Titeln wie »Beach House« ist die Qualität der Compilation jedenfalls meilenweit entfernt.
Slow als Lebenseinstellung
Slow ist weitaus mehr als ein (noch) nicht kommerzialisierter Musiktrend, es ist eine Lebenseinstellung: weltoffen, lebensbejahend, vorurteilsfrei, eine bewusste Wahrnehmung von Musik als Meditations- und Heilhilfe. Der spirituelle Charakter spiegelt sich auch in der Besinnung auf die Klänge alter afrikanischer, arabischer sowie südamerikanischer Kulturen wider, deren tiefgehende Emotionalität in die Produktionen einfließt.
Für Sol-Selectas-Mastermind Sabo sind die Auftritte bei diversen Musikfestivals und die Interkation mit dem Publikum eine große Inspirationsquelle; dies gilt auch und wahrscheinlich in besonderem Ausmaß für das Burning Man, das jährlich Ende August in der Black Rock Desert im US-Bundesstaat Nevada stattfindet. Sabos Affinität zum Wüsten-Gathering ist nicht weiter verwunderlich; 2016 meinte er rückblickend: »My deep, slow tribal sound was finally understood by a whole community of open minded people.« Mittlerweile funktioniert diese Musik auch bei uns – ganz ohne Festival.
»Summer Sol V« ist bei Sol Selectas erschienen.