Tanz-Handlungen

Nicht schneller, höher, weiter wollen die Menschen vom Tanzquartier Wien rund um Intendanten Walter Heun – es geht um gesamtgesellschaftliche Bezüge, die man dann tanzend in Handlungen übertragen will.

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Was ist nun das Motto der kommenden Saison? Was hat Tanz im geschützten Raum der Bühne mit dem richtigen Leben zu tun?

Okkupation und Tanz

Ja, wenn sich die Bühne und das Tanzquartier als Agora – als Marktplatz – im Gegensatz zur Akropolis – dem Refugium der Reichen und Mächtigen – versteht, dann hat das alles seinen Sinn. Denn auch das Tanzquartier will sich in der heurigen Saison, wie einige andere Große im Kulturbetrieb Österreichs, u.a. der diesjährige steirische Herbst, mit Protest beschäftigen. Doch die klassischen Tools von Widerstand sind nicht des Tanzquartiers Sache, es geht um Widerstand durch Performance und durch Kunst. Diese Modi finden eine geeignete Fläche und einen passenden Raum im Tanzquartier Wien.

Willi Dorner will mit seinem Stück “Fitting” die Stadt er- und vermessen, den öffentlichen Raum okkupieren, neue Blickwinkel auf die Stadt schaffen. Das schafft Dorner durch die Tänzerinnen und Tänzer, die ihren Körper für temporäre Installationen einsetzen, ganz wie Erwin Wurm, nur mit öffentlich-politischer Schlagseite. Wie reagiert der Betrachter auf Veränderungen des gewohnten Stadtbildes, wie nimmt man derlei Transformationen wahr? Das Stück "Fitting" spielt mit unseren vorgefertigten Meinungen über Stadtarchitektur und Stadt-Raum.

Fremdes und Vertrautes

Laurent Chétouanes “Sacré Sacre Du Printemps” ist eine Neuinterpretation des bekanntne Tanzstückes von Igor Strawinsky. Das Frühlingsopfer soll durch die Integration in die Gesellschaft wieder vertraut werden. Chétouane lotet mit seiner Neuinterpretation des bekannten Tanzstücks von Igor Strawinsky die Frage aus, ob es adäquat ist, Fremdes fremd zu belassen und es in seiner Eigenart ruhen zu lassen. Der zweiteilige Abend benutzt die Musik Strawinskys einerseits und die des Musikers Leo Schmidthals andererseits.

Die dramaturgische Leiterin des Tanzquartiers Sandra Noeth sieht die Hinterfragung anderer Körperkonzepte, ebenso wie Gleichheit oder Eurozentrismus als Schlagworte der kommenden Saison. Die Idee von Integration oder deren Missverstehen im Exotismus wird ebenso thematisiert werden. Dadurch soll ein Dialog entstehen, kein neues “Wir”, erörtert Noeth. Auch sollen künstlerische Sprachen Thema sein, die fremd erscheinen und sie sollen in ihrer Gegenläufigkeit so belassen werden wie sie sind.

Die Saison 2012/2013 des Tanzquartier Wien wird am 29. September mit der Uraufführung "This Is Not (A) Fair" von Cis Bierinckx & Tanzquartier eröffnet.

www.tqw.at

Bild(er) © Lisa Rastl, Laurent Chétouane
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