Bridget Jones ist bald wieder im Kino zu sehen. Zeit, sich zu überlegen, ob man die Ikone der Jahrtausendwende heute überhaupt noch lieben darf.
Wie lange begleitet mich Bridget Jones jetzt schon? Es muss in der Unterstufe begonnen haben, irgendwann zwischen „Superhenne Hanna“ und den Dürrenmatt- und Brecht-Jahren. Auf jeden Fall noch zu einer Zeit, als es ganz normal war, dass meine Mutter einmal im Quartal der Donauland-Filiale auf der Meidlinger Hauptstraße einen Pflichtbesuch abstattete. War für sie selbst nichts dabei, so sprang für mich eine Überraschung raus: Griffe ins Klo wie Backstreet Boys-CDs (Mama hätte doch wissen müssen, dass ich Team Girlpower war und sicher nicht Nick Carter süß fand!) oder eben nachhaltig prägende leichtfüßige Frauenromane wie „Das Tagebuch der Bridget Jones“.
Oh Jahrtausendwende, wie herzig verklemmt du warst
Ich hab das Buch in meiner Schulzeit sicher fünfmal gelesen. Heute ist es schon ein bisschen vergilbt, aber es hat noch immer einen Platz im Bücherregal. Bridgets schwuler Freund wird auf dem Buchrücken übrigens als „ein bester Freund, der nicht auf Frauen steht“ beschrieben. Oh Jahrtausendwende, wie herzig verklemmt du warst.
Wie das wohl so wird, wenn Bridget Jones nach all den Jahren heuer wieder in die Kinos kommt? So eine Ikone des Feminismus kann sie ja wohl nicht sein, wenn sich alles in ihrem Leben um Männer und Diäten dreht. Oder? Ich liebe sie trotzdem. Bridget hat nämlich Charakter. Sie hat Prinzipien, sie hat auch schlechte Eigenschaften und sie ist trotzdem liebenswürdig. Bridget hat neben ihrer Kilo-Zählerei auch echte Problemzonen: Sie muss sich mit chauvinistischen Chefs herumschlagen, stürzt in versifften Pubs ab und wird von Verwandten ständig an ihre vermeintlich tickende biologische Uhr erinnert. Damit ist ihr Alltag, so überzeichnet er sein mag, für die meisten von uns näher an der Realität als jedes Manic Pixie Dream Girl aus irgendeinem Indiefilm, das einer Bubenfantasie entsprungen ist.
Renée Zellweger schlüpft in »Bridget Jones’ Baby« ab dem 21. Oktober wieder in die Rolle der tollpatschigen Britin. Diesmal ohne Gewichtsveränderung. Astrid Exner ist Mitbegründerin des Musikblogs Walzerkönig. Sie twittert als @walzerkoenige auch zu den Themen Musikindustrie, Internet und Feminis