Teen Weirdos, Stiefkinder und coole Cousinen: Österreichische MusikerInnen mit mehreren Bandprojekten

Wolfgang Möstl, Ana Threat, Ebow, Paul Plut, Marco Kleebauer und Elise Mory – die musikalischen TausendsasserInnen im Gespräch mit The Gap über unaufgeräumte Verstrickungen, musikalische Kollaborationen, auf die keiner klarkommen würde und Bandkinder, die eigentlich schon ausgezogen sind – und manchmal doch wieder vor der Tür stehen.

Kristina Pia Hofer (Ana Threat // The Boiler // Puke Puddle // Kristy and the Kraks// Schweiffels // Sektstress)

(c) Tina Bauer

»Also ich fände eine Popfest Ko-Kuratierung von Ana Threat und Eberhard Forcher ziemlich witzig«

 

Das ist ja schon eine ordentliche Aufzählung der Projekte, in die du momentan involviert bist. In wie vielen Bands hast du in deinem Leben bisher gespielt?

Also in zwei der aktuellen Kombos bin ich allein, der Rest sind Duos oder Trios. Bands mit mehr Leuten hab ich irgendwann mal aufgegeben; zu sperrig. Vor den aktuellen Gruppen gabs noch vier andere, wenn ich nur die ernstzunehmenden zähle, also Bands mit eigenem Programm, die Tonträgers aufnehmen und regelmässig spielen. So Spaßdinger, die sich für nur einen Auftritt oder einen besonderen Anlass formieren, gabs noch mehr, da hab ich den Überblick verloren. Auch, wenn sowas sehr leiwand sein kann.

Was ist für dich der Reiz an mehreren Bandprojekten?

Am schönsten ist natürlich, nie ein einziges Wochenende richtig frei und jeden Abend irgendwas anderes zum Proben oder Checken haben, das erspart ein ärgerliches Privatleben führen zu müssen. Nein Blödsinn, ohne Scheiß: Sehr schön ist, sich mit unterschiedlichen Gruppen über verschiedenste Genres ausbreiten zu können, ohne dass es beliebig oder zu eklektizistisch wirkt, was passieren kann, wenn ein einzelnes Projekt zu sehr rumhüpft zwischen den Stilstühlen.

Auch ergeben sich für mich oft die ärgsten Sachen auch erst aus der Zusammenarbeit mit verschiedenen Leuten: mit Juli Haberlik und Dino Spiluttini von Sektstress bin ich zB eine komplett andere Performerin als mit Tina Bauer von Puke Puddle – und das liegt definitiv an den sehr unterschiedlichen Dynamiken, die sich zwischen den jeweils Beteiligten in den zwei Gruppen entspinnen.

Überhaupt leiwand an in vielen Bands spielen: die Zahl an bedeutungsvollen, produktiven, emotional intensiven Beziehungen im Leben vermehrt sich, sowohl in Verhältnissen mit Bandkolleg_innen, aber auch in denen mit verschiedenen Communities, in denen sich die unterschiedlichen Projekte bewegen. Ein Haufen manchmal unaufgeräumter Verstrickungen, in denen viel ausgehandelt werden muss und kann, auch Musik aber weit nicht nur. Was ich als extreme Bereicherung empfinde.

Wenn die Projekte deine Familie / deine Kinder wären, wie würdest du sie charakterisieren? Welches ist das Stiefkind? Welches die Großtante, die einem immer heimlich einen 20er zusteckt?

Bisschen müd sind vielleicht grad Kristy and the Kraks, die liegen aktuell auf Eis und müssen sich ein wenig ausrasten vom Spielen. 20er gibts am ehesten von Ana Threat solo; mit der hysterischen Nudel lässt sich ab und zu in so zeitgenössischen Kunstkontexten tatsächlich was Geld verdienen. Puke Puddle sind renitente Teen Weirdos, die jeden Tag im Jahr lieber gegen die Faschos demonstrieren gehen als in die Musikschule. Schweiffels sind schwerarbeitenden Hochzeitsmucker_innen. Der Boiler ist meine Autofahrband, weil da am meisten Equipment durch die Gegend zu schleppen ist, und nervt oft extrem, weil das ganze Zeug das ich da spiel uralt und fragil ist und dann immer auch gleich kaputt wird von einmal bissi strenger anschauen. Sektstress sind abgeklärte Punkprofis, bei denen ich mit – was ich nie im Leben erwartet hätte nochmal zu tun – deutschen Texten shinen und – live ohne ein einziges Instrument umhängen zu haben – Mirkoständer zerstören darf.

Siehst du deine Rolle in allen Projekten gleichermaßen ausgeprägt? 

Es ist überall sehr anders. Auch, wenn ich in zwei Bands das gleiche Instrument spiele – zB Schlagzeug bei Puke Puddle und bei Schweiffels – geh ich dabei jeweils mit komplett anderen feels rein. Das liegt, wie oben gesagt, auch daran, dass mich andere Mitmusiker_innen oft sehr anders sein lassen, ich kann mich da recht gut drauf einlassen. Allerdings sind auch meine zwei Solo-Acts sehr unterschiedlich voneinander, hier liegts aber wahrscheinlich an der Inszenierung und am Genre: Ana Threat macht Garagen Rock’n’Roll und sich gern die Haare, der Boiler hängt im Scheißdraufoutfit auf einer Droneorgel und stampft Suicide Top Ten raus.

Siehst du persönlich Parallelen in all deinen Projekten oder unterscheiden sich diese (nicht nur für das Publikum sondern auch für dich gefühlsmäßig) komplett?

Ich tendiere generell zu relativ hohem Körpereinsatz beim Performen, das zieht sich dann wohl auch durch meine jeweiligen Funktionen in den verschiedenen Bands. Ah ja und so Muckerperfektionismus treibt mich in den Wahnsinn, das ist dann also auch überall verboten mit mir. Ansonsten: siehe oben.

Mit welchem/welcher (nicht befreundeten) österreichischen Musiker/Musikerin würdest du gerne mal in einer Band spielen?

Mit der jeweils abgedrehtesten Teilnehmerin* der zukünftigen Girlsrockcamps. Vorausgesetzt, ich darf im Zuge dessen mit ihr befreundet sein 🙂

Welche musikalische Kollaboration (anderer) österreichischer Musiker_innen fändest du besonders interessant? Maurice von Bilderbuch mit Leftboy oder Helene Fischer mit Fauna vielleicht?

Also, ich fände eine Popfest Ko-Kuratierung von Ana Threat und Eberhard Forcher ziemlich witzig. Ha ha, hu hu, laughing as the threads come loose.

 

Auf Seit 3 geht´s weiter mit Ebru Düzgün alias Ebow –>

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