The Last Bastards of British Pop

Frequency, Presse-Area: Dort wo der Musikjournalismus massenabgefertigt wird wie in einer Legebatterie treffen wir Bob Hardy, Bassist von Franz Ferdinand zum Interview. Sobald das mit dem Britpop endgültig geklärt ist, wird es dann doch noch richtig gemütlich.

Ob physisch oder Digital: Die Covergestaltung und der Album-Name waren für Franz Ferdinand immer extremst wichtig. Die Idee, ausschließlich Alben ohne Titel auf den Markt zu bringen wurde hinfällig, euer einprägsames Artwork zwischen Comic, grafischen Designs und russischer Avantgarde blieb. Ist daraus inzwischen eine Art Corporate Design geworden?

Corporate Design weniger als einfach nur persönlicher Geschmack: Unser bisheriges Artwork verbindet beides: Unsere individuellen Zugänge zu Kunst aber auch den Charakter den unsere Musik ausstrahlt. Ich schätze so hat unser Indie-Rock sein eigenes Design bekommen: Trennscharfe Grafiken mit kontrastreichen Farben, spitzen Ecken, Kanten und fett gedruckten Buchstaben sind inzwischen charakteristisch für unsere Arbeiten.

Ihr designed euer Artwork selbst: Von wem stammt die Arbeit zum neuen Cover?

Alex hat es skizziert und Paul hat es dann am Laptop bearbeitet. http://de.wikipedia.org/wiki/Blurgeht wieder auf Tour, Suede hat mit "Bloodsports" seit langem ein neues Album veröffentlicht, die Brüder Gallagher produzieren (wenn auch getrennt) Musik und am 10. Dezember spielt Pete Doherty mit den Babyshambles in Wien. Gibt es Britpop jetzt wieder oder wie?

Ich denke Britpop wird im restlichen Europa komplett anders interpretiert als in Großbritannien selbst. Wir haben uns nie als Britpop Band bezeichnet. Ich kann mit der Bezeichnung wenig anfangen.

Aber es ist doch unleugbar, dass die großen Bands der 90er Gitarrenpop Bewegung einen gewaltigen Einfluss auf eure Musik gehabt haben ?

Klar. Pulp, eine wegweisende Band für den frühen Britpop hat mich zum Beispiel sehr geprägt. Die Texte von Jarvis Cocker sind großartig!

Mitte der 00er Jahre schießen die Indie-Bands in England wie Pilze aus dem Boden. Die Arctic Monkeys, Kooks, Wombats, Editors, Maccabees und eben Franz Ferdinand sind nur eine Auswahl. Warum war Großbritannien damals so ein Hotspot für Indie-Rock?

Ich denke dieser Gitarrenpop-Hype erlebt alle zehn Jahre ein Revival und dann überfluten auch eine Menge Bands ähnlicher Richtung den Musikmarkt. Meistens gibt es da eine Hand voll Bands, die mit einem frischen Sound als Gründer eines Genres gelten, der dann Jahre später von neuen Bands aufgefasst wird. Irgendwann wird es wieder unpopulär und langweilt die Leute und irgendwann inspiriert es wieder eine neue Band. Die Musikindustrie ist ein ewiger Kreis.

Der Indie-Rock hat sich inzwischen weiterentwickelt: In Richtung Synthpop, polyrhythmische Perkussion und weg von totgespielten Formen. Paradebeispiel sind die britischen Newcomer Django Django. Warum kommen die gerade jetzt so gut an?

Ich finde es schwer Musikformen an ein Zeitalter zu binden, besonders wenn es um deren Popularität geht. Musik ist immer populär und deswegen wird Pop immer hip und zeitlos bleiben. Ich kann dir nicht sagen ob Django Django Mitte der 00er Jahre so gut an gekommen wären wie im Jahr 2012, genauso wenig wie ich abwiegen kann, ob Lady Gaga in den 90ern ein Star gewesen wäre. Das ist auch alles komplett wurscht! Tatsache ist, dass Django Django eine tolle Platte produziert haben, die ich sehr schätze.

Weniger bei der Musik aber bei der visuellen Gestaltung gibt es Parallelen zu euch…

Kann sein. Das kommt davon, weil wir die gleichen Interessen und Wurzeln haben. Ich erinnere mich noch, dass der Bassist von Django Django mit mir am selben College Kunst studiert hat.

Kürzlich war in der Info zu Alex Kapranos Twitter-Profil zu lesen "The last Bastard of British Pop". Heißt das Franz Ferdinand sind dem Ende geweiht?

(lacht) Aber nein. Das kann er wohl kaum ernst gemeint haben.

Das vierte Studioalbum der britischen Band Franz Ferdinand "Right Thoughts, Right Words, Right Action" erscheint am 26. August via Domino Records.

Bild(er) © ©Andy Knowles
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