The Paradox of Money

Jedes externe Geld bringt Kosten mit sich. Schlecht kalkuliert können diese Kosten den Nutzen des neuen Geldes leicht überwiegen.

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Auf der einen Seite steht der kostspielige Zeitaufwand, den es benötigt, das Geld überhaupt zu bekommen. Auf der anderen Seite stehen die mit der Aussicht auf neues Geld erzeugten Erwartungen. Diese werden auf der Basis von Umständen getroffen, die sich als falsch herausstellen können (und werden) und das neu entstandene Tempo wird jede falsche Entscheidung verstärken. Man korrigiert später, lernt langsamer und bricht sich dabei leicht das Genick.

Externes Geld, das als Kerosin verwendet werden soll, wirkt auf junge Unternehmen in Form von Skalierung, Mitarbeiterhierarchien und Expansion und verlangsamt dadurch automatisch jegliches Learning. Je länger man diesen Treibstoff aufschieben kann, desto länger wird man First-hand-Learning haben, richtige Entscheidungen treffen und so das optimale Produkt finden.

Turbo-Kapital-Risiko

VC-Investoren kommen oft historisch aus dem Bereich der Wachstums- und Skalierungsinvestments. »Let’s figure targets and push the graphs to the top right«. Bei Startups geht es aber – vor diesem magischem Moment, in dem der Markt nach dem eigenen Produkt schreit (Product Market Fit) – nicht nach Top Right, sondern oft rauf/runter oder gar in Loopings. Der VC-Investor versucht im Zweifelsfall, Loopings mit Druck in Pfeile zu pressen und nicht das Learning, sondern das Tempo zu bezahlen.

Aber dass Investoren und auch Startups hier falsch agieren, liegt in der Spieldynamik der Startup-Welt. Startups überschätzen sich, VCs wollen so früh wie möglich auf einen Zug aufspringen und hoffen ab hier, dass es schon irgendwie gehen wird. In Wahrheit kollidiert das Geschäftsmodell des klassischen VCs mit dem von Startups.

»Aber ich kann’s ja mit Geld auch langsam angehen …«

Kein Unternehmer will sich eingestehen, dass das Produkt noch nicht vom Markt validiert ist. Keiner! Man redet sich lieber ein, noch nicht ganz mit Produkt »fertig zu sein« oder die »richtigen« Kunden noch am Weg zu erreichen und erwartet das explosionsartige Wachstum hinter jeder nächsten Ecke. Komplette Ignoranz gegenüber der eigenen Situation trifft auf Unerfahrenheit der eigenen Person und hört auf Wachstumspläne und Best Practices externer Autoritäten. Man verwechselt Investorenvalidierung mit Marktvalidierung und verhält sich, als solle man nun bereits skalieren. Premature scaling kills. Kompletter Schwachsinn und dennoch bei Startups komplett normal.

Branchen-Know-how und Expertise

Braucht man heutzutage VC-Geld? Definitiv nicht in Frühphasen des Unternehmens und wer sich damit aufhalten will, wird nur Zeit verheizen, vor oder nach Investment. Man kann nur einen Bruchteil des Kapitals wirklich effizient einsetzen und fährt Leermeilen. Institutionelles Geld macht erst nach einer Marktvalidierung wirklich Sinn. Das Startup braucht Branchen-Know-how und Expertise. Know-how über das eigene Produkt bekommt man am besten via Learning-by-Doing und Gesprächen mit Kunden. Experten der eigenen Branche können Richtungen zeigen und Türen öffnen. Motivierte Experten werden zu Evangelisten und werden zu den ersten Angel-Investoren. 10-50.000 Euro von den richtigen Leuten sind effizienter verwendbar als 500.000 institutionelles Geld oder Förderungen.

Glaubt mir – been there, done that. Wer vor Product Market Fit nach VC Fundraising sucht, hat schon den ersten Fehler gemacht, denn der ist bereits im falschen Mindset.

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