Der Einstieg zur Karriere in der Musik wirkt heute einfacher denn je. Bei genauerem Hinsehen ist aber auch schnell klar: Musiker, die von ihrer Kunst leben können, haben oft nicht umsonst ihr Handwerk professionell gelernt. Eine Auswahl, wo und wie man hierzulande Musik studieren kann.
Ankathie Koi hatte einen Bachelor in Jazzgesang, bevor sie ihre Fijuka-Kollegin Judith Filimónova an der Angewandten kennenlernte. Lukas König studierte an der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz und am Gustav Mahler Konservatorium in Wien, bevor wir seine Beats zu hören bekamen. Und Left Boy knüpfte beim Tontechnikstudium in New York erste Kontakte zur Rap-Szene. Natürlich gibt es genug Gegenbeispiele, die ohne Studium erfolgreich Musik machen. Eine professionelle Ausbildung hat aber noch keiner Karriere geschadet. Möglichkeiten gibt es genug: Hat es dir ein bestimmtes Instrument angetan, kannst du dich für deinen Liebling im Hauptfach an einer der zahlreichen Musikunis einschreiben – vorausgesetzt du überzeugst bei der Aufnahmeprüfung. Aber auch, wenn dich Musik-Produktion, ein bestimmtes Genre oder das Drumherum fasziniert, kannst du in Österreich aus zahlreichen Studiengängen auswählen. 390 sind es, um genau zu sein, vom populären Lehramtsstudium über das klassische Musikstudium bis hin zu Alternativen wie einer Ausbildung zum Instrumentenbauer.
»Pop«(ulär)
Das Lehramtsstudium ist unter all jenen, die Musik zu ihrem Beruf machen wollen, wohl der Popstar unter den Studiengängen – zumindest was den Bekanntheitsgrad angeht. Musik auf Lehramt kann man an jeder größeren österreichischen Universität studieren – zudem bieten die Pädagogischen Hochschulen in den Bundesländern meist einen musikalischen Schwerpunkt an. Wer zukünftig nicht mit der 3b »Yesterday« singen oder »Für Elise« analysieren will, wird möglicherweise an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien das passende – wenn auch weniger populäre – Studium finden. Angeboten wird dort unter anderem das Studium Musik- und Bewegungspädagogik, Instrumental- und Gesangspädagogik, zusätzlich kann man dort auch eine Ausbildung zum Musiktherapeuten machen.
»Klassik«
Du möchtest doch den klassischen Weg gehen, bist eins mit deinem Instrument und weißt, worauf du dich einlässt, nämlich üben, üben und noch mehr üben? Komponieren, Dirigieren und alles, was dazu gehört, kannst du während des Studiums an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien, sowie an der an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien erlernen. Dort werden jeweils verschiedene Ausbildungszweige – von Jazzposaune bis Operngesang – angeboten. Ähnliche Ausbildungsmöglichkeiten gibt es auch an den Konservatorien in anderen Bundesländern. Voraussetzung ist allerdings, dass man sein Instrument bereits gut genug beherrscht, um die Aufnahmeprüfung zu bestehen. Zudem bietet die Wiener Dependance der Deutsche Pop Praxislehrgänge in dieser Richtung an – unter anderem zum Komponisten oder zur Komponistin. Ob man sich dafür entscheidet, ist allerdings auch eine Kostenfrage – ein mehrjähriges Studium kostet mehrere tausend Euro.
»Techno/Electronic«
Wen vor allem der elektronische Musikbereich interessiert und wer sich vor Technik nicht scheut, könnte mit einem Studium im Bereich Musikproduktion oder Tontechnik den richtigen Weg einschlagen. Die Kunstuniversität Graz bietet den Bachelor- und Masterstudiengang Computermusik an – Schwerpunkte sind die Komposition Computermusik, die Aufführung und Interpretation elektronischer Werke, die Konzeption und Entwicklung neuer elektronischer Instrumente, sowie Musikinformatik.
Sowohl künstlerisch als auch technisch kann man sich im Beruf des Tonmeisters verwirklichen. Tonmeister fungieren in der Musikproduktion als Bindeglied zwischen der Darbietung der Künstler und der technischen Umsetzung, Voraussetzungen sind etwa musikalisches Verständnis, Kreativität, Einfühlungsvermögen, ausgezeichnetes musikalisches Gehör sowie fundierte Kenntnisse auf dem Gebiet der Audiotechnik. Eine Ausbildung ist in Österreich an der Universität für Musik und darstellende Kunst, zudem bietet die Kunstuniversität Graz ein Studium Toningenieur an, das sich vor allem der technischen Seite widmet.
Die Privatinstitution Deutsche Pop bietet in Wien ein Bachelorstudium zum »Music Technology Specialist« an. Dabei lernst du nicht nur professionell samplen und loopen, sondern beschäftigst dich zudem mit unterschiedlichsten Aufnahmetechniken oder der professionellen Nachbearbeitung von Audiofiles. Auch eine Ausbildung zum Tonmeister, Audio Engineer, Audioproduzent, Audio- oder Musikdesigner, oder Mastering Engineer ist dort gegen Bezahlung möglich.
Wem diese Ausbildungen zu teuer sind, oder wer neben Musik auch Interesse an TV-Produktion hat, wird an der FH St. Pölten fündig. Der Studiengang Medientechnik bietet eine Spezialisierung im Bereich Audio und Video an. Neben umfassenden Kenntnissen zu Aufnahme-, Schnitt- und Bearbeitungstechniken erhalten Studierende auch einen Einblick in die Bereiche Fernsehproduktion oder Motion Graphics.
»Volks(wirtschaft &)musik«
Nicht zu vergessen ist der (volks-)wirtschaftliche Aspekt von Musik. An der FH Kufstein können sich all jene, die Musik nicht nur gerne hören, sondern auch an Bereichen wie Booking, Label- und Verlagswesen oder Musikvermarktung interessiert sind, ein Semester lang im Rahmen des Zertifikatslehrgangs Musikwirtschaft weiterbilden. Zudem bietet die Ebam Business Akademie eine Ausbildung zum Musikfachwirt in Form von Abendkursen an. Diese Ausbildung ist als Weiterbildung für Wirtschaftsfachkräfte gedacht, die in die Musikindustrie einsteigen wollen. An der Deutschen Pop ist zudem die Ausbildung zum Musik- und Eventmanager möglich. Außerdem wird ein Bachelorabschluss im Bereich Music Management angeboten. Wer sein Bachelorstudium bereits abgeschlossen hat und eine zusätzliche Ausbildung machen möchte, wird in Krems fündig – an der Donauuniversität kann man den Masterstudiengang »Musikmanager« absolvieren. Nicht zu vergessen sind bei all diesen Bildungsangeboten jedoch die entstehenden Kosten.
»Indie/Alternative«
Du suchst nach hippen, ungewöhnlichen Alternativen? Vielleicht ist dann eine Lehre zum Instrumentenbauer das richtige für dich. Die Früchte deiner Arbeit könnten bald zwischen Fender und Gibson in der Klangfarbe stehen. Im Zentrum für Zeitgenössische Musik an der Donau-Universität Krems können sich Interessierte zudem auf die Suche nach »neuen Wegen der Kunstvermittlung mit Schwerpunkt Musik« machen. Eine Suche, die dich jedoch um etwa 1.800 Euro ärmer macht.