In der Grazer Clubszene hat sich in den letzten Jahren viel verändert: das Barprojekt und das Niesenberger sind zu, die Kombüse nur mehr ein Imbiss. Aber es geht nicht alles die Mur runter, manchmal wird auch doch Neues angespült: der Guest Room zum Beispiel.
Graz war lange ganz vorn, was Clubkultur in Österreich betraf. Dann stritt man sich irgendwie ins Aus. Während in Wien Clubs ein überraschend gutes Auskommen fanden, die Sperrstunde verlängert wurde oder gegen die Vergnügungssteuer gestritten wurde, waren die Vorkommnisse in Graz weniger rosig.
Aber jetzt macht ein neuer Club auf. Guest Room heißt er. Voll leicht im Netz zu finden. Einfach Guest Room googlen. Wir haben mit den Betreibern gesprochen.
Könnt ihr euch mal kurz selbst vorstellen? Wer seid ihr? Was ist euer Plan?
Wir sind zwei Wirtschaftsstudenten aus Graz mit Liebe zu Musik, die die Chance bekommen haben ein eigenes Lokal eröffnen zu können. Wir wollen ein Musiklokal im engeren Sinne eröffnen, das heißt nicht nur ein Lokal in dem auch Musik gespielt wird. Es wäre traumhaft, wenn die Leute sagen würden, dass sie speziell wegen der Gesellschaft und der Musik unser Lokal besuchen wollen.
Wo seid ihr musikmäßig daheim?
Sofern man Musik in solche Schubladen zwängen kann, würden wir uns am ehesten dem sogenannten Indie- und Alternative-Kreis zugehörig fühlen. Selbstverständlich hören wir auch Rock, Elektronik, Punk, Crossover, Folk, Singer-Songwriter und vieles mehr.
Wird’s jetzt auch Konzerte geben? Auflegerei?
Ja, Konzerte soll es im Guest Room in Zukunft schon geben. Natürlich nur in kleinem Rahmen und laut Auflagen nur unverstärkt und ohne Schlagzeug, was aber kein Problem darstellen soll, wie beispielsweise die wunderbaren Konzerte im Scherbenkeller beweisen. Die Idee Konzerte ausrichten zu wollen hat uns auch dazu bewogen in unsere kleinen Räumlichkeiten möglichst mobil einzurichten.
Grundsätzlich ist die Musikauswahl Chefsache 😉 Nein, Musik ist uns sehr wichtig. Und dazu gehört es auch, dass mal jemand anderes hinter dem Mischpult steht. Die Infrastruktur dafür stellen wir zumindest bereit. Auch Gäste sind jederzeit eingeladen Musikwünsche zu äußern oder Musik mitzubringen. Zumindest solange es passt und technisch umsetzbar ist!
Man kennt eure Räumlichkeiten ja, weil dort früher mal das Tamtam war. Was ändert sich jetzt wo ihr drinnen seid?
Wir haben sehr viel Arbeit und Energie in die Räumlichkeiten gesteckt, um es zu „unserem“ Lokal zu machen. Die Einrichtung ist nun variabler, um auf unterschiedliche Anlässe vorbereitet zu sein. Außerdem haben wir an der Übersichtlichkeit gearbeitet und ein paar Engstellen abgeschafft. Die Musikauswahl wird sich auf jeden Fall auch ändern. Was gleich bleiben wird, das ist der freie Eintritt.
Ist eure Lage im Univiertel eher Fluch oder Segen?
Das wird sich noch zeigen. Da unsere Vorgänger immer ein gut gefülltes Lokal hatten, sollte es wohl an der Lage nicht scheitern. Bisher hatten wir jedenfalls auch für unser Konzept sehr viel positives Feedback.
Auf welche Probleme stößt man, wenn man ein Lokal in Graz aufmacht? Bürokratie und nette Nachbarn?
Überall, wo viele Menschen aufeinander treffen gibt es Konflikte. Rolle der Politik ist es in solchen Situationen für Kompromisse zu sorgen, mit denen möglichst alle Personen leben können. Leider werden allzu oft nur diejenigen gehört, die am lautesten schreien. Wer zufrieden ist, beschwert sich im Normalfall nicht und somit kommt es zu einem Ungleichgewicht in der Wahrnehmung. Auch in Graz hat man das deutlich gesehen: denn erst als die breite Masse zur Univiertel-Problematik befragt worden ist, wurde klar, dass die Mehrheit mit der Situation zumindest nicht unzufrieden ist.