Töpfe für die Ewigkeit

In Wien haben sich einige gute Adressen für skandinavisches Design etabliert. Was der Norden uns in Sachen Design voraus hat, erklärt uns Sandra Nalepka von Designqvist.

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Retro rules. Umso mehr kommen skandinavische Designklassiker der Nachkriegszeit ins Blickfeld, die zu den Ikonen des 20. Jahrhunderts gehören. Doch wer dabei nur an Möbeln von Alvar Aalto oder Arne Jacobsen denkt, sollte sich zum neuen „Designqvist“-Shop in Wien-Neubau begeben. Dort verkauft Sandra Nalepka nordisches Kochgeschirr und Tischaccessoires aus den 50er- und 60er-Jahren. Eine Schule der Formgebung, zu der wir einige Fragen gestellt haben.

Frau Nalepka, was haben die Skandinavier, was wir nicht haben? Was können wir von ihnen lernen?

Die Skandinavierinnen und Skandinavier haben ein selbstverständliches Bewusstsein für die Wichtigkeit und den Wert von gutem Design: Design zählt genauso zum Kulturgut wie Kunst, Namen von Designerinnen und Designern sind ebenso ein Begriff wie jene von Wissenschafterinnen und Wissenschaftern oder Künstlerinnen und Künstlern.

Wie würden sie das Designverständnis, das im Norden herrscht, umschreiben?

Es herrscht ein traditionell verankerter Anspruch auf gut ausgeführtes Design: Dinge sollen im Gebrauch ebenso Freude machen wie optisch und haptisch.

Viele skandinavische Designklassiker stammen aus der Nachkriegszeit. Wie ist der Boom der 50er- und 60er-Jahre zu erklären?

Skandinavien blieb vom 2. Weltkrieg vergleichsweise verschont, es gab nicht diese massive Zäsur in allen Lebensbereichen, die im übrigen Europa Entwicklungen eben auch im Design abrupt abbrechen ließ. Und nicht zu vergessen: Industrie und Infrastruktur waren noch intakt.

Warum beschäftigen Sie sich ausgerechnet mit Vintage Design?

Gerade aus den 50er- und 60er-jahren stammen herausragende Entwürfe, die auch vor unserem heutigen Blick bestehen und nach wie vor das aktuelle Design beeinflussen.

Welche Gründe sehen Sie für den Boom von "Retro" in den vergangenen Jahren?

Momentan gibt es eine Tendenz weg von der Wegwerfgesellschaft hin zu einer Gesellschaft mit nachhaltigeren Ansprüchen. Da sind dann Gebrauchsgegenstände aus vergangenen Jahrzehnten oftmals sehr überzeugend: Sie funktionieren immer noch tadellos und sehen dabei phantastisch aus. Außerdem heben sie sich durch ihre relative Seltenheit von den aktuellen Massenprodukten ab.

Warum haben Sie keine Möbel, sondern ausschließlich Haushaltsgegenstände?

Beim Hausrat offenbart sich gelungenes Design sozusagen auf kleinstem Raum, da dessen vordergründigster Zweck nun einmal die Funktionalität ist.

Müssen Haushaltswaren tatsächlich schön sein? Und wenn ja, warum?

Ja, weil das Abwaschen von schönem Geschirr und Besteck weit mehr Freude macht!

Nennen Sie uns drei Gründe, warum man für einen Topf 180 Euro ausgeben sollte.

1) Ein guter, durchdachter Topf hat seinen Preis, egal ob alt oder neu.

2) Einen guten Topf kauft man einmal und freut sich dann ewig darüber.

3) So ein Topf amortisiert sich sehr schnell: Man kocht vor lauter Freude an dem schönen Teil dauernd zuhause und lässt sein Geld nicht mehr beim Wirten ums Eck.

Soll man mit einem 180-Euro-Topf kochen oder ihn ins Regal stellen?

Zuerst damit kochen und sich freuen, danach ins Regal stellen und sich freuen.

Wie sind Sie persönlich auf skandinavisches Design gekommen?

Ich bin damit aufgewachsen, meine Mutter ist Schwedin.

Mit welchem Gegenstand aus Skandinavien könnte man sogar Ihnen noch eine Freude machen?

Je nach Budget entweder mit einem Saab 92, von Sixten Sason und Gunnar Ljungström entworfen und ab 1949 in Produktion, oder mit Bengt Rudas dreibeinigem Teakstuhl von 1958 für Ikea.

designqvist.at

Außerdem einen Besuch wert:

www.finnshop.at

www.scandinaviandesignhouse.at

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