Trennungs-Lieder

Mit „The Sparrow And The Crow“ veröffentlicht William Fitzsimmons seine zweite Songsammlung zum Thema Scheidung. Diesmal seine eigene, als Botschaft an die Exfrau.

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Täuscht der Eindruck, dass auf deinem Album sehr persönliche Gefühle verarbeitet werden?

Nein, überhaupt nicht. Ich habe dieses Album kurz nach meiner Scheidung geschrieben und alles darauf ist sehr real. Es ist ein Album, das ich eigentlich nie schreiben wollte, von dem ich hoffte, dass ich es nicht schreiben muss. Nachdem ich auf meinem ersten Album „Until When We Are Ghosts“ die Scheidung meiner Eltern verarbeitet habe, dachte ich, mit dem Thema wäre ich durch.

Wie ist es, diese persönlichen Nummern mit all den daran geknüpften Erinnerungen heute live zu spielen?

Für eine Weile tat es sehr gut, diese Lieder zu spielen und ich empfand es als gesund – später fiel es mir natürlich auch immer wieder schwer. Gerade weil ich der Meinung bin, dass man sich als Musiker auf Songs wie diese immer wieder einlassen muss, um sie gut darzubieten. Ich habe aber auch immer wieder bemerkt, dass diese Songs nicht nur gut für mich sind, sondern für alle, dass sie allen möglichen Menschen helfen können. Mittlerweile bin ich aber auch persönlich schon wieder ein Stück weiter und offen für Neues.

Hat sich deine Exfrau das Album jemals angehört?

Wir hatten nach unserer Trennung längere Zeit keinen Kontakt und haben nicht miteinander gesprochen. Ich habe das Album wohl auch geschrieben, um manche Dinge auszudrücken, die ich ihr gerne gesagt hätte, die ich ihr aber in dieser Zeit nicht sagen konnte. Wir haben beide viele Fehler gemacht und ich wurde mir meiner Fehler in dieser Zeit sehr bewusst. Sie hat sich später irgendwann einen Teil des Albums angehört – mehr hat sie damals nicht ausgehalten. In der Zwischenzeit kommunizieren wir aber wieder miteinander, haben einen Frieden gefunden und uns gegenseitig vergeben.

Du sprichst selbst davon, dass deine Songs anderen Menschen helfen. Wie siehst du das Verhältnis zwischen persönlichen Erinnerungen und offensichtlich universalen Erfahrungen und Gefühlen?

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Erinnerungen und Gefühle, die Hörer damit verbinden, sehr unterschiedlich sind. So wie bei einem Bild, in dem jeder etwas anderes sieht, das von jedem mit anderen Erfahrungen aufgeladen wird. Ich finde es deswegen falsch wenn Songwriter versuchen, sich möglichst allgemein auszudrücken, um viele Menschen zu erreichen. Je direkter man sich ausdrückt, desto klarer kommuniziert man – wegen der unterschiedlichen Erfahrungen, verbinden die Hörer dann Unterschiedliches damit und es ist keinesfalls so, dass man Hörer dadurch ausschließt. Sogar sehr junge Menschen, denen ich diese Erfahrungen nicht zugetraut hätte, verbinden etwas mit meinen Nummern: Schmerz und Verlust kennt wohl jeder.

Was außer Scheidungen inspiriert dich zu Songs?

Ich bin mein Leben lang Musiker und ich dachte immer, dass es ganz andere Dinge geben muss, die mich inspirieren. Bisher waren es dann eben doch immer Trennungen. Ich hoffe, das nun hinter mir lassen zu können und freue mich auf andere Themen … auch wenn ich weiß, dass es in anderen Songs von mir dann doch wieder in erster Linie um Beziehungen gehen wird.

Themen, wie sie auch immer wieder in jenen TV-Serien eine große Rolle spielen, in denen deine Songs vorkommen.

Ja, ich hatte das Glück, dass meine Songs bereits in Serien wie „Grey’s Anatomy“ zu hören waren, bevor ich mein erstes Konzert spielte. Das hat mir als jemandem, der versucht von der Musik zu leben, natürlich stark geholfen. Einige Songs habe ich auch nicht freigegeben, weil sie mir etwas zu Persönliches bedeuten. Bis heute arbeite ich daran, diesem Startvorteil gerecht zu werden und ihn mir sozusagen rückwirkend zu verdienen.

"The Sparrow And The Crow" (Grönland / Hoanzl) ist bereits erschienen. William Fitzsimmons spielt am 20.11. gemeinsam mit Wovenhand, Laura Gibson und Paramount Styles im Rahmen des Blue Bird Festivals im Wiener Porgy & Bess. Dort ebenfalls zu sehen: Clara Luzia, Gemma Hayes, Howe Gelb oder Chris Eckman.

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