Ich hab jetzt ein Bauchsparbuch beim örtlichen Sparflammenverein eröffnet. Ich weiß, die Krise ist nicht lustig, das verträgt keine blöden Sterze.
All die Kulturindustrie-Klein-Ego-Aktionäre machen sich Sorgen um ihre monatlichen Starbucks-Kosten und wie sie nächste Woche noch über die Hunde kommen sollen. Wenn das Portfolio plötzlich fünfzehn Prozent weniger wert ist, macht auch das Cabrio-Fahren nicht mehr so viel Spaß, dabei wären im Sommer die Fußgängerinnen genau richtig dafür. Und dann muss man überlegen, iPad-2 oder doch was in den Kühlschrank vollmachen? Und da ist es völlig klar, dass mal einer schreit: Es reicht! Meine Herren, sie sind wohl wes Geistes Kind krank? Jetzt ist aber mal Schulterschluss mit dem ganzen Unsinn! Immerhin bin ich noch Herr meiner sieben Sinne. Und das soll auch so bleiben. Neun Jahre Publizistik-Studium müssen sich ja irgendwie auszählen lassen. Weil das einzige, das man da gelernt hat ist, dass wenn kein Sinn mehr erkennbar ist, es auch nicht mehr notwendig ist, welchen reinzutun. Und das ist dann die absolute Entfremdung und die Erklärung für so vieles, was läuft und läuft. Auch für mein Fitnessproblem und das meines Kontos. Aber das fährt zu weit. Am Grunde geht es doch nur um das Eine oder Andere, nämlich: Wenn man heutzutage versucht alles richtig zu machen hat man so viele Optionen, dass es unweigerlich in die Erstarrung führt. Ja, ich könnte helfen die Meeres-Engen zu retten oder die Kindesmiss-Handlungen der katholischen Kirche aufzudecken oder für alte Menschen junge Produkte einkaufen zu gehen oder mehr auf meinen Körper zu achten und weniger auf andere oder nicht illegal downzuloaden oder herauszufinden, was wichtiger ist: Transfaire Importe oder der CO2-Abdruck? (Und einen Wikipedia-Eintrag für das Inflektiv »downzuladen« machen, damit es endlich ein wirklich existierendes Wort ist.) All das könnte ich machen. Mag ich aber nicht; aus reinem Protz gegen die gutmeinende Zeigefinger-Opposition (gestreckt). Aber im Geheimen mache ich es dann doch, ich will nur nicht, dass es Leute mitkriegen, die ich nicht mögen kann, und die dann was Doofes dazu sagen und ich wieder grundsätzlich dagegen sein muss.