Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da was? Genau hier fragen wir nach. Heute bei Roberto vom Tunnel.
Abgesehen davon, dass es nun wieder Livemusik gibt: Was hat sich im Tunnel seit der Neuübernahme geändert?
Die Speisekarte wurde ein bisschen angepasst. Wir haben ein paar lateinamerikanische Speisen hineingegeben. Die Klassiker haben wir natürlich gehalten. Ich meine, Tunnel und arabisches Frühstück gehört einfach zusammen. Wir werden jetzt aber auch verschiedene Themenwochen haben, wie zum Beispiel jetzt gerade die indische Woche. Es ist eine Mischung aus Klassikern und Neuen. Wir haben auch viele Touristen, die wollen halt Schnitzel und Gulasch.
Der Tunnel ist ja bekannt für seinen Charme, aber auch für seinen schlechten Service bzw. dass man sich selbst bedienen muss.
Ja, das war bekannt, auch damals wie ich noch hier hergekommen bin. Schlechter Service – billiges Essen. Wir haben jetzt keine Selbstbedienung mehr. Wir haben viel Arbeit investiert, um das zu verbessern. Das zeigt sich dann natürlich aber auch bei den Preisen.
Gut, dass du das ansprichst. Seit der Neuübernahme findet man viele Beschwerden im Internet, was die Preise anbelangt. Wie reagiert ihr darauf?
Wir versuchen da einen Misch zu machen. Das arabische Frühstück haben wir immer noch günstiger gelassen. Aber so wie die Preise waren, das geht sich einfach nicht aus. Wenn du die Küche gesehen hättest, wie sie hinterlassen worden ist, wird klar, wo man Geld investieren muss. Die Lüftung zum Beispiel hat so ausgesehen, als wäre sie noch nie geputzt geworden.
Rauchverbot 2018: Wie steht ihr dazu?
Wir haben ein Raucherabteil oben. Hier im Keller ist es so, dass die Künstler entscheiden. Wenn sie nicht wollen, dass geraucht wird, dann ist es Nichtraucher. Aber dann gibt es halt auch die Kettenraucher, die das gut finden, wenn geraucht wird. Die Lüftung ist Gott sei dank sehr gut. Also es ist nicht so, dass man runter in den Keller kommt und dann nichts mehr sieht. Aber es ist natürlich schade, denn Club und Zigaretten gehören irgendwie zusammen. Österreich hat eh ewig gebraucht und da kann man sich dann schon drauf einstellen.
Wenn nicht mehr drinnen geraucht werden kann, gehen die Leute halt nach draußen. Das Celeste wird momentan angeprangert, die Nachbarschaftruhe zu stören. Da setzt sich auch die FPÖ dafür ein, dass das Celeste um Mitternacht zusperren soll. Wie steht ihr zu dem ganzen Anrainer vs. Clubkrieg?
Das ist natürlich das erste Problem, dass mit dem Rauchverbot eintritt. Dann hat man die Probleme mit den Anrainern. Da hat keiner von uns noch eine Lösung. Natürlich werden wir auch Probleme haben, außer es hören alle auf zu rauchen bis 2018. Club und Anrainer sind und waren in Wien immer schon ein Problem. Da gibt es auch keinen Dialog, sondern es wird schnell zum Telefon gegriffen und die Behörde eingeschaltet.
Was muss ich tun, um bei euch nicht reinzukommen bzw. wieder rauszufliegen?
Die oben genannte Partei ist überhaupt nicht willkommen im Tunnel. Und alles was mit Rassismus, Sexismus oder Homophobie zu tun hat. Wenn man sich respektvoll verhält, dann hat man hier überhaupt kein Problem.
Könnt ihr das Klischee bestätigen, indem man sagt, das Publikum im Tunnel setzt sich aus Studenten, Ökos und Bobos zusammen?
Das kann ich so nicht bestätigen. Durch die Größe des Cafés ist es schon so, dass wir viele Studentengruppen haben. Aber sonst haben wir ein sehr gemischtes Publikum. Es gibt Leute, die seit 30 Jahren herkommen, aber auch viele Touristen und junge Leute.
Findet Blues und Jazz wirklich Anklang bei jungem Publikum?
Ja. Wobei ich sagen muss, dass das sicher auch so eine Parallelwelt ist. Wenn man damit nichts zu tun hat, nimmt man das auch nicht so wahr. Es gibt viele Jazz-Studenten, die hier spielen und auch so herkommen. B
ei Jazz haben viele immer die Angst, dass da Töne dabei sind, die etwas schräg klingen oder die man nicht versteht. Da gibt es eine gewisse Schwellenangst, sich da rein zulassen. Das ist so wie bei Weinen. Da sagt jeder, ich kenne mich nicht aus mit Weinen, aber eigentlich geht es ja nur darum, ob er dir schmeckt oder nicht. So ist das auch beim Jazz. Entweder gefällt es dir oder nicht. Ob du es verstehst oder nicht ist eigentlich "wurscht".
Der Tunnelt hat täglich geöffnet. Der Musikkeller von Montag bis Samstag. Zwischen Blues, Jazz und World Music, kann man hier auch gemütlich ein Bier (ab 2,90) oder einen Spritzer (ab 2,60) trinken. Das aktuelle Programm findet man hier.
Mehr zur kleinen Clubkultur gibt es hier:
Das Bach: Der Punk geht den Bach runter
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Café Carina: Rock’n Roll im Drogenmilieu
Local: Rock am Ende des Gürtels
B72: Indie Disco Inferno auf zwei Floors
Tüwi: Eine endlose Abrissparty
Kiez: Einmal ohne Bühne, bitte!
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