Und immer wieder die Gewalt-Diskussion

Mit Zombies im Sandkasten: „Dying Lights“ wird durch ein großzügiges Add-On noch verspielter und steht weiterhin massiv in der höchst oberflächlichen Gewalt-Kritik.

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Aus der Spielerperspektive ist die Diskussion um Gewalt in Videospielen oft schwer nachvollziehbar. Und in Österreich muss sie ja auch gar nicht unbedingt nachvollzogen werden, weil für Erwachsene ohnehin jedes Spiel im Laden erhältlich ist. Aber ab und zu schwappt eben doch der deutsche Diskurs ein bisschen zu uns herüber. Und dann wundert man sich. „Dying Light“ bietet schon seit einem Jahr solide 1st-Person-Splatter-Action mit Parcours-Elementen und einem großen Haufen selbstgebastelter Waffen. In den Straßen wimmelt es von Zombies, also wird über die Dächer geturnt und gelootet. Und natürlich gibt es auch jede Menge Aufträge zu erfüllen, die alles in eine passabel interessante Story hüllen.

Mit „The Following“ hat „Dying Light“ jetzt ein Update bekommen, das sich vor allem umfang-technisch mehr als sehen lassen kann. Unzählige Spielstunden in einem neuen Gebiet der Spielwelt, aufgefettet durch allerlei kleine Neuerung, einen Koop-Modus und ein Auto. Und vor allem die letzten beiden laden herzlich dazu ein, mehr denn je Unfug zu treiben, mit den grauslichen Zombies. Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) hat zu „Dying Light“ bis heute keine Altersfreigabe herausgegeben, was in der Logik des deutschen Jugendschutzes quasi bedeutet, dass das Spiel nicht verkauft wird. Nicht, weil das verkaufen illegal wäre, sondern weil es nicht beworben oder ausgestellt werden darf. Und was nicht im Laden steht, ist für die Händler weitgehend uninteressant.

Jetzt mögen es manche Menschen erbaulicher finden als andere, mit einem Gelände-Buggy Zombies von der Straße zu rammen um sie anschließend mit einem unter Strom gesetzten Spaten zu verhauen, aber viele der Situationen, die in der offenen Spielwelt von „Dying Light“ entstehen, laufen auf jeden Fall eher unter skurril witzig, als unter verstörend. Und auch in Sachen Gewaltüberzeichnung sind die explodierenden Zombies aus „Dying Light“ ein Streichelzoo im Vergleich zum USK18 Titel „Mortal Combat X“.

Die Kontroverse ist in erster Linie ein Indiz dafür, wie oberflächlich die Moralkeule oft immer noch geschwungen wird. Klar sind manche Figuren in „Dying Light“ richtig widerlich und im Nahkampf mit stumpfen Gegenständen entstehen schaurig blutige Bilder. Die meiste Zeit im Spiel verbringt man aber damit, eben diesen Konfrontationen aus dem Weg zu gehen. Es gibt starke weibliche Charaktere und erzählt wird von einem Mann, der entgegen seiner Befehle beschließt, Verantwortung für Menschen in Not zu übernehmen.

Ein paar grauslich gruselige Bilder verursachen Empörung. Aber die tausend Mal erzählte Geschichte von der Selbstverteidigung des ach so zivilisierten und moralisch integren Westens gegen Russen, Islamisten und den Rest der dunklen Seite wird gar nicht mehr diskutiert. Solange das so ist, fällt es schwer, die moralischen Keulenschwinger ernst zu nehmen. Kritik kann auch Auseinandersetzung bedeuten – und da stehen viele Spielerinnen und Spieler „ihrem“ Medium kritischer gegenüber als jene, die mitunter so laut schreien.

»Dying Light: The Following« ist bereits für PC, PS4 und Xbox One erschienen.

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