Unter der Perfektion liegt die Zerbrechlichkeit

Cat Power hat gestern eines ihrer raren Wien-Gastspiele in der Arena gegeben. Das einigermaßen atemberaubende Ereignis dauerte nur zwei Stunden.

"Vor Mitternacht sind wir hier raus. Wahrscheinlich. Aber wer weiß." Der Mann, der sich auskennt, schaut auf seine Armbanduhr. Chan Marshall also known as Cat Power betritt die Bühne, es ist 20:19 Uhr.

Das Konzert dauerte nicht bis Mitternacht, es dauerte nur zwei Stunden. Vielleicht hätte es bis Mitternacht gedauert, hätte sie nicht ihrem Bühnensound zu kämpfen gehabt. "What you hear, and what I hear on stage – those are two totally different animals", erklärt sie dem angemessen aufmerksamen Publikum. Immer wieder entschuldigt sie sich, weil sie weiß, dass ihre Perfomance so nicht perfekt sein kann. Was sie ihrem Publikum nicht zumuten will und nicht zumuten kann. Alles unter Perfektion ist nicht gut genug und der Kampf, den sie da oben mit sich selbst ausficht, trägt mindestens genauso zu diesem fragilen Gesamtkunstwerk da oben auf der Bühne bei, wie die Songs selbst.

Sie schnorrt sich eine Zigarette, bedankt sich höflich und erzählt (von ihrer Abhängigkeit nach Bestätigung durch das Publikum). Erklärt (wie das mit den different animals ist). Lacht. Schweigt. Und spielt den nächsten Song. Nicht "Wonderwall", nicht "Metal Heart" ("I forgot how to play it."), nicht "Lived in Bars".

Sie spielt "The Greatest". Der Mann neben mir, der sich auskennt, aber wegen dem Leben nicht mehr so oft draußen ist wie früher, singt leise in sich hinein mit.

Die Abhängigkeit beruht ja auf Gegenseitigkeit. Bravo.

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...