Das tschechisch-norwegische Quartett Fiordmoss nähert sich in seinem neuen Video dem Urschleim. Wir präsentieren "Motherland".
Heimat, wie sie uns das tschechisch-norwegische Quartett Fiordmoss fühlen lässt, ist kein Ort, kein Ding und keine Zeit und schon gar nicht jemand anderes. Sie ist subtiles Gespür – die Körper im Video winden sich wie Embryonen in einer feucht-klebrigen Hülle, jeder für sich, sich selbst spürend, suchend. Heimat ist ein Rätsel, mystisch, fluid, dunkel, noch-nicht und nicht-mehr zugleich. Fiordmoss übersetzen diese Vorstellung von Heimat in Bild und Ton: „‚Motherland‘ ist die Haut eines Eroberers; ein Kind, das festgehalten werden will; ein Arschloch, das niemals die Wahrheit sagt. Es ist Geburt und Tod deiner Vorfahren und Nachfahren im selben Moment, eine Schmetterlingspuppe, feucht, warm und klebrig, die Erinnerungen eines früheren Lebens in ein neues trägt.“ Auch diese Zeilen dürften aus der Feder der Sängerin Petra Hermanová stammen.
Zwischen Mystik, Dystopie und Natur
In „Motherland“ beschreibt Hermanová einen erleuchtenden Moment, in dem ihr klar wird, dass es so etwas wie ein Urgefühl gibt: „I understand / Eat from my hand / It’s not all just sand / It’s my motherland“ „Es ist nicht alles bloß Sand“ kann in dem Sinne gemeint sein: Nicht alles rieselt dahin, es gibt etwas Ewiges, Wahres. Diese Essenz zeigt sich etwa im Bild des „uralten Auges“, das alles sehen kann, wie es im Text von „Motherland“ heißt, oder im Farbenspiel, das auftaucht, wenn Licht sich im Wasser der Tränen bricht.
Fiordmoss könnten mit ihrem Hauntologic Pop die Kinder von Portishead und The Knife sein. Der Hang zum Zitat und das geisterhaft Distopische mischen sich zwischen Ethno- und Synthie-Pop-Anleihen. „Motherland“ ist die zweite Single des Quartetts, zu der es nun – wie schon zum Titel „Madstone“ – ein düster-klebriges Video gibt, bei dem der Visual Artist Teri Varhol Regie geführt hat.
„Motherland“ erschien beim Berliner Label Sinnbus. Fiordmoss sind am 17. November live in Budapest zu hören.