Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da irgendwas? Genau hier fragen wir nach. Heute bei Joe vom Jetzt.
Was muss passieren, damit das Jetzt aus allen Nähten platzt?
Schwer zu sagen. Manchmal wundert man sich selbst, warum das geschieht. In der Regel ist es aber einfach die ideale Veranstaltung am richtigen Abend mit den motiviertesten Gästen und der perfekten Stimmung. Und das kommt gar nicht mal so selten vor.
Was würdet ihr tun, wenn bei euch plötzlich 500 Leute Platz hätten?
Erst mal ein paar Bier, damit keiner verdurstet. Dann schauen wir weiter …
Bei euch kann man sich ja echt gut die Zeit vertreiben. Jede Menge Spielereien wie Pool, Wuzzler und Dart, verschiedene Biersorten, eine Speisekarte. Ist es trotzdem so, dass die Leute wegen der Musik kommen, oder habt ihr eine Stammkundschaft, die immer da ist?
Auf jeden Fall – es gibt viele Stammgäste, die keinen Schimmer davon haben, was heute grad läuft. Dann gibt’s Stammgäste, die wissen es zwar, kommen aber trotzdem jeden Tag. Eben durch die vielfältigen Unterhaltungsmöglichkeiten hat jeder seinen persönlichen Grund, warum er sich wo auch immer grad aufhält im Jetzt.
Seid ihr das nette Beisl von nebenan oder ist es schon so, dass Leute durch die halbe Stadt fahren, um bei euch den Abend zu verbringen?
Beides. Für die Studenten der Umgebung Ersteres und für die, die früher mal in der Gegend wohnten, eher Zweiteres. Die meisten kommen entweder sowieso immer wieder oder sie kommen irgendwann wieder zurück an den Ort, in die Bar, ins Jetzt, wo sie schon mal geile Parties erlebt oder ihre halbe Jugend vergeudet haben. Mundpropaganda erledigt den Rest … nach über 20 Jahren hat sich schon rumgesprochen, dass es bei uns irgendwie ganz eigen, ganz besonders sein kann.
Wie hat sich eurer Meinung nach die Wiener Ausgehkultur in den letzten 5-10 Jahren verändert?
Gar nicht mal so sehr.
Es sind nur leider viele langweilige Lokale dazu gekommen. Den Betreibern fällt nicht viel Neues ein. Man wiederholt das, von dem man aus der Vergangenheit weiß, dass es zieht. Ein persönlicher Umgang und guter Service – auch noch zu fairen Preisen – werden nur noch vereinzelt angeboten. Der persönliche Umgang und gutes Service zu fairen Preisen wird nur noch vereinzelt angeboten. Dadurch schrauben entweder die Gäste ihre Erwartungen runter oder sie werden zunehmend unzufrieden mit der Gesamtsituation … das spiegelt sich ja gerade überall wider.
Wie kann man sich als kleines Lokal in der Wiener Ausgehszene profilieren? Gibt es da einen Masterplan?
Nachdem wir ein bisserl ab vom Schuss liegen, punkten wir vor allem durch einen liebevollen Umgang mit unseren Gästen. Es ist besser, das Lokal ist voll und es bleibt ein bisserl weniger pro Bier über, als dass ich mich blind an der Konkurrenz orientiere und dafür halb leer bin. Das Gefühl, verarscht zu werden, wird niemand erfahren im Jetzt. Wir begegnen unseren Gästen auf Augenhöhe, nehmen Vorschläge und Kritik so auf, als käme sie von unseren besten Freunden.
Wir reden die ganze Zeit von Wiener Ausgehszene. Gibt es so etwas überhaupt? Kennen sich Betreiber untereinander, außerhalb des Grätzels?
Schon. Es bilden sich zwar nicht laufend neue Kontakte zu anderen Betreibern, denn in der Gastronomie glaubt sowieso jeder, dass er die Weisheit mit dem Löffel g’fress’n hat, aber einige gute Partnerschaften sind in der Vergangenheit entstanden und haben sich über die Jahre gefestigt. Ein guter Gastronom weiß auch immer, woran er bei einem Kollegen – wie auch bei einem Gast – ist.
Plakativ: Machen Discos, Massenabfertigung und fehlende Individualität unsere Jugend kaputt?
Discos nicht. Fehlende Individualität auf jeden Fall. Wie wär’s mit individueller Massenabfertigung? Klingt für mich nach einer verlockenden Herausforderung.
Was muss ich tun, um bei euch nicht reinzukommen?
Die Hand zum Gruß etwas zu hoch heben. Respektloses und aggressives Verhalten kommt bei uns auch nicht so gut an.
Das Jetzt sperrt jeden Tag, komme was wolle, um 18 Uhr seine Pforten auf. Bier gibt es dort zum Pauschalpreis von 3,30 Euro pro Krügerl. Egal ob Staro, Newcastle Brown Ale oder Wiesel. Das aktuelle Programm findet man immer hier.
Das Bach: Der Punk geht den Bach runter
Polkadot: Jetzt bin ich der Chef
Café Carina: Rock’n Roll im Drogenmilieu
Local: Rock am Ende des Gürtels
B72: Indie Disco Inferno auf zwei Floors
Tüwi: Eine endlose Abrissparty
Kiez: Einmal ohne Bühne, bitte!
Avalon: Wirtshaus mit Kulturschock
Tonstube: Fusion-Clubbar mit Privatstrand
Tunnel: Tunnel of Love, Jazz & Hutspende
Mon Ami: Lass uns doch ne Bar aufmachen
Café Dezentral: Wiener Original im Stuwerviertel