Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da was? Genau hier fragen wir nach. Heute bei Chris vom Avalon Kultur.
Ein Stück Waldviertel mitten in Wien. Nach knapp 20 Jahren Konzerte, Kulturevents und drei verschiedenen Locations, ist das Kollektiv Avalon nach Wien gezogen und hat hier ihr eigenes kleines Beisl eröffnet. Ein Beisl mit inoffiziellem Kulturauftrag. Hier gibt es Lesungen, Kochkurse, Diskussionen sowie jede Menge Essen (auch vegan) und Trinken.
Das Konzerte-Veranstalten wollten die Leute vom Avalon eigentlich hinter sich lassen, klappt aber nicht immer so ganz. Immer wieder spielen hier Singer-Songwriter und kleinere Bands. Akustisch, romantisch, urig. Ein Lokal, dass nicht nur für Waldviertler zum zweiten Wohnzimmer werden könnte. Wieso man im Avalon gut aufgehoben und unterhalten ist, hat uns Chris erzählt.
Das Avalon ist ja ein uriges Wirtshaus und gleichzeitig Kulturstätte mit Konzerten, Lesungen und etlichen anderen Events. Sieht so die Waldviertler Kulturexplosion aus?
Wir machen halt einfach was uns Spaß macht und bieten unseren Gästen Dinge, die wir anderswo selbst gerne erleben und genießen würden. Keinesfalls wollen wir aber explodieren oder die Kulturrevolution ausrufen.
Würde ein Lokal wie das Avalon auch im Waldviertel funktionieren oder fehlt da die Zielgruppe?
Von 1992 – 2009 haben wir im Waldviertel drei unterschiedliche Locations teilweise zeitgleich betrieben: Das alte Kino in Allentsteig (1992-2005) [Anm., Wurde hier von The Gap porträtiert]; das Avalon-Exil in Krems (2000-2009) und die Avalon-Anderswelt (2006). Somit würde ich sagen das ein Avalon auch im Waldviertel funktioniert. In dieser Zeit haben wir Konzerte wie Guano Apes, Sportfreunde Stiller, Therapy?, Fettes Brot, New Model Army, Liquido oder H-Blockx veranstaltet, eine Kulturzeitung herausgebracht, ein Programm-Kino und ein Seerestaurant betrieben, die Anfänge der mobilen Jugendbetreuung durch Sozialarbeiter initiiert, einen Film gedreht, und und und.
Es fehlt also weder am Interesse noch am Zielpublikum – das Problem waren eher die Behörden, die in der Jugendkultur ein prinzipielles Feindbild sehen. Auch die Bauvorschriften sind nicht lockerer geworden: Nichtraucherschutz, barrierefreie Zugänge, Parkplätze, Anrainerschutz, Lärmschutz. Letztendlich war es das fehlende Geld für anstehende Umbauten und der jahrelange Behördenkampf, der uns zum Rückzug aus dieser Region bewogen hat. Die Abwanderung aus den ländlichen Regionen in die Großstadt und unser persönliches Interesse an Wien haben uns die Entscheidung leicht gemacht.
Was war der Gedanke hinter der Gründung des Avalons? Habt ihr eine Mission?
Als wir uns 1992 formierten, hatten wir ein klares Ziel. Wir wollten die Stadt aufs Land bringen und in einer Region, die durch Landflucht und Abwanderung geprägt ist, kulturelle Highlights bringen, die sonst nur in der Großstadt zu erleben sind.
Mit dem "Avalon.Kultur" ist es umgekehrt. Hier wollen wir das Land in die Stadt bringen. Sei es durch das gemütliche und urige Ambiente oder durch unsere Waldviertler Produkte. Am Spektakel der Großevents haben wir uns abgearbeitet und so brechen wir unser Verständnis von Kulturarbeit auf das wesentlicher herunter: Kommunikation, Diskussion und daraus resultierend die Meinungsbildung. Wo geht das besser als in einem Gasthaus?
Wie würdet ihr euer Programm beschreiben?
Ambitioniert und vielfältig. Hier ist für alle was dabei. Unsere Workshops beispielsweise decken ein breites Spektrum ab: Bei uns lernst du Gitarre spielen, tarockieren, Käse machen oder vegan kochen. Unsere Rederei-Miniseminare durch Fokus Bildung und der Trainerei TBW OG, dienen der Persönlichkeitsfortbildung. Das Ganze garnieren wir mit unterschiedlichen Lesungen und Konzerten. Alles im kleinen Stil, alles bei freier Spende und alles möglichst mit inhaltlichem Mehrwert.
Nächste Seite: Konzerte, Trends und Hypes, Clubkultur, Türpolitik