Noch dieses Jahr kommt ein neues Sbtrkt-Album. Das schwierige zweite. Wie es klingen könnte und wie es sicherlich nicht klingen wird, haben wir Rust Cohle-Style aus den Indizien gefolgert.
Ähnlich schwer wie ein zeitloses Album zu produzieren ist es, etwas zu schaffen, was den Zeitgeist so dermaßen genau trifft, dass sich alle darauf einigen können. Sbtrkt hat diesen in der Karriere eines Künstlers – wenn überhaupt, dann eigentlich nur einmalig möglichen – Wurf schon 2011 mit seinem gleichnamigen und ersten Album gelandet.
Dieses Studioalbum des britischen Produzenten kam damals gerade recht zum Sommer. Frisch, hip, locker aber nicht hohl; verspielt aber nicht kompliziert. Die Gastsänger, die den durchweg up-beatigen, oft fröhlichen Nummern ihre Stimme liehen waren 2011 zu einem guten Teil noch fast Geheimtipps; Sbtrkt war sicher maßgeblich daran beteiligt, was Jessie Ware und Sampha heute sind.
Die Fähigkeit, die Sbtrkt mit seinem ersten Album unter Beweis gestellt hat, nämlich das Wesentliche an einem Song besonders schön herauszuputzen und allen Komponenten gleichwertig Platz einzuräumen, macht den Produzenten nicht zuletzt zu einem gefragten und fähigen Remixer. M.I.A, Drake und immer wieder Frank Ocean wurden nur zu ihrem Besten "subtrahiert", was "to subtract", die vokalhaltige Version des Produzentennamens ja bedeutet.
Die EP "Transitions", eine Sammlung von sechs instrumentalen Tracks, die gerade streambar sind, gibt ein paar Hinweise, wie das neue Album klingen wird: vermutlich nicht wie die EP.
Übergänge
Sbtrkt hat auch vor seinem großen Sommeralbum bereits zwei EPs veröffentlicht, die weitestgehend auf Vocals verzichteten. "Transitions" dürfte eher ein Aufgreifen dieser Tradition sein, als ein Hinweis, wohin es mit dem neuen Album musikalisch gehen wird. "Transitions" ist wohl genau das, was sein Name sagt: eine Sammlung von Übergängen. Die EP ist facettenreicher als das Debütalbum, da gibt es mehr Schichten und Ebenen. Die Kehrseite – wenn es überhaupt eine ist – die EP ist viel weniger zugänglich als es das erste Album "Sbtrkt" war. Um in Spotify-Begriffen zu sprechen: Ein "Radio basiernd auf" "Transitions" würde/sollte Atoms for Peace, Four Tet und Hudson Mohawke vorschlagen. Basierend auf "Sbtrkt" bekommen wir gerade (korrekterweise) AlunaGeorge und TEED. Ja, "Transitions" ist viel dunkler und schwieriger. Mehr vertrackt, aber auch mehr Substanz.
Auch wenn man aus diesen beiden Worten ganz schön "Subtract" bauen kann, soll das nicht bedeuten, der Künstler hätte mit der EP irgendwie "zu sich selbst gefunden". Es soll auch nicht heißen die neue EP wäre besser als es "Sbtrkt" war. Der Mann mit der Maske kann einfach beides.
Die Glaskugel sagt…
Was dürfen wir also für das neue Album erwarten? Nachdem Sbtrkt den komplexeren und dunkleren Stücken mit "Transitions" eine sehr schönen in sich funktionierenden Rahmen gegeben hat, bleibt anzunehmen, dass für das neue Album doch wieder zu einer helleren Farbpalette gegriffen wird. Sampha wird wohl auch am Start sein. Rein instrumentale Tracks so wie "Imo" sind auch nicht auszuschließen. Die voriges Jahr veröffentlichte Nummer wurde nicht auf der "Transitions"-EP miteinbezogen, was dafür spricht, dass er dem Sound des neuen Albums näher kommt, als dem der EP. Dass "Imo" es aufs neue Album schafft, ist trotzdem zu bezweifeln.
Sbtrkts zweites Album wird weniger poppig, weniger fröhlich, weniger erfolgreich werden. Dafür wird es vielschichtiger und soundiger. Mit Sicherheit klingt es nicht wie der erste Streich und das ist auch gut so. Wenn Sbtrkt jetzt auch noch Vokale verwendet und die Maske runternimmt, werden wir beginnen können von Weiterentwicklung zu sprechen. Das ist halt das Problem mit der Zeitgeistigkeit – irgendwann sind manche Dinge einfach nicht mehr cool. Dass seine Musik aber nicht dazugehört, legen die Indizien nahe. Zumindest alright, alright, alright wird das neue Werk sicher sein.
Sbtrkts "Transitions" ist soeben erschienen und kann derzeit komplett auf Soundcloud gestreamt werden.Sbtrkt – Transitions EP by stefan-niederwieser