Das Donaufestival wird seine Scheinwerfer heuer unter anderem auf Interdisziplinarität richten. Für Fächerübergreifendes in der Kunst interessiert sich die Menschheit aber schon lange; so auch das Musikvideo.
Mit dem zaghaften Frühlingsbeginn kommt auch langsam die Festivalsaison ins Rollen. In den letzten Jahren zeichnet sich hier ein Interesse für Zusammenarbeit (z.B.: Sound:frame – Collective) und Interdisziplinarität ab. Das Donaufestival hat sich der Subkultur und Avantgarde verschrieben. Musik, Performance und Visuals verschmelzen zu einem homogenen Ganzen; die Grenzen der jeweiligen Medien verschwimmen.
Wer glaubt, dass dieser Zugang ein Kind der Postmoderne ist, könnte zum Beispiel eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert antreten, wo das Tableau Vivant nur eine der zahlreichen Ausformungen der Liebe zum Mix & Match darstellte.
Das „lebendige Bild“ war die intellektuelle Variante von Twister und durfte auf keiner guten Party fehlen: Man verkörperte – gut ausgeleuchtet, kostümiert oder gleich ganz nackt – Figuren klassischer Gemälde oder Statuen – nicht bewegen!
Das Musikvideo erweist dem Tableau Vivant in verschiedener Hinsicht seine Reverenz:
Raffaels „Schule von Athen“ wird von geldzählenden Corner Boys und deren hüftenkreisenden Harem bevölkert. Kylie Minogue als Eliza Day schwimmt in "Where The Wild Roses Grow" im Wasser wie die „Ophelia“ des John Everett Millais, ihres Zeichens eine Figur aus Shakespeares Hamlet – mehr Bezüge gehen nicht. Paradiesische Zustände herrschen bei No Doubt. In "Danger! High Voltage" sieht man den Sänger der Electric Six Dick Valentine und seine Gespielin zuerst auf einem Portrait, bevor ihre private parts auch in Wirklichkeit zu leuchten beginnen – im wahrsten Sinne des Wortes das Highlight des Clips. Im Fall von Peter Gabriel und Gotye stellen nicht die Künstler Bilder nach, sondern das Bild ergreift von den Künstlern Besitz, verändert und beeinflusst sie.
Wo es um Selbstinszenierung geht, darf Mr. West nicht fehlen: Kanye als Tableau Vivant von Kanye – wer hätte es gedacht.
Die Zugänge gestalten sich ironisch, selbstreflexiv, subtil oder selbstherrlich. Aber überall gilt gleichermaßen: Strike A Pose!
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