Vienna Visuals: Florian Tanzer

Wie hat sich die Wiener VJ-Szene über die Jahre verändert? Wie schaut die Zusammenarbeit aus? Was hat Sound:frame dazu beigetragen? Und was ist eigentlich so toll an Wien? All das hat uns Florian Tanzer von Luma.Launisch beantwortet.

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Das VJ Duo Luma.Launisch, alias Astrid Steiner und Florian Tanzer, begann 2003 in Wiener Technoclubs mit ihren Kombinationen von Realbild und Abstraktem Assoziationen zu wecken. “Wir wollen eine Geschichte erzählen, die bei jedem ein wenig anders im Kopf abläuft, die Bilder beim Betrachter entstehen lässt ohne diese zu konkret zu zeigen.“ Heute findet man sie in Konzterhallen und Museen wie dem Künstlerhaus Wien, Chelsea Art Museum in New York oder dem Benaki Museum Athens.

Luma.Launisch präsentieren ihre Arbeiten als Live Visual Performance, sowie im Kontext bildender Kunst. Florian Tanzer übernimmt auch die Projektkoordination in der Agentur Sound:frame. Beim diesjährigen Sound:frame Festival wird er die Leitung der Vienna Visuals Ausstellung übernehmen, die man ab 26. März in der Künstlerhaus Passagegalerie bewundern kann.

Wie oft arbeitet ihr mit Luma.Launisch international? Und hat die österreichische Visualszene dort einen Ruf oder ist das egal?

Meine Kollegin Astrid lebt halb in London. Dort sind ganz andere Musik-Kaliber zuhause und dann kann’s einem schon mal passieren dass die Pet Shop Boys was brauchen. Aus Wien raus kommt man am ehesten durch fixe Zusammenarbeiten mit Musikerinnen und Musikern, wo dann internationale Auftritte zusammen absolviert werden. Es gibt schon auch einige Festivals, wo VJs spielen können und dann gibt es soooo viele weitere verwandte Bereiche wo oft VJs die neuen Spezialisten und Vorreiterinnen sind und dadurch auch in die Welt gebucht werden: Mapping, Fassadenprojektion, Bühnendesign, Lichtshows, Theater, Oper, Werbung, Street Art …

Was bedeutet Wien für euch?

Wir fühlen uns sichtlich wohl in Wien! Anfangs war es für uns Künstlerinnen und Künstler nicht ganz einfach, die Kamera auf die eigene Heimatstadt zu richten. Das Fremde ist oft eine bessere oder unmittelbarere Inspiration – das Besondere, an dem man jeden Tag in der eigenen Stadt vorbeispaziert, übersieht man im Trott des Alltags oft.

In Wien trifft Tradition auf Moderne, und wenn man es überspitzt darstellen möchte, Schwere auf Leichtigkeit, aber gerade dieser Mix selbst trägt etwas Leichtes und Authentisches in sich. Historisch wertvolle Bauwerke neben zeitgemäßen „Klassikern“ und preisgekrönter junger Architektur. Weltberühmte Alt-Wiener-Küche, neben Würstelständen und Hipster-Gourmettempeln. Museumsviertel, Multikulti-Ecken, Edel-Shopping-Meile, Jungdesigner-Grätzl, Off-Space-Paradise, Ballsäle, Underground-Dance-Clubs … In Wien lebt vieles Seite an Seite und vermischt sich auch stetig besser.

Was hat Sound:frame in Wien bewegt? Was bleibt jetzt schon?

Visuals sind sichtbar in Wien. Dazu hat Sound:frame in den letzten Jahren auch einen wichtigen Teil beigetragen. Vom Club ins Museum war meiner Meinung nach ein sehr wichtiger Schritt und die Kontinuität, die Sound:frame seit nunmehr acht Jahren unermüdlich an den Tag legt. Aber es hätte nie so gut geklappt wenn nicht zuvor schon viele spannende Künstlerinnen und Künstler den Boden dafür in Wien aufbereitet hätten.

Ist es schwer für noch unbekannte VJs sich hier einen Namen zu machen? Wie fängt man an? Gibt es dafür gute Spots?

Fixe Leinwände in Clubs tauchen auf und verschwinden wieder. Aber zB gibt es im Leopold-Salon tolle Projektionsflächen und bei jeder Veranstaltung Live Visuals von wecheselnden VJs. In zahlreichen anderen Wiener Nightlife Hotspots gibt es die Möglichkeit, aber Newcomer müssen selbst Initiative zeigen!

DJs und Veranstalter ansprechen, Beamer und Leinwände von Bekannten ausleihen und für (nur) viel Freibier nächtelang im Club stehen. Hab ich selbst viel gemacht – und es hat großen Spaß gemacht – und beim endlosen Spielen kann man schön seinen eigenen Stil erfinden.

Beim diesjährigen Sound:frame-Festival gibt es eine Ausstellung zu dem Thema „If this is the answer, what is the question?“ Dabei sollen Reflexionsprozesse innerhalb der Entwicklung audiovisueller Formate, das audiovisuelle Kunstwerk und dessen Rezeption sowie der Begriff der audiovisuellen Kunst in den Mittelpunkt gestellt werden. Sag mal: What is the question?

Die Antwort liegt für mich in der Schönheit des Augenblicks. Luma.Launisch ist seit Jahren auf der Suche nach dem perfekten Videostil – dem „eternal frame“. Es gibt viele hektische Videoarbeiten, die durch brutale Schnitte und furchteinflößende Motive schwer beeindrucken. Wir aber versuchen in der Zeitlupe und mit viel Liebe zum Detail das Publikum emotional zu erwischen.

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