Vinyl finden eigentlich alle gut

Schallplatten waren nie weg, seit 2014 sind auch wieder im Geschäft. Das belegen neben Erzählungen deines Hipster-Kumpels auch Zahlen. Wie sieht es in Österreich damit aus? Wir haben uns erkundigt.

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Vinyl ist wieder dabei, und das auch im Mainstream. Umsatzzahlen aus Großbritannien zeigen, dass in diesem Jahr erstmals seit 1996 wieder mehr als eine Million Platten über die Ladentische gegangen sind. Im Hinblick auf alle CD-Verkäufe und Downloadzahlen immer noch eine Kleinigkeit, genauer gesagt, gerade mal 2,4 Prozent des gesamten Musikgeschäfts. Trotzdem sind das Zahlen, die verwundern und viele von einer Renaissance des Vinyls schwärmen lassen.

Diggin‘ versus Digital

Neben den Internetriesen, den legalen und illegalen Download- und Streamingportalen, war das klassische Format Vinyl lange dem Untergang geweiht. Erst recht, wo ab Dezember 2014 erstmals Musik-Streams in die Wertung der Billboard Charts aufgenommen werden. Kleinstserien wurden noch gepresst, einige DJs hielten daran fest, aber immer mehr Presswerke mussten schliessen. Abseits dessen bahnte sich jedoch ein Trend an, beziehungsweise ein Gegentrend, der so nicht zu erwarten war. Eine Rückkehr zum Konkreten, zum Vinyl, macht sich breit. Dass das kein Fantasieprodukt ist, sieht man auch in Österreich.

Die Zahlen, welche Thomas Böhm von der Ifpi, dem "Verband der österreichischen Musikwirtschaft", präsentiert, sprechen für sich: 2013 sind in Österreich die Umsätze des Schallplattenverkaufs um 25 % auf 2,5 Mio. Euro gestiegen. Das erste Halbjahr 2014 konnte diese Zahl im Vergleich zu 2013 dann nochmal locker toppen: Ein Umsatzplus von 1,7 Mio. bedeuten einen satten Anstieg von 50%. Wenn diese Zahlen auch erfreulich sind, sollte fairerweise erwähnt werden, die CD ist weiterhin DAS beliebteste Medium in Österreich. 78 Mio. Umsatz konnte die Musikbranche in Österreich mit CDs verzeichnen. Auf absehbarer Zeit wird sich daran wahrscheinlich auch nichts ändern.

Dennoch die Frage: Wie kommt es zum massiven Anstieg von Vinyl? Ein beachtlicher Teil des wirtschaftlichen Anstieges geht sicherlich auf Re-Issues, also Wiedererscheinungen bereits veröffentlichter Werke, zurück, wie beispielsweise Pressungen von Pink Floyd und David Bowie. Aber auch das jüngste Album von Pink Floyd sorgte für unerwartet hohe Vinylverkäufe, allein in der ersten Woche wurde das Album im UK 6.000 Mal gekauft, ein Rekord in diesem Jahrtausend. Ähnliches kann man etwa im Wiener Saturn beobachten, wo Vinyl seit einigen Jahren wieder auf cirka 40 Metern Regalfläche steht.

Diese kann man neben dem mittlerweile umfangreichen Plattensortiment von Elektronikgroßhändlern wie Saturn auch über Onlineshops finden, die sich auf Vinyls spezialisiert haben. Beliebte Anbieter sind dabei Juno und Boomkat aus Großbritannien, aber auch viele heimische Läden betreiben einen Versandhandel. Niko Zagler von "In and Out Records" aus Graz verkauft seine Waren beispielsweise bereits seit 1996 online. Ein anderer Punkt, der einen wesentlichen Teil der Plattenkultur darstellt, sind Secondhand-Waren. Knapp 40% des Umsatzes gehen nach wie vor auf Ware zweiter Hand zurück.

Retro, Yolo, oder einfach Cool

Neben den wirtschaftlichen Faktoren liegen die Gründe für den momentanen Boom um Schallplatten jedoch vermutlich im Vinyl selbst."Der besondere Klang, Cover-Artwork und die Haptik machen Vinyl zu einem Kult-Produkt." sagt Thomas Böhm. Zidej Marco, Leiter des Klagenfurter Musikgeschäfts "DiMarco", sieht das ähnlich: "Bei Vinyl geht es um die Zeremonie des Auflegens und die unglaubliche Qualität der Akustik."

Zwischen den Zeilen bedeutet das, Platten sind also vielleicht wirklich gerade deshalb so reizvoll, weil sie die Antithese zu unserem digitalisierten Leben darstellen. Vinyls sind schön und groß, liegen gut in der Hand, sie haben ein tolles Cover und stehen für Qualität und Nachhaltigkeit.

Das haptische Erlebnis von Vinyl ist mit Sicherheit ein Punkt, wobei Connaisseure und neue Interessierte gleichermaßen angesprochen werden. "Der Hype geht teilweise auf hippe Junge zurück, wo die Jüngsten gerade 16 sind. Die finden Platten dann Retro, Yolo oder einfach cool. Andere kaufen sich Vinyl wegen den Kindheits- und Jugenderinnerungen, die sie damit verbinden. Wiederum andere haben durch den Hype selbst das Medium für sich wiederentdeckt und kramen nun ihre verstaubte Sammlung aus dem Dachboden hervor", findet Niko Zagler.

Feel it baby

Ob Online, Offline, Hipster oder Rocker, Vinyl spricht viele Gruppen und Genres an. "Es geht halt auch immer um Persönlichkeit, Teil einer bestimmten Kultur zu sein", findet Friedrich Plöckinger. Seit 2010 ist er Betreiber des Wiener Record Shops "Das Market", welches mit Plattenimports aus den USA und UK vor allem die DJ- und Clubkultur Wiens bedient.

Die Frage, ob der Trend in den nächsten Jahren anhalten wird, bleibt offen. Mit Sicherheit wird es auch nach dem Hype die Gruppe an Leuten geben, die abseits von iPods, MP3 Files und Handymusik weiterhin nach einer Alternative suchen. "Liebe zur Musik muss man in dem Geschäft haben, ohne würd mans sowiso nicht machen", befindet Konstantin Drobil von "Substance Records" aus Wien. Finden wir auch so, also eigentliche rosige Aussichten für die Zukunft.

Noch ein Tipp von der Redaktion, eine gute Geschenksidee sind Platten allemal. Als Musikstück, Wandschmuck oder Accessoire deines Wohnungsflurs. Wo man die am Besten kaufen kann, findet ihr beispielsweise hier.

i>In and Out Records

i>DiMarco

i>Substance Records

i>Das Market

i>Saturn

i>Tongues

i>Moses Records

i>Rave Up Records

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