Gestern ging Tag eins beim Bluebird Festival mit dem ersten Teil der Constellations Records 15-Jahres-Feier über die Bühne. Werner Sturmberger und Armin Rudelstorfer waren dort.
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Für Constellation traten Eric Chenaux, Sandro Perri, Hangedup und Do Make Say Think an. Auch wenn es bei den Wiener Festivals scheinbar traditionell keine Jury gibt, gab es doch Gewinner. Ja, das Publikum auch.
Eröffnet wurde der Reigen von Eric Chenaux, der erfolgreich gegen das Cliché „trauriger Mann mit Bart und Akustikgitarre spielt noch traurigere Lieder auf dieser und singt dazu, über Dinge die er verloren hat, oder überhaupt über das Verlieren im Allgemeinen“ anspielte. Auch wenn sein aktuelles Album „Guitar & Voice“ heißt, ist es sein bisherig progressivstes, das sich am weitesten aus dem Folkuniversum hinauswagt. Als Eröffnungsact, ob gewollt oder nicht durchwegs eine Ansage bei einem Singer-Songwriter Festival. Live setzt Chenaux seine Version dieser Zunft mit warmen Drones, jazzartigen Gitarreneinsprengseln – die Vergleiche reichen da von Marc Ribot bis zu Derek Bailey – und ruhigem Falsett um. Technisch umgesetzt mit eine Batterie von Effektgeräten – besonders beliebt darunter Verzerrer und WahWah. Beides besonders prägnant im J-Mascisesquen Gitarrensolo des Schlussstücks, für das sich bereits Sandro Perri und Band zu Chenaux gesellten (ich tippe auf das prächtige „Love don’t Change“ vom Album „Sloppy Ground“). Daher: Dinosaur Jr. Gedenkmedaille in Gold.
Sandro Perri kann alles
Sandro Perri blieb dann auch gleich samt Chenaux und Band auf der Bühne um sein Set zu starten. Wer bereits anno 2004 im B72 beim ersten Constellation Betriebsausflug verweilte, ist Perri bereits von seinem Vorgängerprojekt Polmo Polpo und dem grandiosen Album „Like Hearts Swelling“ bekannt. Während er damals noch massiv auf Soundwälle zwischen Ambient, Noise, teilweise sogar House und Techno setzte, die dann oft genug in einem glanz- und freudvollen Popmoment ihre Einlösung fanden, ist seine Musik mittlerweile unmittelbarer geworden. Geblieben ist aber die freudvolle und gleichzeitig musikalisch immer überraschende und mutige Annäherung an Pop und damit auch an das Zitat. Ich zitiere: „Der Mann kann eigentlich alles: Arthur Russel’schen Avant-Pop, Postrock, folkloristisches Fingerpicking, Brutzel-Elektronik, fiebrige Space-Disco.“ Slow-Funk-Country könnte man auch noch gelten lassen. Wie gestern zu hören war, verliert, das auch nicht in seiner Liveumsetzung. Preis gibt’s dafür allerdings keinen – wem ein Album wie „Impossible Spaces“ glückt, hat bereits alles gewonnen.
Ältester Newcomer Award: Hangedup
Für viele die vielleicht größte Überraschung und Entdeckung des Abends waren aber wohl Hangedup – wiederum: es sei denn man kannte sie schon vom ersten Betriebsausflug. So oder so konnte man sich freuen, die Band wieder- oder einfach nur zu entdecken. Genevieve Heistek – Viola und Eric Craven – Drums, seit 2001 und mit mittlerweile vier Releases am Label vertreten, wüteten sich spielfreudigst durch ihr mittlerweile recht umfangreiches Material – vor allem vom Album „Clatter for Control“. Dabei ist der Einstieg in das Universum von Hangedup über ihre Platten vielleicht weniger niederschwellig als in der Konzertsituation. In dieser wissen die beiden vielleicht noch einen Tick mehr mit energetischer Darbietung und äußerster Sensibilität für das Spiel der/ des jeweils anderen zu überzeugen. Ältester Newcomer Act des Abends. Gratulation.
Längstes Set, lautestes Set, umfangreichstes Set: Do Make Say Think
Die Abräumer des Abends waren aber definitiv Do Make Say Think. Zuerst musste aber der elektroakustische Spielplatz einmal aufgebaut werden: Querflöte, Trompete, Saxophon, zweimal Schlagzeug, 3 Keyboards – Bodeneffektgeräte lass ich jetzt mal aus, insgesamt 21 Saiten auf der Bühne – sechs davon allein an einem Bass. Wenig verwunderlich gingen so auch die Kategorien längstes Set, lautestes Set, umfangreichstes Set an die Headliner des Abends. Die Band, die seit 1999 auf Constellation vertreten ist, spielte das komplette zweite Album von insgesamt sechs Releases auf dem Label: „Goodbye Enemy Airship The Landlord Is Dead“. Dass das alles komponiert (und auswendig verinnerlicht) und so präzise wie engagiert gespielt war, beweist auch die Tatsache der schönsten (nicht nur weil einzigen) Visuals des Abends: Die Viennale hatte eigens Kunst- und Kurzfilme auf 16mm Celluloid für das Set zugeschnitten und Do Make Say Think exakt mit deren Abspann geendet.
Ian Ilavsky, Constellation Co-Gründer, zeigte sich sichtlich erleichtert davon, dass das alles so ganz gut gelaufen war. Wie eigentlich alles an diesem Abend. In seiner Ansprache wies er darauf hin, dass es untypisch wirken mag, dass Constellation Records auf einem Singer-/Songwriter Festival gastiert und bedankte sich dafür, diesen vielleicht etwas anderen Zugang im Rahmen des Festivals präsentieren zu dürfen. Von diesem etwas anderen Zugang kann man sich auch heute an Tag zwei des Constellation Specials mit den Bands Elfin Saddle, Carla Bozulich, Hrsta und A Silver Mt. Zion vertraut machen.
(Darüber hinaus ging schönste Lockenpracht an Ohad Benchetrit und prächtigster Schnauzbart an Charles Spearin – beide Do Make Say Think).
Das Bluebird Festival läuft noch bis 24. November in Wien.