Future Islands haben mit ihrem vierten Studioalbum den Schmerz erträglich gemacht. Bitter-süßer Synth-Pop zum Alleinsein und Alleinbleiben.
Die Future Islands sind Dienstleister in mittelschweren Trennungsphasen, bei unerwiderten Schwärmereien und in überschaubaren Lebenskrisen jeder Sorte. Das Trio aus Baltimore hat es geschafft, aus dem "aber", das üblicherweise auf "Es ist nicht so schlimm", folgt, Musik zu machen. Sein Pathos ist nicht prätentiös à la Arcade Fire, nicht unnahbar wie das des Labelkollegen Sohn, nicht so verkopft wie das von Grizzly Bear, deren Produzenten sie sich für ihr viertes Studioalbum "Singles" geholt haben. Sein Pathos ist sympathisch.
Die Phasen der Trauer
Während das experimentell-destruktive Debüt "Wave Like Home" noch dem Post-Punk verpflichtet war, regiert auf "Singles" gut verdaulicher Synth-Pop: "Oh, Oh, Baby Don’t Hurt No More", heißt es da mantraartig. "Singles" besteht zu einem Gutteil aus up-beatigen, tanzbaren Nummern, über die Samuel T. Herring mittels einmalig rotziger Stimme zielsicher Lyrics schleudert, die anderswo platt klingen würden. Hier sind sie goldrichtig. Dass es noch immer wehtut, lässt uns der Sänger nicht zu schnell vergessen. Das vierte Studioalbum der Band ist die konsequente Fortsetzung ihres bisherigen Werdegangs, den man sich ein bisschen wie die Phasen der Trauer vorstellen kann: Auf dem Debüt herrschte noch die Wut vor, "Singles" umgibt bereits die Aura der Akzeptanz. Dabei ist die LP noch kompatibler und poppiger als der Vorgänger "On The Water" aus 2011, bietet weder große Überraschungen noch große Enttäuschungen. Der zweite Track, "Spirit", bildet den frühen Höhepunkt des Albums – er treibt die typisch fröhliche Traurigkeit auf die Spitze und lässt mit 140 BPM sogar die sorgenvollsten Köpfchen mitnicken. Auch wenn es sich bei "Singles" weder um das bisher beste noch das bestmögliche Album, das die Band zu diesem Zeitpunkt hätte machen können, handelt, dürfen wir es guten Gewissens ans Herz legen: nur dort gehört es nämlich hin.
"Singles" erscheint am 25.3 via 4AD. Besonders live wie hier bei Letterman überzeugen die Zukunftsinseln dank Herrings "Fancy Footwork" und Rotzstimme. Am 28.5 spielen sie im Flex.
Die Autorin auf Twitter: @oidaamira