Wanda feiern ihr Zehnjähriges – mit einem selbstbetitelten Album voller unverwechselbarer Trademarks.
Normalerweise ist die Bescheidenheit bei uns ja eine Zier, Schulterklopfen wegen der schmächtigen Körper gleich lebensgefährlich, aber als wir vor acht Jahren als Erste über diese neue Band berichteten, die damals über die österreichische Musikszene kam wie ein Tornado aus Hits und Retrophilie und dem allen, konnten wir unser Fazit zu »Amore« nicht anders abschließen als: »Die werden ganz groß. Promise.« Und das sind sie dann ja auch geworden. Wanda sind zweifelsohne die größte lebende Band in Österreich, lösten am Zenit Mitte der 10er-Jahre die große Entweder-oder-Diskussion aus, verkauften die größten Hallen im In- und Ausland aus. Die Alben haben ein Dauerabo auf die Chartspitze in Österreich und die Top 5 in Deutschland, Hits im Jahrestakt, frag nach bei »Columbo« oder »Ciao Baby«. Die Band ist größer als die Beatles und Jesus zusammen, im Schnitt hat jede*r Österreicher*in Wanda schon fünfmal live gesehen (keine echte Statistik, sondern Übertreibung). Wanda polarisieren – mit Aussagen, mit Songs, mit Gehabe sowieso. Aber nur das, was polarisiert, funktioniert auch.
Niemandem egal
Und auch das Jubiläumsalbum zu zehn Jahren Bandgeschichte, natürlich ein selbstbetiteltes, dürfte zumindest niemandem egal sein, auch hier ist das Polarisierende wieder spürbar. Weil: Licht und Schatten. Der düsterste Schatten liegt auf »Rocking in Wien«, einer peinlichen Mischung aus Falco und plattestem Stadionrock, der selbst dem Dinosaurier-Genre Rock, das sich viel zuschulden kommen hat lassen, nicht gerecht wird. Andererseits: die Lichter, sie strahlen auch 2022 noch erkennbar. Wie etwa die bereits bekannten Stücke »Jurassic Park«, das im Stile von »Columbo« oder »0043« eher zum Schwelgen einlädt. Oder das psychedelischere »Wir sind verloren«, ein fatalistischer und gleichzeitig eskapistischer Interpretationsspielraum von einem Song – Trennung oder Alkoholsucht.
Also alles typisch Wanda, spätestens seit »Niente« hat man seinen Stil gefunden, unverwechselbar, aus schwer greifbaren Gründen, textlich wie seit jeher einfach, aber eben verständlich, da können und sollen alle mitsingen. So gesehen ist »Wanda« ein ziemlich gelungenes Jubiläumsalbum: ein Best-of, nur eben mit neuen Stücken.
Das Album »Wanda« von Wanda ist heute, also am 30. September 2022, bei Vertigo Records erschienen.
Hinweis: Diese Rezension ist für unsere aktuelle Print-Ausgabe und damit einige Tage vor dem Bekanntwerden des frühen Ablebens von Wanda-Keyboarder Christian Hummer entstanden. Wir wünschen der Band und den Hinterbliebenen in dieser schweren Zeit von Herzen alles Gute.