Wieso "Kevin allein zu Haus" nach 25 Jahren immer noch der beste Weihnachtsfilm aller Zeiten ist.
Irgendwie ist es jedes Jahr vor Weihnachten dasselbe: Ich zappe mich ganz nebenbei durch das Fernsehprogramm und finde früher oder später regelmäßig einen Sender, auf dem gerade Kevin allein zu Haus läuft. Und jedes Mal versuche ich – ja ich versuche es wirklich – weiter- beziehungsweise überhaupt auszuschalten: gleich nach dem nächsten Gag. Funktioniert aber nicht. Jedes einzelne Mal bin ich unendlich glücklich, wenn Kevin plötzlich wieder mit seiner Familie vereint ist und unendlich traurig, weil der Film schon aus ist. Bis ich dann irgendwann auf "Kevin allein in New York" stoße.
Weil ich aufgrund von Information-Overflow, Dauerbeschallung und winterlicher Faulheit einfach das Interesse daran verloren habe, mich auf neue Filme zu konzentrieren? Blödsinn. "Kevin allein zu Haus" ist einfach der beste Weihnachtsfilm, der je gedreht worden ist – vor allem, weil er sehr wenig bis gar keine zuckersüße Weihnachtsstimmung zu verbreiten versucht. Ja, es geht um Familie, und ja, auch ein kleines bisschen um den Geist von Weihnachten, aber abgesehen davon ist "Kevin allein zu Haus" einfach eine wirklich gute Komödie, die 25 Jahre später immer noch lustig ist.
Weihnachten aus Kinderaugen
Aber natürlich spielt auch noch etwas anderes mit rein, dass mich alle Jahre wieder zufällig bei Kevin stehenbleiben lässt (okay, erwischt, manchmal sehe ich auch im Fernsehprogramm nach und sage Kevin zuliebe sämtliche Verabredungen für den Abend ab, und auf Bluray hab ich den Film auch noch – sicherheitshalber). Ich komme einfach nicht in Weihnachtsstimmung, bevor ich nicht auf jeden Fall den ersten und am besten auch den zweiten Teil mindestens einmal gesehen hab. Kevin allein zu Haus ist meine Weihnachtstradition, mein ganz besonderes Ritual, mein persönlicher Adventsonntag.
In Kevins Welt fühle ich mich geborgen, weil ich weiß, dass es da weder Terroristen noch Pädophile gibt, weil strohdumme Einbrecher ihre gerechte Strafe erhalten und ich mich mit absoluter Sicherheit darauf verlassen kann, dass der der Held meiner Kindheit nach ungefähr 90 Minuten wieder von seiner Mutter in die Arme geschlossen wird. Weil es weder negative Überraschungen noch irre Special Effects geben wird, sondern einfach nur ein bisschen kindisch unschuldige, konsequenzlose Wohlfühlzeit – die mir zwar nicht den Glauben ans Weihnachtswunder zurückgibt, aber doch ein bisschen Hoffnung darauf, dass die Welt ja vielleicht doch nicht so ein übler Ort ist. Und das reicht mir schon.
Dieser Artikel ist im Rahmen eines Labors an der i>FH Wien im Studiengang Journalismus und Medienmanagement entstanden.
Auf Puls 4 wird "Kevin allein zu Haus" am 14.12. und "Kevin allein in New York" am 21.12. ausgestrahlt.