Wenn die Beatles auf den Wu-Tang Clan treffen

Portugal. The Man waren letztens in Österreich. Ja, schon wieder. Es ist nämlich ihr allerliebstes Land von allen. Warum man ihnen eine derart inflationär verwendete Aussage ebenso vollends abnehmen kann, wie ihre Verehrung für Hip Hop sowie ihre positive Einstellung gegenüber Downloads und Spotify, hat Nicole Schöndorfer von Zachary Carothers und Kyle O’Quin selbst erfahren.

Zuallererst – Portugal. The Man sind zweifellos irre Workaholics. Seit der Gründung 2004 haben die nach Portland ausgewanderten Alaskaner sieben reguläre LPs, eine davon zusätzlich als Akustik-Neuauflage, fünf EPs und jede Menge Singles veröffentlicht. Und nein, sie machen wirklich nichts anderes außer Musik. Musik hören vielleicht. Oder Musik kaufen sowie auch streamen. Vor allem aber begeistern sie sich für Musik – immer schon für die der Beastie Boys, Nirvana, Rage Against The Machine und RZA, noch nicht ganz so lange für die eigene.

Andere tun dies wiederum schon viel länger. Das ist natürlich einerseits die seit neun Jahren stetig wachsende Fangemeinde, die der Band immer wieder zu ausverkauften Hallen und leergefegten Merchandise-Ständen verhilft, andererseits sind es schillernde Namen aus dem internationalen Producer-Eldorado, wie beispielsweise Paul Q. Kolderie, der vor „The Satanic Satanist“ (2009) bereits an wichtigen Alben von Radiohead, Dinosaur Jr. und den Pixies herumgetüftelt hatte. Aktuell ist es niemand Geringerer als Brian Joseph Burton, besser bekannt als Musikmarketing-Guru Danger Mouse, der unter anderem die großen Black Keys und Gorillaz zu den coolen Bestsellern gemacht hat, die sie heute sind, sowie selber als Mitglied von Gnarls Barkley sämtliche Charts durchfegte.

Ein ziemlich hundertprozentiger Erfolgsgarant also. Ebenso wie der Wechsel zum Major Label Atlantic Records vor etwas mehr als drei Jahren. „Sell-Out!“ toben mittlerweile viele sogenannte Fans und vergleichen den Werdegang von Portugal. The Man wütend mit dem der Kings Of Leon oder Florence & The Machine. Dass der oft als so bitterböse verschriene kommerzielle Erfolg eigentlich für Bands wie Fans gleichermaßen großartig und erfreulich ist und Pop überhaupt kein schmutziges Wort ist, geschweige denn jemals war, scheint dabei irgendwie vergessen oder gar ignoriert zu werden. Auch dazu haben Portugal. The Man eine Meinung. Eine wirklich gute nämlich. Ebenso zu Metallica versus Napster, King Krule, frisch erlegtem Wildschwein zum Abendessen und der Wichtigkeit des kleinen Wörtchens Nein.

Schön, dass ihr wieder da seid. Warum seid ihr eigentlich so oft in Österreich?

Zach: Ich sage das jedes Mal, wenn wir hier sind, aber es ist mein Lieblingsland. Auch, weil es mich durch die Berge an Alaska erinnert, aber vor allem, weil ich hier immer wieder eine gute Zeit hatte. Zum Beispiel habe ich meinen 30. Geburtstag in einem Salzbergwerk gefeiert, die Steaming Satellites sind gute Freunde von uns und einmal haben wir in einem Hotel bei Salzburg gewohnt, wo der Besitzer untertags jagen ging und die Beute dann als Abendessen serviert wurde. Das war das Coolste!

„Evil Friends“ wurde vom großen Marketing-Genie Danger Mouse produziert. Ist er vielleicht ein bisschen exzentrisch?

Zach: Das dachte ich auch zuerst, aber er ist eigentlich lächerlich bodenständig, bescheiden und normal.

Wie nennt man ihn eigentlich?

Zach: Brian.

Nicht Danger oder Mr. Danger? Schade.

Zach: Naja, wir albern oft herum.

Kyle: Wenn er nicht da ist.

Zach: Brian ist wirklich der normalste und langweiligste Name auf der Welt.

Danger Mouse wird nicht als Producer ausgesucht, er sucht sich seine Schützlinge selbst aus, hab ich gehört..

Kyle: Er sucht sich alle aus. Es gibt natürlich unzählige Leute, die mit ihm arbeiten wollen. Mittlerweile hat er aber ein Level erreicht, auf dem er einfach mit jedem arbeiten kann, mit dem er arbeiten will. Er ist ein Typ für das große Ganze. Schau dir die Black Keys an, die sind jetzt riesig und er hat maßgeblich dazu beigetragen.

Zach: Er will wirklich etwas bewirken, sehen, dass sich etwas getan hat. Außerdem hat er uns gelernt, nein zu sagen und ein Nein zu akzeptieren. Das haben wir wirklich gebraucht.

Kyle: Das war das Beste im Studio. Viele Producer schleudern dir ein Nein entgegen und du bist völlig zerstört, aber er hat es gesagt, weil er rüberbringen wollte, dass er eigentlich weiß, dass wir es besser können. Witzig war auch, dass er abends immer früher nach Hause ging und wir weitergemacht haben, um ihm dann zu zeigen, wie viel besser wir es können. Er dann: „Netter Versuch, Jungs, aber nein.“

Bild(er) © Patrick Münnich
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