Wenn die Beatles auf den Wu-Tang Clan treffen

Portugal. The Man waren letztens in Österreich. Ja, schon wieder. Es ist nämlich ihr allerliebstes Land von allen. Warum man ihnen eine derart inflationär verwendete Aussage ebenso vollends abnehmen kann, wie ihre Verehrung für Hip Hop sowie ihre positive Einstellung gegenüber Downloads und Spotify, hat Nicole Schöndorfer von Zachary Carothers und Kyle O’Quin selbst erfahren.

Ich habe gelesen, dass eure Lyrics persönlicher geworden sind. Inwiefern? Religion scheint ein Thema zu sein.

Zach: Naja, es ist eher Nicht-Religion. Du meinst vermutlich „Modern Jesus“. Es ist reine Interpretationssache, was Lyrics betrifft und das ist auch gut so. Ein Christ könnte den Song religiös interpretieren, für einen Atheisten ergibt er in ganz anderer Art und Weise ebenfalls Sinn. Wir schreiben die Songs zwar ganz egoistisch für uns selbst, aber sobald sie veröffentlicht sind, liegt es nicht mehr in unseren Händen, was die Hörer hinein interpretieren oder fühlen.

Vor ein paar Stunden hatte ich eine ziemlich ärgerliche Diskussion mit einer Person, die sich darüber aufgeregt hat, dass sich so viele Bands an die Industrie verkaufen und ihre Integrität aufgeben, weil sie große Hallen ausverkaufen, kommerziellen Erfolg haben und Deals bei Major Labels unterzeichnen. Sie meinte, das würde den Untergang der musikalischen Qualität reflektieren und dass Popmusik grundsätzlich böse ist.

Zach: Oh, Mann. Viele Menschen haben einfach den falschen Zugang zu diesem Thema. Wenn man das ernsthaft als „selling out“ bezeichnen möchte, dann macht das doch jede Band. Der einzig wahre Weg, wirklich Musik zu machen, wäre dann alleine in seinem Zimmer sitzend, sie niemandem zeigt und nicht niederschreibt. Wen interessiert das? Es ist leider etwas egoistisch, sich von seiner Lieblingsband zu erhoffen, dass sie für immer in kleinen Clubs vor dreißig Leuten spielen und kein Geld damit verdienen würden. Außerdem will ich den Mainstream cooler machen. Es wäre doch großartig, wenn auf jedem Radiosender gute Musik laufen würde, oder? Das hat absolut nichts mit Ausverkauf zu tun, denn wenn man gute Musik macht, wollen die Menschen das hören und zu den Shows kommen. Schau dir David Bowie an. Wie viele Hits hatte der, bitte? Da zweifelt niemand an seinem künstlerischen Wert.

Kyle: Es ist eben Pop. Pop ist so ein schmutziges Wort geworden. Pink Floyd, The Beatles, alles Pop.

Zach: Viele scheuen sich auch davor, Pop zu machen, wir aber nicht.

Kyle: Es ist so einfach, schräges Zeug zu machen, einen guten Popsong zu schreiben ist allerdings eine Riesenherausforderung.

Zach: Ernsthaft. Ich könnte heute Abend noch einen siebenminütigen Prog-Song schreiben. Das ist nicht schwer, wenn man ein bisschen Gitarre spielen kann. Also, nein, ich stimme derjenigen Person nicht zu. Es ist großartig, vor einem größeren Publikum auftreten zu können und dabei seine Musik in die Welt hinaus zu tragen. Das kann auch etwas verändern. Eine Band, die ewig vor dreißig Menschen spielt, wird das nicht können.

„Evil Friends“ ist bereits am 4. Juni bei Atlantic Records erschienen. Portugal, The Man spielen aber sicher bald wieder in Österreich.

Bild(er) © Patrick Münnich
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