Wenn es Mama gefällt, ist es zu poppig

Ant Antic hätten lieber Matrikelnummern anstatt Bandnamen, finden Musik-Patriotismus schwierig und haben sich auf ihrer ersten EP „Blood Sugar“ von Motsa und CaTekk remixen lassen. Dass aus dem Duo etwas werden würde, wussten ihre Kollegen aber schon vor Monaten.

Ist es euch schwer gefallen, strukturiert zu arbeiten, jetzt wo erstmals ein professionelles Team hinter euch steht?

Marco: Für mich war es schwierig, weil ich bei meinem Soloprojekt – Soloprojekt klingt so schmalzig – wenn ich alleine Musik mache halt, gar nicht überlege, wann ich etwas mache. Wenn ich etwas fertig habe, dann veröffentliche ich es. Und plötzlich heißt es, Moment, wir müssen uns das vorher überlegen. Es macht natürlich Sinn. Aber ich bin der Meinung, dass man viel zu viel überlegt. Generell.

Tobias: Mir macht das alles voll Spaß. Darum ergänzen wir uns wohl so gut.

Marco: Meistens passiert das eh in Arbeitsteilung. Er macht dieses Firmending und ich mache… nix.

Tobias: Du mischt.

Wie weit voraus habt ihr schon gedacht?

Tobias: Bis Ende des Jahres.

Marco: Bis ich meinen Kaffee ausgetrunken habe.

Ihr habt es schon im Noisey-Interview gesagt, dass es ein neues Selbstbewusstsein unter österreichischen Musikern gibt. Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um in Österreich Musik zu machen?

Marco: Einerseits haben österreichische Bands gerade mehr Erfolg, aber es ist andererseits auch schwieriger geworden, weil sich jetzt jeder plötzlich viel ernster nimmt, weil sich jeder denkt, es geht doch. Man investiert auch viel, kommt mir vor. In Musikvideos zum Beispiel. Es ist alles niveauvoller.

Tobias: Ich glaube, es ist ein professionelleres Arbeiten da. Die allgemeinen Erwartungen sind höher. Aber das gemütliche Dasein der Bands untereinander ist nach wie vor da. Es ist ja nicht so, dass es jetzt Beef gibt. Man will im Endeffekt gemeinsam etwas schaffen. Man sollte nie einen Konkurrenzkampf anfangen in der Musik, finde ich, sondern sich gegenseitig Tipps geben, was man vielleicht besser oder günstiger machen könnte.

Marco: Es wird aber eigentlich ein bisschen übertrieben, so viel tut sich nämlich auch wieder nicht. Bilderbuch haben halt Erfolg.

Tobias: Das ist wie im Fußball – „wir haben Erfolg“.

Marco: Bilderbuch haben das einfach sehr gut gemacht, sie machen ja auch gute Musik. Das sind Songs, die man auch am Lagerfeuer spielen könnte.

Tobias: Das ist das Wichtigste!

Welchen österreichischen Künstler findet ihr noch so bemerkenswert derzeit?

Tobias: Motsa.

Ich wusste, dass du das sagst, darauf hatte ich meine nächste Frage abgestimmt.

Tobias: Ich habe ihn gar nicht gekannt bevor er für den Remix im Gespräch war. Die von JHruza Records dachten, wir würden gut harmonieren, weil Motsa auch einen eher englischen Clubsound macht.

Marco: Und er einen ähnlichen Zugang in seiner Sound-Ästhetik hat.

Catastrophe & Cure haben euch schon vor Monaten einmal als next big thing in einem Interview erwähnt. Gehört das zum guten Ton, sich gegenseitig super zu finden?

Marco: Wir könnten jetzt sagen, dass Catastrophe and Cure ein heißer Tipp sind. Die werden uns noch einmal einholen.

Tobias: Es war natürlich sehr nett, dass sie schon damals unseren name gedropped haben.

Marco: Ich würde aber nicht sagen, dass das zum guten Ton gehört. Wenn ich jemanden als gut bezeichne, dann meine ich das einfach so.

War schon jemand deppert zu euch?

Beide: Sicher.

Marco: Das ehrlichste Feedback bekomme ich von meiner Mama. Wenn ihr etwas gefällt, dann ist es poppig, das ist eher schlecht. So kann ich das Zielpublikum gut einordnen.

Tobias: Mamas hätten aber Geld.

Mamas sind eine sehr kaufkräftige Zielgruppe.

Marco: Da würde es sich auszahlen, mehrere Mamas zu haben.

Wird es ein Album geben?

Beide: Ja.

Gabriel Hyden von Vague hat, als sie ihre EP veröffentlicht haben, gemeint, dass bei ihnen ein Album nicht wirklich im Raum steht, weil mit EPs öfters Aufmerksamkeit generiert werden könnte. Weil junge Acts eh so schnell wieder untergehen.

Tobias: Das haben die Beth Edges auch schon so gemacht.

Marco: Ein Album ist ein cooles Medium. Eine EP ist einfach, ja, kurz. Musik wirkt für mich so richtig auf einem Album. Da kippe ich erst rein nach einer Zeit, wenn eine EP schon vorbei ist.

Tobias: Ein Album bleibt einfach für länger. Eine EP sagt, ich bin da, ich mache was, es kommt noch was. Und wenn dann immer wieder nur die nächste EP kommt, dann ist das schade.

„Blood Sugar“ von Ant Antic erscheint am 1. Mai (inklusive 300 Stück Vinyl) via JHruza Records. Am 30. April wird das Ganze live im Fluc präsentiert.

Bild(er) © Julian Mullan.
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