2010 vereinen die Crystal Fighters trans-kontinentale Sounds und Beats zu einem der wegweisendsten Dance-Pop Alben Großbritanniens. Heute geben sie ihr Akustik-Debüt irgendwo in der Unterkärntner-Pampa und Interviews in Badehosen. Jeder braucht mal Sommerferien.
Thematisch befasst sich das neue Album verstärkt mit der Frage nach einer höheren existenziellen Ebene unseres Körpers. In "Are We One" geht es um die Trennung von Körper und Seele, "Wave" philosophiert über unseren Platz im Universum. Wie wichtig ist es an etwas zu glauben im Leben?
Uns geht es darum optimistische Musik zu schreiben und den Menschen gerade in schweren Zeiten Hoffnung zu geben. Liebe zu empfinden, den Moment zu leben und die Realität so anzunehmen wie sie ist, das sind Gefühle, an die wir glauben und zu welchen wir die Menschen ermutigen wollen. Leider ist das in der heutigen Zeit nicht mehr so einfach. Aber stell dir vor die Welt wäre wie eine Metaebene von diesem Festival: Alle kommen miteinander klar und tolerieren einander. Das Leben wäre wohl um einiges einfacher. Aber unsere wichtigste Message ist diese: Das Leben ist wunderschön und jeder Einzelne ist selbst dafür verantwortlich, es auch so zu gestalten.
Den Optimismus hört man euch an: "Cave Rave" klingt wie eine euphorische Weiterführung von "Plage". Mit "These Nights" und "Bridge of Bones" haben sich aber das erste mal melancholische Balladen auf die Platte geschlichen. Gibt es eine Geschichte dazu?
"Bridge of Bones" ist eine Art Konzeptsong und thematische Weiterführung von "Xtatic Truth". Der alte Mann aus dem Song treibt ja quasi seit unserem letzten Album hilflos im Meer herum (lacht). Er weiß, dass er sterben muss, denkt über das Leben nach und ob er die Menschen, die er liebt, wieder treffen wird. Am Ende baut er sich eine Brücke in ein zweites Leben und zwar aus der einzigen Materie, die ihn noch geblieben ist: Seinen Knochen.
"Xtatic Truth" und einige andere Songs auf "Star of Love" wurden in der Werbung und in Sendungen wie "Skins" oder "Gossip Girl" verwendet. Welche moralische Grenze zieht ihr zwischen eurer Kunst und Kapitalismus?
Wir leben in einer kapitalistischen Welt und wenn man sich in dieses System einfügen möchte, muss man auch in einem gewissen Ausmaß kapitalistisch denken. Derartige Aufträge sind für Musiker nicht nur finanziell wichtig, sondern steigern auch dessen internationale Popularität gewaltig. Es gibt für uns natürlich einige Marken oder Firmen, für die wir nie Songs schreiben würden. Wir müssen aber auch keinen Job mehr annehmen und können von unserer Musik leben. Wenn ein Künstler aber das Geld braucht, um das nächste Album produzieren zu können, finde ich das schon okay.
Skins hat damals einen Remix von "Xtatic Truth" verwendet, inzwischen zählt er zu einer eurer Bekanntesten. "Star of Love" koppelt ihr 2012 noch einmal als Remix-Compilation aus. Am neuen Album findet sich weder so ein derber Dubstep wie damals in "Swallow" oder perkussiven Techno wie in "I Love London", trotzdem wird wohl auch das neue Material seinen Weg zur Dance-Musik finden oder?
Remixes begleiten uns seit unserer Anfangszeit, für die Compilation haben wir uns nur unsere Lieblingsversionen ausgesucht. Im Allgemeinen finden wir es großartig, wenn Produzenten, die wir gut finden, unsere Songs interpretieren. Auch für das neue Album haben wir schon Anfragen und großartige Resultate bekommen. Es wird wohl wieder ein Remix-Album geben.
Euer Bandgefüge war nie ganz transparent: Seit ihr jetzt ein Trio oder ein Quintett und seht ihr euch als britische oder als spanische Band?
Wir leben zwar in London und Süd-Amerika, sehen uns aber eindeutig als globale Band. Das Urprojekt Crystal Fighters und das Songwriting basiert auf mir Gilbert und Sebastian. Live und auf Platte haben sich uns im Laufe der Zeit mehrere weibliche Sängerinnen angeschlossen. Momentan sind wir mit zwei Sängerinnen auf Tour.
Mimi von "I Love London" singt also nicht mehr für die Crystal Fighters?
Nein sie ist nicht mehr in der Band. Wir treffen sie aber noch regelmäßig.
Euer Album entstand im Baskenland, wurde aber in L.A aufgenommen. Inwieweit beeinflusst ein Ort das Songwriting?
Gewaltig! Ich persönlich bin sehr gerne in der Natur, wenn ich Songs schreibe und empfinde die Großstadt mehr als eine Ablenkung. Unsere Zeit im Baskenland war für uns alle sehr inspirierend, weswegen wir auch zukünftige Platten fern von London aufnehmen wollen. Ein Ortswechsel ist immer eine Bereicherung!
Als sich die Crystal Fighters 2007 formierten, haben sie ein Genre-Experiment gewagt, das nach wie vor unglaublich gut ankommt: Sowohl in der alternativen Szene als auch im Mainstream. Was hört ihr im Moment am liebsten?
Das interessante an unserer Band ist die Tatsache, dass wir alle so unterschiedliche Musik konsumieren die sich auf unseren Songs überlappt. Ich persönlich bin mit klassischem Rock aufgewachsen während Sebastian und Gilbert mit Dance groß geworden sind. Momentan hören wir alle sehr viel Hip-Hop, Deep House, Techno und afrikanische Musik.
Habt ihr Zeit euch morgen noch Bands anzusehen?
Leider nein. Nach der Show geht es gleich in den Tourbus und weiter nach Deutschland. Wir haben uns heute aber tagsüber ein paar Bands angesehen.
Das zweite Album der Crystal Fighters "Cave Rave" wurde am 27. Mai via Zirkulo/PIAS/Atlantic Records veröffentlicht. Derzeit ist die Band auf Tour: Am 15. November spielen die Crystal Fighters ein Konzert in der Wiener Arena, am 16. November im Rockhouse in Salzburg. Weitere Fotos vom Acoustic Lakeside gibt es hier.