Barock trifft auf heute – Olafur Eliasson lässt das Winterpalais des Prinzen Eugen in neuem Licht erstrahlen.
Da ist viel Raum, viel Licht. Das barocke Winterpalais des Prinzen Eugen von Savoyen, die Lichtinstallationen des isländisch-dänischen Künstlers Olafur Eliasson. Kontrastprogramm? Nein. Die Ausstellung "Olafur Eliasson: Baroque Baroque" schlägt eine Brücke zwischen der prunkvollen Architektur des Palais und den großräumig angelegten Installationen Eliassons und präsentiert neben ortsspezifischen Interventionen eine Schau mit Arbeiten aus zwei Jahrzehnten.
Eliassons Werk fügt sich homogen in das barocke Umfeld ein. Das Zusammenwirken von Architektur und Licht, Aspekte wie Zeithaftigkeit und Vergänglichkeit – "vanitas", ein Begriff, der im Barock seinen Höhepunkt erreicht – finden sich in Eliassons Werk auf Schritt und Tritt. Er arbeitet mit flüchtigen Materialien wie etwa Licht oder Wasser, mit Illusionen und Veränderlichkeit. Seine Kunst ist nicht statisch, sie reagiert auf ihre Umgebung und lässt die Besucher Teil davon werden.
Der gelbe Flur
Die Installation "Yellow Corridor" spiegelt all diese Elemente wieder. 1997 entstanden, war sie unter anderem bereits im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris (2002) oder im ARoS Aarhus Kunstmuseum in Dänemark (2004) zu sehen und beseelt nun das Stiegenhaus des Winterpalais. Eliasson greift das barocke Spiel von Licht und Schatten auf und leuchtet den Treppenbereich mit gelbem Monofrequenzlicht aus. Dieses Licht reduziert in unserer Wahrnehmung die Umgebung auf die Farben Gelb und Schwarz: das sichtbare Farbspektrum wird eingegrenzt, der gelbe Korridor macht die Besucher aber gleichzeitig sensibler in ihrer Wahrnehmung und erlaubt, detailgenauer und bewusster zu sehen.
Eliasson taucht den weißen Raum, der Kunst zeigt, in neue Farbe. Was bleibt – aber nur für einen kurzen Moment – ist die optische Nachwirkung, das "afterimage", wie Eliasson es nennt. Wenn wir den Raum verlassen, verwandelt unser Hirn das Gesehene in seine Komplementärfarbe und hinterlässt ein bläuliches Bild, was wiederum die Wahrnehmung des nächsten Raumes beeinflusst. Das Kunstwerk liegt also im wahrsten Sinne des Wortes im Auge des Betrachters. Man könnte auch sagen: Eliassons Installation macht den Pomp des Barock noch eine Spur pompöser. Eliasson stellt die Wahrnehmung von Kunst, unsere Sehgewohnheiten und das Verhältnis zwischen Realität und Repräsentation in Frage – ein Kontrast, der gerade in der Epoche des Barock eine zentrale Rolle einnimmt.
Olafur Eliasson wurde 1967 geboren und lebt und arbeitet in Kopenhagen und Berlin. Er betreibt ein Studio in Berlin, das 90 Mitarbeiter beschäftigt, um seine Projekte umzusetzen. Seine Arbeit zeichnet sich als multimedial aus: Installationen, Malerei, Bildhauerei, Fotografie und Film. Am eindrücklichsten darunter sind jedoch seine Installationen, vor allem "The Weather Project", das 2003 über zwei Millionen Besucher in die Tate Modern anzog.
Der "Yellow Corridor" verbindet den Eingangsbereich mit den danach folgenden installativen Arbeiten, Fotografien und Skulpturen der Ausstellung "Olafur Eliasson: Baroque Baroque". Die gezeigten Werke, einige der bedeutendsten Arbeiten des Künstlers, stammen aus den Privatsammlungen der TBA21 und der Juan & Patricia Vergez Collection und sind von 21. November bis 6. März im Winterpalais, dem vierten Ausstellungsort des Belvedere, zu sehen.
Installationsansicht: Winterpalais/Belvedere, Wien, 2015. Lichtinstallation, Maße variabel. The Juan & Patricia Vergez Colletion, Buenos Aires, Foto: Irina Gavrich, 2015.
Bild 3: Olafur Eliasson, Yellow corridor, 1997
Installationsansicht: Winterpalais/Belvedere, Wien, 2015. Lichtinstallation, Maße variabel. The Juan & Patricia Vergez Colletion, Buenos Aires, Foto: Irina Gavrich, 2015.