Chaplin-Film mit Budget eines Softpornos

Ein Haufen schicker, Zigarren rauchender, isländischer Künstler und die Idee ein Epos zu verfilmen und sich dabei Zuschauen zu lassen – Der isländische Performancekünstler Ragnar Kjartansson gastiert in der TBA21.

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Ragnar Kjartansson kommt mit siebzehn Künstlern aus Island, darunter sein Vater, Kjartan Ragnarsson (Vater-Sohn-Spannungen inklusive) und Kjartan Sveinsson, den man von Sigur Rós kennt, nach Wien und verwandelt mit ihnen zwischen 3. und 27. April die Ausstellungsräume der TBA21 im Augarten zu einem Filmstudio. Ragnar Kjartansson beschreibt den Film als einen Chaplin-Film mit dem Budget eines Softpornos. Da der Herr Kjartansson aber nicht so sehr am Endergebnis seines Filmdrehs interessiert ist, sondern eher an der Atmosphäre, die auf so einem Filmset herrscht, wandert das Making-of selbst kurzerhand in das Zentrum der Aufmerksamkeit.

Dargebracht wird die filmische und theatralische Umsetzung des epischen Romans "Weltlicht" des isländischen Autors und Nobelpreisträgers Halldór Laxness. Das Werk wurde zwischen 1937 und 1940 verfasst, kurz vor und nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs also. Das Schloss des Sommerlandes, benannt nach dem zweiten Teil des Romans, kreist um das tragische und verhängnisvolle Schicksal seines Protagonisten, des folkloristischen Dichters Ólafur Kárason, dessen ewige Suche nach dem reinen Schönen und nach künstlerischer Anerkennung schließlich auch sein Untergang ist. "Es ist die Story eines glorreichen Scheiterns“ und „es dreht sich alles um die Schönheit“ so Ragnar Kjartansson. Das soll im Filmdreh eingefangen werden. Und genau diesen Dreh kann man beobachten.

Lebendes Performance- und Film-Studio

Vom 3. bis zum 27. April, immer mittwochs bis sonntags während der TBA21-Öffnungszeiten, und samstags bis Mitternacht, werden die MusikerInnen, SchauspielerInnen, KünstlerInnen, KostümdesignerInnen, Kameraleute und TechnikerInnen kontinuierlich im Augarten leben und performen, und so die Ausstellungsstätte in ein aktives Studio, eine Kunst-Fabrik und ein Set für die Film- und Theater-Adaption des epischen Romans verwandeln. Interessierte können dabei an diesem kontinuierlichen Fortschritt teilhaben. Dabei geht es mehr um den flüchtigen Moment als um das finale Ergebnis. Obwohl die Film- bzw. Theatersets zu Teilen im Anschluss an die Performance in einer groß angelegten Ausstellung, die im Augarten vom 30. April bis zum 8. Juni stattfinden wird, zu besichtigen sein werden.

Auch bei der Eröffnung am 3.April konnte man das Team schon live in Aktion sehen, riesige Leinwände wurden bemalt, eine Szene wurde gedreht und Musiker vertonten das Ganze im Hintergrund. Dazu gab es den ganzen Abend gratis Getränke und es wurde gegrillt. Und das alles im schönen Ambiente des Augartens – erinnerte ein bisschen ans Scharaffenland und war auf jeden Fall den Besuch wert.

Die Performance kann man zwischen 3. und 27. April mittwochs bis donnerstags zwischen 12 und 17 Uhr, freitags bis sonntags zwischen 12 und 19 Uhr und samstags bis Mitternacht im TBA21 miterleben. Von 30. April bis 8. Juni gibt’s dann die Ausstellung dazu.http://www.tba21.org/program/current

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