Rangleklods beehrt beim Spot On Denmark nach einem furiosen Auftritt beim Waves Vienna erneut Wien. Wie er dafür sorgt, dass es ihm und den Zuschauern nicht langweilig wird, verrät er im Interview.
Der Auftritt von Rangleklods alias Esben Anderson war definitiv eines der Highlights auf dem Waves Vienna 2012. Mit soundverliebtem Elektro-Pop brachte er die Fluc Wanne zum Brodeln. Im Rahmen der Spot On Denmark-Reihe bespielt er am 1. Feber als Main Act das Wiener WUK – zusammen mit Broken Twin und The Eclectic Moniker. Noch leicht verschlafen erzählte er vom Dreieck Wien-Berlin-Aarhus und weiteren wichtigen Eckpunkten seiner Musik.
The Gap: Bei deinem Auftritt beim Waves war die Menge richtig begeistert. Bekommst du immer solche Reaktionen?
Esben: Nicht bei jedem einzelnen Auftritt, aber ich würde sagen, glücklicherweise fast jedes Mal. Die Sache ist die: wir spielen Konzerte zu sehr unterschiedlichen Tageszeiten. Bei einer Show um Acht kann es schwierig sein, diese Art von Reaktion zu bekommen.
Damals standest du allein auf der Bühne, ich hab aber gesehen, dass du manchmal eine Gitarristin dabei hast. Was erwartet uns bei Spot on Denmark am 1. Feber, wenn du wieder nach Wien kommen wirst?
Für dieses Konzert werde ich Synthesizer und Backing Vocals mitbringen und auch ein bisschen Percussion machen. Wir haben das Live-Setup verändert und machen das immer wieder, damit es für uns interessant bleibt.
Wir versuchen definitiv, dass sich das Ganze anders anfühlt. Würden wir die Songs genau so performen, wie sie auf dem Album sind, würde es für beide, uns und das Publikum, schnell langweilig werden. Man kann das Album zu jeder Zeit zu Hause auflegen. Live will ich den Leuten etwas Anderes bieten.
Deine Musik bewegt sich zwischen verschiedenen Polen: zwischen analog und digital, zwischen Soundexperimenten und Eingängigkeit. Wie würdest du deinen musikalischen Zugang selbst beschreiben?
Mein Zugang ist wirklich "anything goes". Es gibt keine Regeln oder Grenzen, in denen ich mich bewege – oder nur sehr wenige. Wir wollen unsere Möglichkeiten nicht einschränken, wenn wir anfangen an einem Song zu arbeiten. Es geht immer darum den jeweiligen Song so gut wie möglich zu machen. Und dann zu hoffen, dass sich alles zusammenfügt aufgrund unserer Produktionstechnik und der Melodie. Auf diese Weise können wir sehr unterschiedliche Tracks machen, die immer noch irgendwie zusammenpassen. Das kommt daher, dass ich nie nur eine Art von Musik gehört habe. Viele alte Sachen, z.B. Folk aus den 60ern und Psychedelic Rock aus den 70ern. Außerdem viel Euro Techno und Detroit House. Das alles kommt zusammen.
Du hast in Aarhus elektronische Musik studiert. Wie beeinflusst das deine Musik?
Wie du gesagt hast, viele unserer Songs haben etwas Poppiges an sich, aber auch eine experimentelle Seite. Ich denke, dieses Experimentieren habe ich während meiner Zeit am Konservatorium für mich entdeckt und begriffen, wie man das mit guten Melodien und Songs, an die sich die Leute erinnern und in denen sie sich wiederfinden, kombiniert. Das Ziel war immer etwas zu machen, das genau zwischen extremem Pop und extremer Avantgarde liegt. Und ich denke, das hat funktioniert.
Du bist vom kleinen Aarhus ins große Berlin gezogen. Berlin ist natürlich, gerade für elektronische Musik, eine wichtige Stadt, aber wie hat sich das konkret ausgewirkt?
Der erste große Unterschied war genau dieser Punkt, dass ich es immer gewohnt war Teil einer Minderheit zu sein, weil ich elektronische Musik mochte. Es war immer schwierig, die Art von Parties und Konzerten zu finden, auf die ich gehen wollte. In Berlin ist die elektronische Szene totaler Mainstream, vielleicht sogar die mainstreamigste unter all den Szenen dort. Wenn man ein Soundsystem auf der Straße sieht, um das sich Leute versammeln, ist es immer Techno, den sie dort spielen. Für mich war das am Anfang wirklich seltsam, weil ich es nicht verstanden habe. Ich glaube, für mich war es wichtig, dass ich nicht mehr der Typ war, der diese andere Musik macht und erklären muss, warum ich das tue und nicht Gitarre spielte.
Berlin ist ein richtiger Schmelztiegel. Dort gibt es alles Mögliche, Leute aus der ganzen Welt und alle möglichen Musikszenen und -clubs. In Berlin habe ich den Entschluss gefasst, dass Rangleklods sich genremäßig nicht festlegen wird. Dass alles, was ich machen will, in Ordnung geht. Dass ich einen langsamen, sehr aggressiven Techno-Song wie "Order" machen kann und danach einen akustischen, ziemlich melancholischen Track wie "Beekeeper". Ohne in Berlin gewesen zu sein, hätte ich, glaube ich, nicht den Mut dazu gehabt.
Warum hast du überhaupt beschlossen dorthin zu gehen?
Ich war sehr lange in Aarhus, fünf Jahre etwa. Es war Zeit für eine Veränderung und Berlin war sicher die richtige Entscheidung. Ich bin in Aarhus nicht mehr ausgegangen, weil wir immer das Gleiche gemacht haben. Es war höchste Zeit für mich. Wäre ich damals nicht umgezogen, wäre ich vielleicht mein ganzes Leben in der gleichen Stadt geblieben. Zumindest hat es sich so angefühlt.
Dein Label für Deutschland, Österreich und die Schweiz ist in Wien, nicht Berlin. Wie kam das zu Stande?
Wir haben eine Weile gesucht um einen guten Partner zu finden. Ich kannte Ink Music vorher nicht. Man muss nicht mit jedem befreudet sein, aber das Gefühl, dass man gut miteinander arbeiten und Spaß haben kann, ist wichtig. Bei den Ink-Leuten hatten wir dieses Gefühl. Ich weiß, dass es auch bedeutet, dass wir ziemlich oft nach Wien kommen und das gefällt mir.
Sie haben dich ja auf dem Spot On Denmark-Festival entdeckt. Wie bekommt man einen Slot dort und bei einem Event, wie dem am 1. Feber?
Ich war beim Spot-Festival zwei Jahre hintereinander. Das erste Mal, 2011, musste man drei Tracks einschicken und eine Jury wählte aus, was ihr am besten gefiel. Ich habe nicht damit gerechnet ausgewählt zu werden, ich hab’s einfach mal versucht. Im zweiten Jahr hatten wir die EP und das Album veröffentlicht und es war sehr wahrscheinlich, dass wir spielen würden. Beim Festival geht es darum, Leute außerhalb von Dänemark auf dänische Musik aufmerksam zu machen. Das ist wirklich toll. Jedes Mal, wenn ich irgendwo außerhalb von Dänemark bin, merke ich, dass dänische Musik gerade einen sehr guten Ruf hat. Natürlich ist es keine Garantie für einen Plattenvertrag, wenn man aus Dänemark kommt, aber ich glaube, im Moment macht es vieles einfacher.
In welchen Ländern wurdest du gebucht als Ergebnis der Spot on Denmark-Shows, abgesehen von Deutschland und Österreich?
Im Moment konzentrieren wir uns auf Deutschland und seine Nachbarländer, Österreich natürlich, Schweiz und die Niederlande, wo wir gerade sind. Es läuft ziemlich gut, aber in diesen Ländern gibt es trotzdem noch viel zu tun. Statt viele Länder nur halbherzig anzugehen, wollen wir uns lieber auf diese Märkte fokussieren, weil wir finden, die Musik passt ziemlich gut dorthin. Hoffentlich spielen wir einen Haufen Festivals im Sommer. Im Frühling haben wir auch schon viele Termine in diesen Ländern. 2013 wird ziemlich stressig – aber auf eine gute Art.
Spot On Denmark mit Rangleklods, Broken Twin und The Eclectic Moniker am 1. Feber im WUK.