Wien statt L.A.

Ohne Drehort kein Film. Seit 2009 vermittelt die Vienna Film Commission zwischen Stadtverwaltung und Filmbranche. Arbeitserleicherung auf der einen, Standortförderung auf der anderen Seite. Eine Win-Win-Situation.

Bevor noch der Rec-Knopf gedrückt wird, sollte unter anderem eines feststehen: der Drehort. Leider reicht es nicht immer, die optimale Location zu finden. Da war ja dann noch das mit der Genehmigung. Der kleine Hobbyfilmer, der Amtswege eher scheut, kann solche Details am Rande schon mal außer Acht lassen, muss beim Drehen dann aber manchmal mit ähnlichem Nervenkitzel klarkommen, dem etwa auch der gemeine Schwarzfahrer in der U-Bahn ausgesetzt ist. Gern sagt schon mal die Polizei „Hallo“ und stellt den Drehplan auf den Kopf.

Bei größeren bis zu High-Budget-Produktionen ist die Sache schon eindeutiger: Ohne Drehgenehmigung geht nichts, schon gar nicht wenn man vorhat, für einen Film ganze Straßenteile oder Gebäude abzusperren. Hier kommt jetzt Unterstützung. Seit November 2009 gibt es in Wien eine Servicestelle, die Filmemachern über die schnöden Hürden der Bürokratie hilft. Die Vienna Film Commission bietet einen Vermittlungsdienst zwischen Stadtmagistrat und Filmbranche an und wirbt gleichzeitig international für den Filmstandort Wien. Den Dienst können Filmschaffende, unabhängig von Größe (High-/ Low-/ No-Budget) oder Art (Spiel-, Dok-, Kurzfilm oder Werbung) des Projekts, in Anspruch nehmen – und das kostenlos.

Die Vienna Film Commission hat nun Bilanz über das Jahr 2010 gezogen: Insgesamt wurden 366 Filmprojekte eingereicht, 430 Ansuchen um Drehgenehmigung an die entsprechenden Dienststellen weitergeleitet und 387 Empfehlungsschreiben ausgestellt. Nicht weiter verwunderlich, die Service- und Anlaufstelle ist bei heimischen Produktionen am aktivsten. Zu den Top-Produktionen des letzten Jahres zählen „Kottan ermittelt“ von Peter Patzak oder David Schalkos Glavinic-Romanverfilmung „Wie man leben soll“. Auch die Serie „Schnell ermittelt“ hat von dem Dienst Gebrauch gemacht.

Abgesehen von österreichischen Projekten haben auch schon insgesamt 42 internationale Produktionen um Drehgenehmigung angesucht, darunter „A Dangerous Method“ von David Cronenberg (The Fly, Scanners) , in dessen Mittelpunkt der österreichische Arzt und Tiefenpsychologe Sigmund Freud steht (Freud wird von Viggo Mortensen verkörpert, nachdem der eigentlich dafür vorgesehene Christoph Waltz abgelehnt hat).

Auch Wolfgang Murnbergers Nazi-Komödie „Mein bester Feind“ (2011, mit Georg Friedrich und Moritz Bleibtreu) kann sich die Vienna Film Commission auf die Fahne schreiben. Für den Film, der in Wien gedreht wurde und im diesjährigen Berlinale-Programm (außer Konkurrenz) läuft, ist ein Abschnitt der Große Neugasse im vierten Bezirk über mehrere Tage gesperrt worden. Apropos Absperren: Die gefragtesten Motive im Bereich der Stadtverwaltung sind übrigens Spitäler, gefolgt von Parks, Gärten, etc.

2011 wird die Vienna Film Commission im Dienste der Standortförderung weiterhin Wien als Drehort für internationale Produktionen anpreisen, zum Beispiel in Cannes am Filmmarkt der Internationalen Filmfestspiele sowie der Fernesehmesse „MIPCOM“, bei der Berlinale oder auch bei der Location Tradeshow in Los Angeles.

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